Bürgerinitiative Haseldorf in Stade dabei. Mehr als 8800 Einwendungen gegen das Projekt übergeben

Haseldorf/Stade. Zum Ende der Öffentlichkeitsbeteiligung im Bauleitplanverfahren für das vom Chemieriesen Dow geplante Steinkohlekraftwerk im niedersächsischen Stade hat ein breites Bündnis aus Umweltverbänden, Klimaschützern und betroffenen Bürgern mehr als 8800 Einwendungen gegen das Vorhaben an die Stadt Stade übergeben. Mit dabei waren auch Aktivisten der Bürgerinitiative Haseldorfer Marsch. In ihren Einwendungen fordern sie die Einstellung des Verfahrens und die Entwicklung innovativer und zukunftsfähiger Alternativen. Zudem haben die Umweltverbände Deutsche Umwelthilfe, BUND und Nabu Niedersachsen gemeinsam mit dem Landessportfischerverband Schleswig-Holstein und betroffenen Bürgern eine 300-seitige Stellungnahme eingebracht, in der zahlreiche durch Rechts- und Fachgutachten untermauerte Kritikpunkte am Planungsprozess sowie am Dow-Kohlekraftwerk aufgezeigt werden.

"Wir freuen uns sehr über die vielen Tausend Einwendungen und fühlen uns im Kampf gegen das Kohlekraftwerk in Stade enorm gestärkt", sagt Silke Hemke, Sprecherin des BUND-Kreisverbands Stade. Dies zeige, dass das klimaschädliche Dow-Kraftwerk in der Region und weit darüber hinaus auf breite Ablehnung stoße. "Auch in Hamburg lehnen viele Menschen die Stader Kohlekraftwerksplanung ab", sagt Holger Becker, Energieexperte der dortigen Greenpeace-Gruppe, was sich auch an der Masse der Einwendungen zeige. "Viele Menschen haben ihre Sorgen über drohende Gesundheitsgefahren und Schadstoffeinträge in die Obstanbaugebiete durch die geplante Kohleverbrennung zum Ausdruck gebracht", sagt Niels Peter Rühl, Sprecher der Bürgerinitiative Haseldorfer Marsch. Die ohnehin schon stark vorbelastete Region auf der schleswig-holsteinischen Seite der Elbe sei besonders gefährdet, da diese in Hauptwindrichtung des Schornsteins liege und damit die meisten Schadstoffe abbekomme.

"Wir appellieren eindringlich an den Stader Rat, der Region zum Wohle der Menschen und der Umwelt keine weitere Belastung mit krebserregenden und hochgiftigen Feinstäuben und Schwermetallen zuzumuten", so Niels Peter Rühl.

Auch für Daniela Setton, Referentin für Energiepolitik des Bündnisses "klima-allianz deutschland", ist die hohe Zahl an Einwendungen gegen das Kohlekraftwerk ein starkes Signal für Klimaschutz und Energiewende. "Stade stemmt sich mit seinen Plänen gegen den deutschlandweiten Trend. Wir brauchen den Richtungswechsel hin zur umwelt- und klimaverträglichen Stromerzeugung, damit das Generationenprojekt Energiewende zum Erfolg wird." Dem dürfe sich weder die Hansestadt noch Dow entgegenstellen, indem sie auf "Klimakiller-Technologie von vorgestern" setzten, sagt Setton.

Umweltverbände und Bürgerinitiativen begründen ihre Forderung nach einem Stopp des Verfahrens für das Dow-Kohlekraftwerk mit einer Vielzahl von Kritikpunkten.

"Die Stadt ignoriert zentrale Natur- und Klimaschutzvorgaben der Regional- und Landesplanung und hintertreibt damit die Klimapolitik der neuen Landesregierung", sagt Jürgen Quentin, Umweltjurist der Deutschen Umwelthilfe. Der Kohleblock gefährde die Ziele des geplanten Klimaschutzgesetzes, wonach der heutige CO2-Ausstoß Niedersachsens bis Ende des Jahrzehnts um ein Drittel gesenkt werden müsse.