Sabine Lüchau verrät in unserer Reihe Bank-Geheimnisse ihre Pläne nach der Amtszeit. Angebote gibt es genug, doch nicht überall will Lüchau mitmachen.

Wedel. Füße hochlegen und nichts tun? Das kommt für Sabine Lüchau auf gar keinen Fall infrage. Wenn mit der Kommunalwahl am 26. Mai auch ihre zweite und letzte Amtszeit als Stadtpräsidentin Wedels abgelaufen ist, dann will sich die quirlige 73-Jährige weiterhin ehrenamtlich in der Stadt engagieren. Der Entschluss steht fest. Ihren Sitz in der Amschlerstiftung würde sie gern behalten. Und natürlich will sie sich weiterhin für das Projekt Weki (Wedel für Kinder) starkmachen. Darüber hinaus kann sie sich vorstellen, in der Bücherei oder der Schule vorzulesen. "Angebote gibt es genug, aber ich mache doch nicht überall mit", sagt Lüchau in ihrer bestimmten Art.

Sie hat auf einem Familienerbstück Platz genommen. Die schneeweiße Holzbank steht auf der Dachterrasse ihrer derzeitigen Übergangswohnung. In einigen Monaten ziehen Sabine Lüchau und ihr Mann Jan-Peter in die neue Wohnung am Strandweg. Die restaurierte Bank, auf der schon Generationen von Lüchaus saßen, kommt natürlich mit.

Neue Wohnung, neue Aufgaben: Auf Sabine Lüchau kommen einige Umwälzungen zu. Doch für Lüchau ist das kein Problem. Körperlich betrachtet mag sie vielleicht nicht die größte sein. Aber in Wedel spielt sie eine durchaus große Rolle. Die Christdemokratin engagiert sich seit Anfang der 80er-Jahre ehrenamtlich in der Wedeler Kommunalpolitik.

Während eines Schaufensterbummels durch Wedel traf sie auf den damaligen Bürgervorsteher Bernhard Rawald. Der warb die engagierte Elternvertreterin für die CDU an. Seit der drauffolgenden Kommunalwahl saß sie im Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport, den sie später auch als Vorsitzende leitete.

Beruflich unterstützte die zweifache Mutter ihren Mann. Die aus Ostpreußen geflohene Lüchau lernte ihren Jan-Peter im "Haus Rissen" über eine Freundin kennen und lieben. 1962 zog sie zu ihm nach Wedel. 1964 wurde geheiratet. Kurz darauf kamen ihre Söhne Jochen und Hans-Jörg zur Welt. Zusammen baute die Familien aus einem ehemaligen Sechs-Mann-Betrieb ein florierendes Unternehmen auf.

Das Bauzentrum Lüchau mit Sitz in Wedel, Elmshorn, Halstenbek, Uetersen und Hamburg zählt heute etwa 165 Mitarbeiter. Jochen wird in die Fußstapfen seines Vaters treten, der in diesem Jahr beruflich kürzer treten will. Sabine Lüchau ist bis heute im Betrieb tätig. Früher war sie für das komplette Personalwesen verantwortlich.

Das änderte sich allerdings, als sie ein weiteres zeitraubendes Amt antrat. 2003 übernahm die Wedelerin als erste Frau das höchste ehrenamtliche Amt der Stadt; sie wurde Bürgervorsteherin. Später bekam das Ganze einen neuen Namen. Statt Bürgervorsteherin heißt es in Wedel heute Stadtpräsidentin. Die Aufgaben sind gleichgeblieben: Lüchau repräsentiert die Stadt auf Veranstaltungen, spricht Grußworte, überreicht Schecks und Sträuße, lädt zur Einwohnerversammlung ein und hört sich während ihrer Sprechstunde die Sorgen und Nöte der Wedeler an. Wer es nicht zur Sprechstunde schafft, kann sie anrufen. Manche sprechen sie auch beim Einkaufen und im Eiscafé an. All das stört sie nicht. Nur einmal war sie ihres Amtes überdrüssig. Während einer Sprechstunde platzte ein Mann rein, beschimpfte sie. "Er war weg, bevor ich auf die Vorwürfe überhaupt antworten konnte. Einen Namen hat er auch nicht gesagt. Das war frech", sagt Lüchau.

Dabei ist die Wedelerin, die früh ihre Eltern verlor und mit ihrer Schwester während des Krieges vor den Russen floh, nicht auf den Mund gefallen. Wenn etwas ihr Herz berührt, dann ist es mit der Zurückhaltung vorbei, dann fackelt sie nicht lange. So kämpft sie relativ allein in ihrer Partei für die Ernst Barlach Gesellschaft. "Die CDU hat kein Verhältnis zu dem Museum", sagt sie mit Blick auf die angestrebten Kürzungen. Lange überlegte sie auch nicht, als sich im November 2006 auf Einladung der SPD eine Initiative gründete, um Kindern in Not zu helfen. Lüchau versprach sofort, Spenden zu sammeln. Es war die Geburtsstunde der Wedeler Hilfsaktion WeKi. "Ich weiß noch aus dem Krieg, wie es ist, wenn man Hunger leidet und andere stehen daneben mit dick beschmierten Mettwurstbroten", sagt Lüchau. Bis heute schreibt sie einmal pro Jahr Firmen und Sponsoren in Wedel an und bittet um Unterstützung. Mit Erfolg. 2012 kamen 30.000 Euro zusammen. Erzieher und Lehrer werden sich an sie wenden, wenn ein Kind in Wedel nichts zu essen bekommt.

Es gibt nur eines, um das Sabine Lüchau einen Bogen macht: kleine Boote. Seitdem ihr Schiff, mit ihr, ihrem Mann und den damals noch kleinen Kindern drauf auf der Elbe mitten in der Fahrrinne schlappmachte und sie nur abgeschleppt werden konnten, hat sie kein kleines Boot mehr betreten.