Gebührenerhöhung schwächt Halstenbeks Bücherei. Im Bundes- und Landesvergleich erzielt Bibliothek weiter Topwerte

Halstenbek. Der Umzug kommt später - und es kommen weniger Kunden: Halstenbeks Gemeindebücherei muss einige bittere Pillen schlucken. Die neuen Räume in der ehemaligen Grundschule Nord, die mit dem Einzug von Bücherei und Volkshochschule zum Bildungszentrum werden soll, stehen erst im April 2014 zur Verfügung. Und im zweiten Jahr in Folge sind die Ausleihzahlen sowie die Anzahl der aktiven Leser der Einrichtung gesunken.

Dass immer mehr Halstenbeker ihrer Bücherei den Rücken kehren, ist für Leiterin Heidrun Tummoßeit Resultat der 2011 erfolgten Erhöhung der Lesergebühren. "Seit die Jahresgebühr zum 1. Januar 2011 von 15 auf 25 Euro gestiegen ist, haben wir fast zehn Prozent unserer Kunden verloren", bedauert Tummoßeit. Es sei schwierig zu vermitteln, "dass die Leute fast 70 Prozent mehr zahlen sollen, wenn gleichzeitig das Medienangebot schlechter wird".

2011 schrumpfte die Zahl der aktiven Leser um 147, im Vorjahr waren es 137 Kunden, die ihren Jahresausweis nicht verlängerten. Damit fiel die Zahl der aktiven Leser in Haupt- und Krupunderaner Nebenstelle auf 2999 und unter die 3000er-Grenze. "Je weniger Leser, desto weniger Entleihungen", sagt Tummoßeit. 229.649 Medien wurden 2012 entliehen, im Jahr davor waren es noch 233.751. Macht ein Minus von 1,8 Prozent. Im Vergleich von 2010 auf 2011 war diese Zahl sogar um 2,2 Prozent gesunken. Auch der Medienbestand ist rückläufig.

40.916 Medien, die sich 2011 im Bestand der Bücherei befanden, stehen 39.230 in 2012 gegenüber. Die Politiker haben den Medienetat pro Jahr um 10.000 Euro gekürzt, dadurch verringert sich auch der jährliche Zuschuss des Büchereiverbandes um 2500 Euro. Macht 12.500 Euro pro Jahr weniger.

Zahlen, die Tummoßeit zu denken geben. Dennoch sagt sie: "Es hätte alles noch viel schlimmer kommen können." So würde der örtliche Büchereiförderverein mehr Geld in die Einrichtung "pumpen" und dadurch Teile der Kürzungen auffangen. Und trotz sinkender Leser- und Ausleihzahlen erreiche die Einrichtung im Vergleich mit Landes-, Bundes- und Kreiszahlen weiterhin Spitzenwerte. Statistisch gesehen hat 2012 jeder Halstenbeker 13,9 Medien ausgeliehen. Auf Bundesebene liegt dieser Schnitt bei 4,5, landesweit bei 9,2 und im Kreis Pinneberg bei 7,9. Die Vergleichswerte stammen aus 2011, aktuellere Daten liegen noch nicht vor.

"Wir leisten hier seit Jahren eine Büchereiarbeit auf hohem Niveau", sagt Tummoßeit. Sie hofft, dass dieses auch in Zukunft trotz geänderter Rahmenbedingungen gehalten werden kann. Die Einrichtung biete regelmäßige Vorlesestunden an, beteilige sich an den Kinder- und Jugendbuchwochen und dem Ferien-Lese-Club und veranstalte bei Bedarf Führungen für Kindergartengruppen und Schulklassen. Tummoßeit: "Wir leisten einen wichtigen Beitrag zur Leseförderung und zur Vermittlung von Medienkompetenz." Gern würde sich die Einrichtung auch an dem Projekt "Onleihe zwischen den Meeren" beteiligen, dass Nutzern Zugriff auf 3500 digitale Medien bietet. Im Kreis Pinneberg haben sich die Büchereien in Elmshorn, Pinneberg, Wedel und Schenefeld dem Landesprojekt angeschlossen, Halstenbek ist aus finanziellen Gründen (noch) nicht mit dabei.

Die Finanzen sind auch einer der Gründe, warum der Umzug in das Erdgeschoss der ehemaligen Grundschule Nord bisher nicht erfolgen konnte. "Wir haben zwar eine Baugenehmigung, die ist aber mit hohen Auflagen und Bedingungen versehen", sagt Bauamtsleiter Holger Lange. So soll die Gemeinde moderne Brandschutzbestimmungen einhalten, ein Maximum an Schallschutz gewährleisten sowie hohe energetische Standards erzielen. "Wenn wir nur eine dieser Bedingungen erfüllen würden, würde das Projekt in die Unwirtschaftlichkeit kippen", so Lange weiter. Das Haus stamme aus der Zeit um 1900. Lange: "Wir haben in allen drei Punkten Befreiungsanträge beim Kreis gestellt, die Verhandlungen laufen." Schon jetzt sei absehbar, dass die von der Gemeindevertretung festgelegte Budgetobergrenze von 260.000 Euro überschritten werde. Nach den Plänen der Verwaltung soll sich das Gremium nach der Kommunalwahl noch einmal mit den Finanzen befassen, dann erfolge die Ausführungsplanung und Ende des Jahres der Umbau-Start.