Das Projekt Power unterstützt Alleinerziehende und Berufsrückkehrer bei der Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt.

Elmshorn. Es kann so schnell gehen. Eine schwere Krankheit, die Geburt eines Kindes, und schon steht das Leben kopf. Es bleibt keine Zeit mehr für den Job, die Tagesabläufe ändern sich, und für viele Menschen ist es später schwer, beruflich wieder Anschluss zu finden. Um genau dieser Zielgruppe zu helfen, wurde 2010 das Projekt Power ins Leben gerufen. Alleinerziehende und Berufsrückkehrer werden hier individuell gefördert und weitergebildet, um ihnen einen Wiedereinstieg in die Berufswelt zu ermöglichen.

Das Projekt Power gliedert sich in zwei Angebotsbereiche. Die Elmshorner Wirtschaftsakademie (WAK) bietet die kaufmännischen Kurse an. An der Akademie für Gesundheits- und Sozialberufe (AGS) in Itzehoe können die Teilnehmer Qualifizierungen in den Bereichen Gesundheit und Soziales erlangen.

Seit dem Start vor etwa zwei Jahren haben 250 Teilnehmer das Power-Angebot genutzt. Geplant waren ursprünglich 80. Bis Ende 2012 war das Projekt angesetzt, aufgrund des Erfolgs wurde Power aber um ein Jahr verlängert. "Dieses Jahr haben wir fast so viele Teilnehmer wie in den beiden vorigen Jahren zusammen", sagt Daniela Kaufmann. Sie betreut das Projekt an der WAK. "Ich denke, was das Projekt auszeichnet, sind die individuelle Betreuung der Teilnehmer, die bedarfsgerechte Förderung, die Motivation der Teilnehmer und vor allem die Kursus-Zeiten." Auch die Zusammenarbeit mit den Betrieben funktioniere sehr gut.

Doch Ende 2013 ist Schluss. Es wird keine neuen Fördermittel aus dem europäischen Sozialfonds und dem Zukunftsprogramm Arbeit des Landes Schleswig-Holstein geben. "Da entsteht ein Förderloch, mindestens für ein Jahr", sagt Daniela Kaufmann. "Das ist schade, weil gerade unsere Zielgruppe weiter verstärkt betreut werden muss." Vielen Teilnehmern fehlten die nötigen Qualifikationen für den ersten Arbeitsmarkt, sagt Kaufmann. "Die Anforderungen an die Arbeitnehmer verändern sich laufend. Wer für längere Zeit aussetzt, ist anschließend nicht mehr auf dem neuesten Stand. Diesen Menschen wollen wir gezielt helfen, in der Arbeitswelt wieder Fuß zu fassen." Gerade für Alleinerziehende seien Aus- oder Weiterbildungen oftmals schwer zu bewältigen, weil die Arbeitszeiten mit der Kinderbetreuung kollidierten, sagt Kaufmann. "Unsere Kurse finden deshalb ausschließlich vormittags statt." Außerdem organisiert das Power-Team eine spezielle Betreuung für die Kinder der Teilnehmer, das Jobcenter übernimmt einen Teil der Kosten.

Außer der Kinderbetreuung sind eine Erstberatung, die Qualifizierung auf dem jeweiligen Themengebiet, ein individuelles Coaching sowie ein Bewerbungsmanagement Inhalt des Projektes. "Das Ziel ist es, die Teilnehmer nachhaltig in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren und ihnen die Chance zu geben, eine sozialversicherungspflichtige Anstellung zu finden", sagt Maria Meiners-Gefken, die das Projekt an der AGS in Itzehoe betreut. "Wir tun dafür unser Möglichstes. Es wird mit den Teilnehmern eine Ist-Analyse erstellt, damit sie selbst sehen, wo sie stehen." Anschließend gehe es darum, die Teilnehmer zu stabilisieren. "Erst danach folgen Qualifizierung und Coaching."

Wie sehr Power das Leben eines Menschen verändern kann, zeigt sich am Beispiel von Monika Scheithauer. Die 39-Jährige ist gelernte Gestalterin für visuelles Marketing, hat drei Kinder, das jüngste ist noch im Kindergarten. "Nach der Geburt des ersten Kindes ging ich in die Elternzeit. Als ich dann wieder richtig arbeiten wollte, habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr 'up to date' war", sagt Scheithauer. Sie habe nach einem Job gesucht, der Handwerk und Soziales vereine.

An der Wirtschaftsakademie hat sie diesen Job nun gefunden. "Ich arbeite hier als Ausbilderin für die Berufsvorbereitung im Bereich Farbe und Raum", sagt Scheithauer. Der Weg zu dem Job wurde vom Power-Team bereitet.

"Im Februar 2012 habe ich bei Power angefangen, im März habe ich meinen Ausbildereignungsschein gemacht", sagt Monika Scheithauer. Sie habe sich bei Power sehr wohl gefühlt. "Ich musste mich nicht für meine Elternzeit entschuldigen, ich wurde verstanden." Diese Erfahrung machte auch Susanne Grühl. Die 44 Jahre alte zweifache Mutter erfuhr über die Arbeitsagentur vom Projekt. "Ich finde es toll, dass jeder selbst wählen kann, welche Kurse er belegen möchte. Jeder kann etwas ausprobieren und bei Bedarf einfach wechseln", sagt Grühl. "Ich habe Versicherungskauffrau gelernt, dann kamen die Kinder." Nach der Elternzeit habe sie drei Jahre als Reinigungsfachkraft gearbeitet, sei beruflich herumgeirrt, sagt sie. Bei Power absolvierte sie die Kurse für Büro- und Qualitätsmanagement, machte zusätzlich noch den Ausbildereignungsschein. "Ich muss für dieses Projekt wirklich eine Lanze brechen. Der Name Power in einer Bewerbung ist mittlerweile ein echtes Bonbon für den Arbeitgeber."