Einrichtung steht unter Sparzwang, muss aber zügig ihr digitales Angebot ausbauen. Wir befinden uns im Wandel, sagt Leiterin Gabriele Fahrenkrog.

Pinneberg . Die Nutzer der Stadtbücherei Pinneberg wollen das Beste aus beiden Welten. Zum einen sind da die klassischen Bibliothekskunden, die regelmäßig Lesestoff in Buchform ausleihen oder sich im Lesesaal in Fachmagazine vertiefen. Zum anderen aber hält unaufhaltsam die neue Technik und damit die neue Generation Bücherei-Kunden in den Räumen im Rathauskomplex Einzug. "Wir befinden uns im Wandel", sagt Gabriele Fahrenkrog, 47, die vor einem Jahr die Leitung übernommen hatte. Die Pinneberger Einrichtung ist die viertgrößte dieser Art in Schleswig-Holstein, kreisfreie Städte ausgenommen. "Wir müssen die Trends bedienen, müssen technisch auf der Höhe der Zeit sein", sagt Gabriele Fahrenkrog.

Ein Trend, der laut der Fachfrau in Pinneberg wie in anderen Büchereien spürbar ist: Die Zahl der Menschen, die Bücher in digitalisierter Form per E-Book lesen, ist noch gering, aber stetig steigend. In Pinneberg macht dieses Segment bis dato annähernd 6000 von jährlich bis zu 300.000 Ausleihen aus. Tendenz weiter steigend. Über den landesweiten Verbund "Onleihe zwischen den Meeren" stehen Pinneberger E-Book-Nutzern inzwischen bis zu 10.000 Titel zur Verfügung.

"Es sind, anders als zuvor vermutet, nicht die Sachbücher, sondern die Belletristik, die man uns aus den Händen reißt", sagt die Büchereileiterin. Innerhalb des Verbundes werde täglich nachgekauft. Typische E-Book-Nutzer seien Menschen im Alter zwischen 40 und 50. "Wir müssen die Wege zu allen technischen Dingen ebnen können beziehungsweise die Technik zur Verfügung stellen", sagt Gabriele Fahrenkrog. Genau daran aber scheitert es. "Es gibt kaum Geld für Fortbildungen, das ist ein Riesenproblem", so die Büchereichefin. Schulungen der Mitarbeiter - in der Stadtbücherei Pinneberg gibt es 8,5 Stellen - organisiere man in Eigenregie. Gerade älteren Kolleginnen fiele es schwer, sich in neue Techniken einzuarbeiten. Gabriele Fahrenkrog: "Da kommt zum Beispiel ein Büchereikunde, der Hilfe dabei sucht, mit seinem speziellen Smartphone übers Internet sein Kundenkonto aufzurufen." Die Mitarbeiter müssten Alleskönner sein.

Diese Art Service und Hilfe wird in Zukunft noch weiter nachgefragt werden, glaubt die Büchereileiterin: "Wir werden uns zu Medienvermittlungsorten entwickeln, aber auch zu Treffpunkten der Kommunikation." Sie beobachtete, dass immer mehr junge Leute in die Bücherei kämen, um sich gemeinsam zum Beispiel auf Klausuren vorzubereiten. "Diese Generation bringt das Notebook mit und fragt nach dem W-Lan-Anschluss." Den aber gibt es in der Stadtbücherei (noch) nicht. Und zwei Internetarbeitsplätze decken nicht die Nachfrage.

Statt mehr Platz zu bekommen, droht der Einrichtung jedoch eine Reduzierung ihrer Möglichkeiten: Wie Gabriele Fahrenkrog sagt, wird in den politischen Ausschüssen diskutiert, der Stadtbücherei ihren Empfangs- und Ausleihtresen im Erdgeschoss wegzunehmen, um den Platz anderweitig zu vermieten. "Das wäre eine Katastrophe für uns"

Die Kostenstelle Stadtbücherei steht weiter auf dem Prüfstand. Im Zuge der Debatten um den sogenannten finanziellen Rettungsschirm des Landes, unter den Pinneberg Ende 2012 schlüpfte, war im vorigen Jahr öffentlich sogar eine mögliche Schließung der Bücherei ebenso wie etwa des Stadtmuseums und des Schwimmbades diskutiert worden. Der jährlich Etat der Bücherei beträgt rund 525.000 Euro. Als Vorgabe gilt, dass im laufenden Jahr die Einnahmen um bis zu 50 Prozent erhöht werden. Deshalb beschlossen die Politiker, nicht nur die Strafgebühren bei Überschreitung der Ausleihdauer fast zu verdoppeln, sondern auch, Filme auf DVD nicht mehr kostenlos zu verleihen, sondern nunmehr 75 Cent pro Stück zu erlangen. "Wir haben die kompletten Zahlen aus dem ersten Quartal noch nicht, wissen nicht, wie sich die Gebührenerhöhungen auswirken", sagt Gabriele Fahrenkrog.

"Wir bewegen uns in zwei Welten, das ist die ganz große Herausforderung", sagt die Büchereileiterin. "Es bringt Spaß, sich dem zu stellen, kostet aber viel Arbeit, vor allem, wenn die Ressourcen knapp sind."