Jugendhilfeträger Perspektive sucht Pflegefamilien in den großen Städten des Kreises

Quickborn/Elmshorn. Der Jugendhilfeträger Perspektive schlägt Alarm. Für dringende Fälle, in denen kleine Kinder kurzfristig in anderen Familien untergebracht werden müssen, fehlten Pflegeplätze. "In Quickborn und Elmshorn haben wir die größten Probleme", sagt Eckbert Jänisch. Er ist Geschäftsführer der gemeinnützigen Perspektive GmbH, die auch das Kinderschutzhaus in Elmshorn betreibt. Jänisch bittet Familien aus diesen beiden Kommunen, die idealerweise eigene Kinder haben, sich für diese vorübergehende soziale Aufgabe im Sinne der Kinder zur Verfügung zu stellen.

"Wir suchen Familien, die einerseits krisenerprobt sind, einen schnellen Zugang zu Kindern herstellen und Wärme, Geborgenheit, Verständnis und Humor mitbringen", umreißt der Perspektive-Leiter die Auswahlkriterien. Dem Kind müsse ein eigenes Bett möglichst in einem eigenen Zimmer angeboten werden können und "natürlich Zeit und Platz zum Spielen, Lernen, Toben und was Kinder sonst noch so brauchen".

Dieser Sozialdienst werde auch honoriert, sagt Jänisch. So bekomme eine Bereitschaftspflegefamilie 30 Euro je Kind und Tag sowie eine Pauschale von 250 Euro im Monat.

Die Gründe, warum diese Kinder plötzlich anderweitig untergebracht werden müssten, seien unterschiedlich. Nur in jedem zweiten Fall spiele Gewalt, Alkoholsucht oder Missbrauch in den Familien eine Rolle, erklärt Jänisch. Genauso oft sei es aber die plötzliche Krankheit oder ein Krankenhausaufenthalt der Mutter, der die kleinen Kinder auf einmal allein da stehen lasse. "80 Prozent der betroffenen Kinder leben bei alleinerziehenden Elternteilen", sagt Eckbert Jänisch. Der Kontakt zum Ex-Partner sei abgerissen und oft stünden keine familiären Alternativen zur Verfügung. "Die sozialen Netzwerke, die solche Notfälle früher aufgefangen haben, sind heute nicht mehr so stabil." Die Großeltern lebten nicht mehr oder weit entfernt vom Wohnort des Enkels oder die Beziehungen seien ganz abgebrochen.

Im Durchschnitt sind die Kinder, die die Perspektive vermittelt, nach Jänischs Angaben sechs Jahre alt. Und die Verweildauer in der Bereitschaftspflegefamilie betrage 67 Tage. Zurzeit betreut die Perspektive 18 Kinder in Pflegefamilien. "In Quickborn haben wir keine einzige Pflegefamilie, in Elmshorn nur eine."

Dieses Problem betreffe auch die anderen großen Städte des Kreises wie Wedel und Quickborn. "Die meisten Unterbringungsfälle haben wir in den großen Städten. Der größte Teil der Bereitschaftspflegefamilien, die Kinder aufnehmen, wohnt aber im ländlichen Raum", sagt Jänisch. Dies stelle ein großes Problem dar. "Kinder, die in eine Bereitschaftspflegefamilie kommen, sollten möglichst in ihrem bisherigen Kindergarten oder in ihrer bisherigen Schule bleiben." Auf diese Weise falle den Kindern der kurzzeitige Wechsel im familiären Umfeld leichter. Das Fazit von Jänisch: "Wir brauchen dringend Bereitschaftspflegefamilien in allen größere Städten des Kreises."

Fachleuten unterstützen die Pflegekräfte bei ihrer Arbeit

Diese würden bei der Wahrnehmung ihrer Aufgabe fachlich unterstützt und von drei pädagogisch geschulten Koordinatoren regelmäßig betreut. "Selbstverständlich bleiben die Familien anonym", verspricht Jänisch.

"Wir als Stadt Quickborn können diese Initiative nur unterstützen", sagt Bürgermeister Thomas Köppl. Auch er habe mal kurzzeitig ein Kind aufgenommen und dabei festgestellt, wie wichtig diese Aufgabe sei, sagt Thomas Köppl. "Das Kind war nicht verwahrlost und hatte auch keine Gewalt erfahren. Es kam aus einer ganz normalen Familie, wo die Betreuung plötzlich nicht mehr funktionierte."

Familien, die sich diese Aufgabe zutrauen oder noch Fragen haben, sollten sich direkt an die Perspektive GmbH in Elmshorn wenden. Die Telefonnummer lautet: 04121/262 85 96.

Am Donnerstag, 4. April, gibt es dazu auch einen Informationsabend in den Räumen der Perspektive an der Gärtnerstraße 4 in Elmshorn, der um 18 Uhr beginnt.

www.perspektive-jugendhilfe.de