Trio um Oboist Thomas Rohde überzeugte zum Abschluss der Pinneberger Klassiksaison im Ratssaal

Pinneberg. Auf die angekündigten argentinischen Tangoklänge aus der Feder von Astor Piazolla mussten die Zuhörer im Pinneberger Ratssaal zwar verzichten. Doch was Thomas Rohde, Erster Solo-Oboist des Philharmonische Staatsorchester Hamburg, gemeinsam mit Cellistin Christiane Reiling und Pianistin Nici Juhl zum Abschluss der Pinneberger Klassiksaison aus dem Hut zauberte, kam bestens an bei den mehr als 150 Gästen im fast ausverkauften Ratssaal. Die drei Vollblutmusiker, allesamt preisgekrönte Aushängeschilder ihrer Genres, entführten ihr Publikum auf eine frühlingsfrische Klangreise durch die Epochen - den frostigen Außentemperaturen zum Trotz.

Unter dem Titel "Von Georg bis Georges" reihten sie Ohrwürmer der klassischen Oboenliteratur von Barockmeister Georg Friedrich Händel über den französischen Romantiker Georges Bizet bis zum Musicalgenie George Gershwin geschmeidig aneinander. Gleich zum Auftakt setzte Ausnahme-Oboist Rohde eine erste Duftmarke seiner technischen Meisterschaft, sauste in einem Affentempo durch ein virtuoses Allegro von Händel. Und hüllte sein Publikum in den folgenden zwei Stunden in ein anschmiegsames Gewebe aus samtweichen, instinktsicher modulierten Melodien der klassischen Weltliteratur. Bachs g-Moll-Sonate? Einfach zum Hineinkuscheln! Saint-Saëns' "Schwan"? Glitt schwerelos elegant durch den mucksmäuschenstillen Saal.

Dabei agierten Juhl und Reiling auf Augenhöhe mit Rohde. Mit präzisem, sauber ausbalanciertem Spiel setzten sie nicht nur ihn perfekt in Szene, sondern auch dem Konzert gelegentlich Glanzlichter auf. Cellistin Reiling nutzte die Arie "Ombra mai fu" aus Händels Oper "Xerxes" und Mendelssohns "Lied ohne Worte" als Steilvorlagen für die ausdrucksstarke Wärme ihres Spiels. Pianistin Juhl, als feinfühlige Tastenexpertin eine Säule des Vortrags, bewies ihre besondere Klasse bei Brahms. Die vier Liebeslieder aus der Feder des norddeutschen Perfektionisten, die das Trio an diesem Abend servierte, gingen unter die Haut und gehörten zu den Höhepunkten des Konzerts. Und zwar nicht nur, weil Cellistin Reiling und Oboist Rohde die Vielschichtigkeit ihrer Melodiestimmen virtuos ausloteten. Sondern insbesondere deshalb, weil Nici Juhl als jeweilige Duettpartnerin die romantisch inspirierte Wehmut nicht pathetisch verkleisterte, sondern sensibel ertastete.

Zum Abschluss zeigte Rohde, der auch als kenntnisreicher Moderator Sympathiepunkt beim Publikum gesammelt hatte, eine zweite musikalische Seite - als vorzeigbarer Tenor. Für die Gershwin-Erfolge "Summertime" und "I got Rhythm" legte er seine Instrumente beiseite und sang.