Gewerkschafts-Untersuchung weist hohen Zuwachs bei zweiten Einnahmequellen nach

Kreis Pinneberg. Immer mehr Menschen im Kreis Pinneberg brauchen einen Zweit-Job: Etwa 11.260 Berufstätige waren im vergangenen Jahr auf einen Mini-Job als zusätzliche Einnahmequelle angewiesen. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die das Pestel-Institut in Hannover im Auftrag der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) gemacht hat. Demnach ist die Zahl der derjenigen, die neben ihrer Hauptbeschäftigung noch einen Mini-Job als Nebenjob haben, in den vergangenen Jahren im Kreis Pinneberg drastisch gestiegen: "Blickt man zehn Jahre zurück, so hat es eine Zunahme von 143 Prozent gegeben", sagt Studienleiter Matthias Günther vom Pestel-Institut. Voriges Jahr hätten nahezu neun Prozent der Beschäftigten im Kreis sich mit einem 400-Euro-Job nebenher etwas dazuverdient. Ralf Schwittay, Geschäftsführer des Ver.di-Bezirks Pinneberg-Steinburg, macht für das "Multi-Jobben" vor allem Niedriglöhne verantwortlich. "Auf der einen Seite werden Stundenlöhne bezahlt, die im Keller sind. Auf der anderen Seite steigen die Lebenshaltungskosten." Da seien Niedrigverdiener gezwungen, nach Feierabend und an den Wochenenden noch einmal zur Zweit-Arbeit zu gehen.

Abhilfe könnte nur ein einheitlicher gesetzlicher Mindestlohn schaffen, darin sind sich Ver.di und NGG einig. "8,50 Euro pro Stunde - das ist der Mindestpreis, den Arbeit bei uns hat. Wer heute für weniger Geld arbeiten muss, der hat keine Chance, von dem, was er verdient, auch leben zu können", sagt der Geschäftsführer der NGG-Region Hamburg-Elmshorn, Lutz Tillack.

Eine klare Absage erteilten Ver.di und NGG dem Vorhaben der schwarz-gelben Regierungskoalition in Berlin, regional unterschiedliche Lohnuntergrenzen einzuführen. "Dann würde Deutschland zu einem Lohn-Flickenteppich."