Eine Glosse von Claudia Eicke-Diekmann

Es gibt Naturgesetze, an denen lässt sich schwer rütteln. Eines lautet: Elektronische Geräte überstehen keine 60-Grad-Wäsche plus Schleudern mit 1400 Umdrehungen. Ein anderes lässt sich so umschreiben: Es gibt Mütter, die vergessen, vor der Wäsche die Hosentaschen ihrer Töchter zu checken. Kein Märchen ist zudem die Aussage von Hans Christian Andersen: Was Vater tut, ist immer recht.

Greifen die beiden oben genannten Naturgesetze an einem Tag ineinander, ist das Ergebnis nicht schwer zu erraten. Die Mutter zieht einen toten MP3-Player mitsamt leblosen Kopfhörern aus der Waschmaschine und zitiert die Tochter zum Rapport. Es folgen lautstarke Anklagen, Schuldzuweisungen, Strafandrohungen und zuletzt die Aussage: Wer den iPod in Jeans verpackt in den Wäschekorb legt, geht entweder musikfrei durch die kommenden Jahre oder kauft sich vom eigenen Geld einen neuen. Basta. Alles schon da gewesen, alle haben gelernt. Töchter und Mutter drehen seitdem sämtliche Hosen vor der Wäsche sicherheitshalber Faden für Faden auf links. Aber nicht die Taschen am Kapuzenpulli. Und so findet sich eines sonnigen Sonntags im späten, aber kalten März ein wenige Monate alter iPod nach der 60-Grad-Wäsche plus Schleudern mit 1400 Umdrehungen in der Trommel - mitsamt Ohrstöpseln. Mutter und Tochter verabreden sich spontan zur Krisensitzung.

Währenddessen erledigt der ahnungslose Vater freundlicherweise den Rest der Arbeit im Hauswirtschaftsraum, übersieht allerdings das elektronische Gerät in der nassen Wäsche und packt alles in den Trockner. Der iPod liegt nach 90 Minuten schranktrocken im Wäschekorb. Ein kurzer Funktionscheck durch den Vater ergibt: Das Ding dudelt besser denn je, die bis dato hakende On-Taste lässt sich problemlos drücken und auch die In-Ear-Kopfhörer haben das Rauschen verloren. Das ist kein Märchen.