Bevor für 20 Millionen Euro eine Kita und eine Privatschule gebaut werden, dürfen Pinneberger Sportler auf dem Areal trainieren.

Pinneberg. Aus Sicht der Verwaltung und vieler Politiker in Pinneberg ist der erste Schritt zur Entwicklung und Vermarktung der ehemaligen Eggerstedt-Kaserne schon ein großer Wurf. Jetzt haben Bürgermeisterin Urte Steinberg für die Stadt Pinneberg und Vertreter des Hamburger Vereins Wabe (Wohnen, Arbeiten, Betreuen, Entwickeln) einen Vertrag unterschrieben, der Startschuss für die Entwicklung einer sogenannten Bildungslandschaft auf dem Kasernengelände sein soll.

Der Stadt beschert das im ersten Schritt einen Verkaufserlös von 651.400 Euro. Für Dutzende Pinneberger Sportler ist der Kasernendeal auf jeden Fall ein Volltreffer. Der VfL Pinneberg hat kurzfristig einen Nutzungsvertrag mit der Verwaltung geschlossen. Demnach dürfen Fußballer und Faustballer des Großvereins jetzt die seit dem vorigen Jahr unbenutzten Sportplätze der Kaserne wieder bespielen, die im Februar von der Stadt für 3,93 Millionen Euro gekauft worden war.

VfL-Geschäftsführer Uwe Hönke sprach von einer pragmatischen und unbürokratischen Lösung zugunsten des Sports. Der Vertrag sieht vor, dass der Club zunächst bis zum 31. Juni die beiden Rasenplätze auf dem Kasernenareal kostenlos nutzen kann. Dafür übernimmt der Sportverein die Unterhaltung und Pflege. Hönke hofft, dass die Fuß- und Faustballer sogar bis zum Ende der Freiluftsaison in der einstigen Kaserne trainieren können. "Man muss hier eine Menge machen, aber das übernehmen unsere Fußballer in Eigenregie", sagte Hönke mit Blick auf die von Maulswurfshügeln übersäten Spielflächen. "Wir haben definitiv zu wenige Außenplätze in der Stadt", sagt der Sportfunktionär. "2014 bekommen wir eine echte Herausforderung." Nach seinen Worten werden bis zu 15 Teams, vor allem Jugendfußballer, von der Vereinbarung profitieren. Bereits in den Vorjahren, als die vor zehn Jahren von der Bundeswehr aufgegebenen Flächen noch der Bima (Bundesanstalt für Immobilenaufgaben) gehörten, hatten Pinneberger Sportler die Ex-Kaserne nutzen dürfen.

Direkt neben den früheren Bundeswehrsportanlagen liegt das Gelände, das der Verein Wabe jetzt von der Stadt gekauft hat. Im ersten Schritt will der Bildungsträger auf einer Fläche von rund 6500 Quadratmetern eine Kindertagesstätte mit bis zu 100 Plätzen im Zentrum der einstigen Kaserne bauen.

Dafür sollen in den kommenden Wochen zwei ehemalige Militärgebäude, eine Kantine und eine kleine Sporthalle abgerissen werden. Die Erschließung und Zufahrt erfolgt über die Straße An der Raa.

Unterzeichnet wurde gleichzeitig ein Vorvertrag über den Verkauf weiterer Grundstücke an die Wabe. Es geht um zusätzliche 25.600 Quadratmeter, auf denen eine Privatschule, eine Bildungsakademie, Parkfelder und eine neue Dreifeld-Sporthalle entstehen sollen. Als Kaufpreis sind annähernd 3,8 Millionen Euro vereinbart. Dieses Geld soll bis 2014 fließen. Der Pinneberger Rat hatte vorige Woche dem Vertrag mit der Wabe mehrheitlich zugestimmt. "Die Stadt freut sich über die mit der neuen Kita weiter verbesserte Versorgungssituation für Pinneberger Familien", sagt Bürgermeisterin Steinberg. Der Bedarf der Familien, die sich in den kommenden Jahren auf den Wohnbauflächen des Kasernengeländes ansiedeln sollen, könne sehr wohnortnah abgedeckt werden, sagt die Verwaltungschefin. Die bisherigen Planungen sehen bis zu 250 Wohneinheiten im westlichen Teil der Kaserne vor. Marcel Graff vom Vorstand des Vereins Wabe kündigte an, in den kommenden Jahren mindestens 20 Millionen Euro in Pinneberg zu investieren. Vorraussetzung sei, dass man staatliche Zuschüsse für den Kita-Bau bekomme und das Land Schleswig-Holstein als Schulaufsicht die Privatschule genehmige.

Stadtrat lehnt Neubau der Grund- und Gemeinschaftsschule ab

Die Grund- und Gemeinschaftsschule (Gugs) wird innerhalb der Bildungslandschaft keinen Platz bekommen. Der Stadtrat votierte mehrheitlich gegen den von der SPD eingebrachten Vorschlag, die sanierungsbedürftige Schule als Neubau aufs Kasernengelände zu verlagern. Nun soll die Gugs Zug um Zug am bisherigen Standort saniert werden. Laut Verwaltung standen Sanierungskosten von bis zu 9,5 Millionen Euro den Kosten eines Neubaus von mehr als 20 Millionen Euro gegenüber.