Ein Schnäppchen von Birgit Schücking

Weihnachtsmänner im September, Osterhasen im Januar, das ist mittlerweile ja nichts Ungewöhnliches in den Geschäften der Region. Aber dass Stiefmütterchen im April zum Ladenhüter werden, das gibt es vermutlich zum ersten Mal. Der Discounter, bei dem ich auf dem Heimweg von der Arbeit regelmäßig einkaufe, hat schon seit vier Wochen Stiefmütterchen im Angebot. Doch die Kunden ließen die Pflanzen links liegen. Der Preis fiel und fiel.

Lange konnte ich widerstehen, vor zehn Tagen habe ich dann aber zugeschlagen. Pro Stück verlangte der Markt nur noch einen Cent. Ich packte 30 Stiefmütterchen in meinen Einkaufswagen und verließ zufrieden den Markt. Da hatte ich ein echtes Schnäppchen gemacht. Zu Hause kam die Ernüchterung. Wohin mit den Blumen? An das Einpflanzen in den Garten war nicht zu denken. Der Boden ist schließlich steinhart gefroren. Und ins Wohnzimmer wollte ich die Plastikschalen auch nicht unbedingt stellen.

Also in die Badewanne damit, denn lange konnte es ja schließlich nicht mehr dauern, bis es endlich wärmer werden würde. Das war leider ein Irrtum. Und so stehen die Stiefmütterchen jetzt noch immer in meiner Wanne. Alle zwei Tage bekommen sie eine Dusche mit lauwarmem Wasser und fühlen sich wie im Frühling. Die Knospen werden größer, sind kurz vorm Aufspringen. Wenn ich vor dem Spiegel stehe, sehe ich mir meine Schnäppchen-Pflanzen an - und fühle mich vom Frühling stiefmütterlich behandelt.