Nach zehn Jahren beim SC Rist gibt Bundesliga-Basketballer Kay Gausa am Sonntag mit Zweitligist Weißenhorn ein Play-off-Gastspiel in Wedel

Wedel . Schlaflos in Schwaben - so erging es zuletzt dem 20 Jahre alten Kay Gausa, seit Beginn dieser Saison Basketball-Profi bei Bundesliga-Club ratiopharm Ulm. "Ich bin total aufgeregt und kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht", sagt der Flügelspieler, der im Sommer 2012 nach zehn Jahren beim SC Rist zum deutschen Vizemeister wechselte. Am Ostersonntag, 31. März (Spielbeginn: 16 Uhr), kehrt der Wedeler nun mit der BG Illertal-Weißenhorn, Nachwuchsteam des schwäbischen Bundesligisten, zum ersten Play-off-Viertelfinale der 2. Bundesliga Pro B (Modus: Best of three) für mindestens ein Spiel in die Steinberghalle zurück.

Die Familie und viele Freunde werden am Steinberg dabei sein

Der 1,99 Meter große Flügelspieler, der alle Jugendmannschaften des SC Rist durchlief, streitet nicht ab, dass diese Partie trotz positiver Erfahrungen und aufregender Erlebnisse in den zurückliegenden Monaten etwas Besonderes für ihn ist. "Zurückzukommen ist ein schönes Gefühl", sagt Gausa. "Meine Familie wird in der Halle sein, dazu viele Freunde, Mitschüler und vor allem die Teamkameraden der vergangenen Saison." Womöglich muss der Rückkehrer nach Spielende aber nicht nur viele Hände schütteln, sondern zudem Autogramme geben. Letzteres ist mittlerweile auch in Ulm keine Seltenheit mehr, schaffte es Gausa doch binnen kurzer Zeit, sich mit Trainingsfleiß und Talent neben regelmäßigen Einsätzen im Pro-B-Team auch Spielzeit in der Bundesliga-Mannschaft zu verdienen.

"Seit November trainiere ich beim Erstliga-Team mit", sagt Gausa, der mit diesem schnellen Durchbruch nicht unbedingt gerechnet hatte, jetzt aber umso glücklicher ist, dass BBL-Headcoach Thorsten Leibenath mit ihm plant. Sechs Bundesliga-Einsätze hat der Wedeler in dieser Saison bereits absolviert. "Ich denke, ich habe bislang solide gespielt und in allen Bereichen versucht, dem Team zu helfen", sagt Gausa. Seine Hauptaufgabe in der Bundesliga-Mannschaft sieht er eher darin, seine Mitspieler zu finden als selbst zum Abschluss zu kommen. Im Pro-B-Team der Weißenhorn Youngstars zählt Gausa zu den Führungsspielern, stand bislang pro Partie im Schnitt fast 30 Minuten auf dem Parkett und erzielte insgesamt 250 Punkte.

Die Hoffnung, bei einem Top-Club eine Chance zu bekommen und nutzen zu können, war schon im Sommer 2012 ausschlaggebend dafür, dass der Abiturient aus Wedel in Ulm unterschrieb. Auch die New Yorker Phantoms Braunschweig und Pro-A-Club Paderborn Baskets hatten Interesse an Gausa gezeigt, aber der athletische und sprunggewaltige Flügelspieler entschied sich für die Schwaben. "Thorsten Leibenath hat auf mich sehr sympathisch gewirkt", sagte Gausa direkt nach seiner Verpflichtung durch den Spitzenclub, der dafür bekannt ist, deutsche Nachwuchsspieler intensiv zu fördern.

Garantierte Einsatzzeiten in der Bundesliga gebe es aber auch für Top-Talente wie Gausas Teamkameraden Daniel Theis und Till-Joscha Jönke nicht. "Die Anforderungen im Training sind schon sehr hoch, ", sagt der Wedeler. Alle Übungseinheiten finden in Ulm statt, in Weißenhorn (Bayern) trägt das Pro-B-Team lediglich seine Heimspiele aus. Für die jüngeren Spieler sei zudem noch Individualtraining angesetzt.

Ein Höhepunkt seiner Karriere liegt gerade hinter dem Wedeler, den seine Freundin Kim nach Süddeutschland begleitete und dem Familienmenschen Gausa so die Eingewöhnung erleichterte. Beim Top-Four-Turnier um den BBL-Pokal in Berlin erreichte er mit den Ulmern dank eines Halbfinalsieges über die Artland Dragons das Endspiel, ehe im Finale der Rosenkranz, den Gausa zu seinem Glücksbringer erkoren hat, seinen Dienst versagte. Ausrichter ALBA nutzte den Heimvorteil und gewann 83:67. "Obwohl wir verloren haben und ich nicht gespielt habe, war es ein tolles Erlebnis", sagt der Wedeler.

Euro-Cup-Spiel in Belgrad vor 8000 Zuschauern bleibt unvergesslich

Als noch aufregender empfand Kay Gausa die Einsätze, die er in seiner Premierensaison im Euro-Cup absolvierte. "Im Heimspiel gegen den russischen Club Unics Kasan habe ich meine ersten Punkte in einem internationalen Wettbewerb erzielt." Unvergesslich wird ihm das Auswärtsspiel in der Runde der letzten 16 bei Roter Stern Belgrad bleiben. "Wir wurden mit drei Polizeifahrzeugen zur Halle eskortiert und dort von 8000 gegnerischen Fans 40 Minuten lang ausgepfiffen." Die Atmosphäre sei zwar nicht bedrohlich gewesen, beeindruckte Kay Gausa aber nachhaltig. "Seitdem habe ich eine andere Wahrnehmung der Zuschauer."

So viele Basketball-Anhänger wie die Begegnung in der serbischen Hauptstadt dürfte das Play-off-Gastspiel der Weißenhorner in der Wedeler Steinberghalle am Ostersonntag kaum anlocken. Auf eine für Wedeler Verhältnisse große Kulisse spekuliert der SC Rist nach der erstmaligen Qualifikation für ein Play-off-Viertelfinale der Pro B aber doch. Beim Heimteam freut sich vor allem U18-Nationalspieler Ismet Akpinar auf das Kräftemessen mit den Schwaben. "Isi und ich hatten uns schon während der regulären Saison für die Play-offs verabredet und freuen uns, dass es nun zu diesem Duell kommt", sagt Kay Gausa. In der Saison 2013/14 werden sich beide womöglich in der Bundesliga als Gegner gegenüberstehen, denn Akpinar unterschrieb vor kurzem einen Vertrag bei ALBA Berlin.