Viele Organisationen und eine Kindertagesstätte sollen in den acht Millionen Euro teuren Neubau einziehen. Die Realisierung soll im Herbst starten.

Elmshorn. Die Realisierung des etwa acht Millionen Euro teuren Projektes soll im Herbst 2013 beginnen. Dem Neubau werden das Gemeindehaus von St. Nikolai, Kirchenstraße 1, und das einstige Verwaltungsgebäude des Kirchenkreises Rantzau (Kirchenstraße 3) weichen müssen. "Es handelt sich um ein Filetgrundstück in Elmshorn", so Propst Thomas Bergemann. In dem Neubau werde eine Vielzahl kirchlicher Dienstleistungen gebündelt, zudem entstehe eine Kindertagesstätte in zentraler Lage.

Das Projekt ist angesichts der finanziellen Lage der Kirche ehrgeizig, es wird das Gesicht der Elmshorner Innenstadt verändern - und es zieht sich bereits mehr als zwei Jahre hin. Zunächst hatte der Kirchengemeindeverband Elmshorn, der Zusammenschluss der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden der Stadt, die Bauherrenschaft inne. Im November 2012 übernahm der Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf das Projekt. "Die Bedingung war, dass uns die Grundstücke überschrieben werden. Das ist inzwischen geschehen", so Propst Bergemann.

Unter der Regie des Kirchenkreises haben sich die Rahmenbedingungen des Vorhabens geändert. Die ersten Planungen sahen vor, lediglich die Kindertagesstätte der Nikolaikirchengemeinde, die bisher an der Kirchenstraße 38 residiert, in den Komplex einzubinden. Jetzt ist klar, dass auch die Kita der Stiftskirche von der Fritz-Reuter-Straße miteinbezogen wird. "Wir planen mit einer Einrichtung, die fünf Regel- und drei Krippengruppen umfassen wird", so Bergemann weiter. Es solle eine "Vorzeige-Kindertagesstätte mit Strahlkraft entstehen, in der Inklusion gelebt wird". Der Kirchenkreis wird sein Frauennetzwerk, die Notfallseelsorge, das Kirchenkreisjugendwerk und die Kita-Fachberatung in dem Neubau ansiedeln.

Und auch die 88 Mitglieder starke Synode, das höchste Beschlussorgan des Kirchenkreises, soll dort eine dauerhafte Heimat finden - zumindest wenn es nach dem Propst geht. "Ich möchte, dass alle Sitzungen der Synode künftig in Elmshorn stattfinden."

Auch das Diakonische Werk des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf wird in den Neubau integriert. Die Diakonie-Mitarbeiter und ihre Kunden müssen sich nicht groß umstellen. Das Haus der Diakonie, das direkt am Alten Markt steht, bleibt in der jetzigen Form erhalten. Erste Pläne, das Gebäude aufzustocken und es optisch an den angrenzenden Neubau anzugleichen, sind vom Tisch. "Das äußere Erscheinungsbild hat nicht nur Jubelstürme ausgelöst", fasst es Bergemann zusammen. Die Pläne für den Neubau würden daher angepasst und das Haus der Diakonie nicht angetastet.

"Allerdings bleibt es dabei, dass unser Erdgeschossbereich umgestaltet wird, weil wir einen zentralen Eingang vom Alten Markt aus schaffen wollen", sagt Diakonie-Geschäftsführer Thorsten Sielk. Das Angebot des Diakonischen Werks bleibe während der Bauphase uneingeschränkt erhalten. Und auch das im Erdgeschoss gelegene Diakonie-Café müsse nicht schließen. "Wir suchen derzeit nach einem Ausweichquartier in der Innenstadt, in das wir unser Café vorübergehend verlegen können", erläutert Sielk.

Ein weiterer Hauptnutzer des Neubaus wird die Nikolai-Kirchengemeinde sein. "Wir hängen schon an den jetzt vorhandenen Räumen, auch wenn sie den Charme der 60er-Jahre ausstrahlen", sagt Rosmarie Lehmann, die Vorsitzende des Kirchenvorstandes. Allerdings habe sich herausgestellt, dass der Altbau ein Energiefresser sei. "Die Heizkosten sind inzwischen so hoch, dass sie die Kirchengemeinde kaum noch alleine tragen kann."

Daher verabschiede sich die Gemeinde schweren Herzens von ihren angestammten Räumen. "Wir freuen uns, dass ein großer Saal entsteht, den wir für musikalische Veranstaltungen nutzen können. Die Kirchenmusik ist schließlich einer der Schwerpunkte unserer Gemeinde", so Lehmann weiter. Die bisherigen Planungen der Firmen GRS Reimer Architekten und Stattbau Hamburg sahen einen Baukörper entlang der Kirchenstraße vor, der sich auf vier Etagen, Staffelgeschoss, Kellerräume und Tiefgarage verteilt. Diese Version wird nun nochmals überarbeitet. Ein neuer Entwurf soll inklusive Kosten- und Finanzierungsplanung der Juni-Sitzung der Kirchenkreissynode vorgelegt werden. Der Kirchenkreis stellt eine Anschubfinanzierung von einer Million Euro bereit, eine weitere Viertelmillion soll mit dem Verkauf des Kindergarten-Grundstücks Kirchenstraße 38 hereinkommen. "Die übrige Summe muss aus Drittmitteln kommen", sagt Propst Bergemann. Und er ergänzt: "Die Kirche kann es sich nicht leisten, acht Millionen Euro in das Projekt zu stecken."

Drittmittel ergeben sich aus der Kindergartennutzung, für die Zuschüsse von Stadt, Kreis, Land und Bund fließen. Im Ursprungskonzept sind auch 15 Wohnungen vorgesehen, für die ebenfalls Fördermittel abgerufen werden könnten. Der restliche Betrag soll durch öffentliche und private Darlehen aufgebracht werden. Bergemann: "Unser Ziel ist es, dass der Neubau Ende nächsten Jahres fertiggestellt ist, damit der Kindergarten zum Jahresbeginn 2015 den Betrieb aufnehmen kann." Der Abriss der Gebäude Kirchenstraße 1 und 3 müsse daher im Herbst 2013 erfolgen.

Die Immobilie Kirchenstraße 3, der einstige Sitz des Kirchenkreises Rantzau, steht seit der Fusion der damals eigenständigen Kirchenkreise Rantzau und Münsterdorf 2009 leer. Seitdem wird der Kirchenkreis von Itzehoe aus geführt. Bergemann: "Es besteht Handlungsbedarf. Die Kirche kann es sich nicht leisten, so ein Gebäude an zentraler Stelle der größten Stadt des Kirchenkreises leer stehen zu lassen."