Nach Notlandung mit zwei Verletzten in Haselau blieb das Wrack am Unfallort liegen

Haselau. Der Anblick ist so ungewöhnlich, dass er am Mittwoch Autofahrer stoppen lässt und Rennrad- und Motorradfahrer, die bei schönem Wetter durch die Marsch düsen, zum Anhalten bringt. Auf einem Feld, angrenzend an die Hohenhorster Chaussee in Haselau, liegt kopfüber ein zerstörtes Flugzeug. Einige Schaulustige nähern sich der kleinen, weißen Maschine, deren abgeknicktes Fahrwerk in die Luft ragt, und werfen ein Blick in das teilweise noch intakte Cockpit.

Es handelt sich um die einmotorige Maschine, die am Dienstag gegen 15 Uhr in Haselau notgelandet war und, auf dem Kopf stehend, an einem Stromkasten an der Einmündung Deichstraße endete. Dass sie am Abend nach dem Crash zurück auf den Acker verfrachtet wurde, auf dem die Notlandung passierte, ist Anwohner und Landwirt Marten Plüschau zu verdanken. "Der Pilot kam am Dienstag gegen 20 Uhr zu mir und sagte, dass er keine Ahnung habe, wie er die Maschine da wegkriegen soll." Plüschau machte kurzen Prozess, lud das nur knapp 600 Kilogramm schwere Flugzeug auf die Palettengabel seines Treckers und kippte es auf der anderen Straßenseite auf das Feld. Dann wurde der Flieger mit Seilen an einem Betonblock vertäut.

Der Haselauer Landwirt war gegen 15 Uhr am Dienstag auch Augenzeuge des Flugunfalls auf seinem Grund und Boden gewesen. "Wir saßen gerade auf dem Balkon und tranken Kaffee, als es laut krachte." Er habe dann um die Hausecke geschaut und die Maschine gesehen, die mit aufgespanntem Rettungsfallschirm über den Acker rutschte, so Plüschau. "Der Pilot und die Frau sind raus und haben versucht, die Maschine an dem Fallschirm festzuhalten, aber der Wind war zu stark." Die Böen hätten das Flugzeug immer weiter Richtung Straße gedrückt. "Es drehte sich mehrmals um die eigene Achse und rutschte über die Straße bis zum Stromkasten, wo es sich aufstellte." Es sei dann ihm und einigen anderen Helfern gelungen, die Fallschirmseile zu durchtrennen, sagt der Haselauer.

Der großflächige Fallschirm, der bei Leichtflugzeugen dieser Baureihe als Rettungsmittel an mehreren Punkten am Flugzeugrumpf fixiert ist, flog weiter, ehe er sich bei Plüschaus Nachbarin um den Zaun wickelte. "Wir hatten Angst, dass die Maschine gegen unser Haus geschleudert wird", sagt die Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte. Sie und ihre beiden Kinder seien durch einen Knall auf das Geschehen aufmerksam geworden. Kurz darauf habe es ein zweites Mal geknallt, so die Ohrenzeugin. "Als wir zur Tür rausguckten, kam alles auf uns zugeflogen."

Der Pilot, 52, und seine 23 Jahre alte Tochter waren von der Insel Wangerooge aus mit Ziel Heist gestartet. Nach Abendblatt-Informationen fiel kurz vor dem Ziel über der Elbe der Motor aus. Der Pilot ging zunächst in den Segelflug über, ehe er den Acker in Haselau als Notlandeort ausguckte und vor dem Aufsetzen den Fallschirm aktivierte, um die Maschine kontrolliert und möglichst sanft zu Boden zu bringen.

Die Kripo Pinneberg hat ihre Ermittlungen abgeschlossen. Sie benennt einen Motorschaden als Ursache für die Beinahe-Katastrophe. Die Beschlagnahme des Wracks (Sachschaden 100.000 Euro) hoben die Beamten noch am Dienstag auf. Jetzt ist der Pilot, der auch Besitzer des Flugzeuges ist, für den Abtransport der Trümmer verantwortlich. Marten Plüschau sagte am Mittwoch, der Pilot habe ihm erklärt, die Tragflächen der Maschine seien noch mit Flugbenzin gefüllt.

Der Flugzeugführer war nach dem Unglück zur Sicherheit in die Uniklinik Eppendorf gebracht worden. Er konnte das Krankenhaus nach ambulanter Behandlung verlassen. Seine 23-jährige Tochter blieb eine Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus. Die Frau hatte laut Rettungsdienst multiple Prellungen erlitten. Sie war mit einem Rettungshubschrauber in die Klinik geflogen worden. Verletzt wurden die Flugzeuginsassen nach Abendblatt-Informationen, anders als zuerst von der Feuerwehr berichtet, nicht bei der eigentlichen Notlandung, sondern danach, als sie versuchten, die außer Kontrolle geratene Maschine festzuhalten.