Unternehmer Thomas Pötzsch und Vertreter der Rellinger Bürgerinitiative finden gemeinsame Basis

Rellingen. Ein gemeinsames Foto, dazu noch beim symbolischen Handschlag? Das wollten beide Seiten doch nicht. Aber immerhin saßen Logistikunternehmer Thomas Pötzsch sowie Frank Humann und Detlef Sternberg von der Bürgerinitiative für ein l(i)ebenswertes Rellingen an einem Tisch. Und unter Vermittlung von Bürgermeisterin Anja Radtke kamen sich die zerstrittenen Parteien sogar näher.

Grund für den Zoff ist der Neubau von Pötzsch' Firma CTP an der Ecke Hauptstraße/Wiesenweg. Der verglaste Anbau an der alten Martens-Villa erzürnt die Anlieger aus mehreren Gründen: Aus den Büros bietet sich ein Blick in die Räume vieler Häuser; das Licht, das aus der Firma dringt, erhellt die Nachbarschaft; vor dem Haus angebrachte Wärmepumpen und -tauscher sorgen für einen Brummton; das Klackern des Fahnenmastes nervt die Anwohner; die riesige Fahne mit dem Logo der Firma beschattet die Balkone der Nachbarn; die nächtliche Beleuchtung der Parkplätze ist auch Streitthema.

"Wir sind heute hier, eine Lösung zu finden, nicht um uns über vergangene Provokationen auszutauschen", leitete Radtke den von ihr organisierten Friedensgipfel ein. "Uns ist bewusst, dass der Firmenneubau dort steht und auch nicht wieder wegkommt", so BI-Mitgründer Humann. Ihm sei auch klar, dass es sich rechtlich um ein Mischgebiet handele, in dem Wohnen und Gewerbenutzung erlaubt seien. "Aber in der Definition eines Mischgebietes ist von gegenseitiger Rücksichtnahme die Rede." Und diese würde hier fehlen. "Wenn wir in unsere Straße kommen, fühlen wir uns wie im Gewerbegebiet."

Daher betraf die Hauptforderung der BI einen Sichtschutz zwischen Firma und Nachbarbebauung - durch hohe Bäume auf dem Firmenareal oder entlang der Straße. Humann: "Das würde einen Alleecharakter ergeben."

Pötzsch lehnte diesen Plan ab. "Wir müssen sichtbar sein." Das sei wichtig, damit die Kunden die Firma finden. "Und es gehört auch zum architektonischen Gesamtkonzept." Eine Bepflanzung mache auch deshalb keinen Sinn, weil er langfristig weitere, kleinere Gebäude auf dem Areal errichten wolle. Eine Bepflanzung auf Gemeindegrund setze eine Umgestaltung der Straße in eine Spielzone voraus, so die Bürgermeisterin. "Die Anlieger müssten das über Ausbaubeiträge mitfinanzieren."

Als Alternative sagte Pötzsch zu, die Anpflanzung von einigen Kugelakazien prüfen zu wollen. Sie würden einen kleineren Sichtschutz bieten. Andere Punkte waren einfacher zu lösen. Auf der Südseite werden identische Innenjalousien wie auf der Nordseite installiert, die Blendschutz garantieren. Die Jalousien sollen eine Stunde früher herunterfahren. Bewegungsmelder sollen das Parkplatzlicht nur einschalten, wenn es benötigt wird. Wärmepumpen- und -tauscher werden zwecks Schallschutz verkleidet. Und auch eine Umsetzung des Fahnenmastes ist denkbar.

Pötzsch sagte auch zu, vor Verwirklichung weiterer Baupläne auf dem Areal - sie sind aufgrund des rechtskräftigen B-Plans ohnehin nicht zu verhindern - mit der BI in den Dialog treten zu wollen. "Der Abend war ein Schritt in die richtige Richtung", so Humann. Und wenn Pötzsch alles wie versprochen umsetze, sei bald auch ein gemeinsames Foto möglich.