Streit um Rellinger Betrieb, der einen Neubau mitten im Wohngebiet errichtete, nimmt an Heftigkeit zu

Rellingen. Für Detlef Sternberg ist es ein Kampf David gegen Goliath. Wobei der ehemalige Vorstandschef der Kreissparkasse Pinneberg den David repräsentiert. Das Haus des pensionierten Bankers am Rellinger Wiesenweg ist auf drei von vier Seiten vom neuen Firmenkomplex der Firma CTP Shipping umgeben, gegen den sich eine Bürgerinitiative wendet. Sternberg ist Mitbegründer. Seine beiden Nachbarn haben ihre Häuser an CTP veräußert, diese sind bereits abgerissen. Sternberg und seine Frau haben eine solche Offerte abgelehnt. "Wir bleiben hier wohnen."

Der Streit um den Firmensitz im Wohngebiet - er nimmt an Heftigkeit zu. Thomas Pötzsch, Chef der Firma Cargo Trans Pool (CTP), musste bereits zwei Mal die Polizei einschalten. "Es ist zu Sachbeschädigungen auf unserem Gelände gekommen", bestätigt er auf Anfrage. Ende 2012 sei ein Zaunelement zerstört worden. "In der Nacht zu Montag sind dann Personen auf unser Gelände geschlichen, haben eine große grüne Schiffstonne aus der Verankerung gerissen und über das Gelände gerollt." Laut Pötzsch sind unter anderem zwei Lampen beschädigt worden, die Schadenshöhe liege bei 3000 Euro. "Wir ermitteln in beiden Fällen, Hinweise auf mögliche Täter haben wir nicht", so Polizeisprecherin Sandra Mohr.

Tom Rasmussen, Rellingens Bauamtsleiter, bestätigt einen anderen Streitpunkt. Es geht um den großen Fahnenmast auf dem CTP-Gelände. "Der Mast selbst ist nicht genehmigungspflichtig. Wenn dort aber eine Fahne als Werbemittel gehisst wird, die größer als ein Quadratmeter ist, dann schon", so Rasmussen. Er hat den Unternehmer aufgefordert, eine Genehmigung nachzureichen. "Das habe ich gemacht", so Pötzsch. Er habe die Fahne durch eine kleinere Variante ersetzt. Entscheiden über die Zulässigkeit von Mast und Groß-Fahne muss der Kreis.

Den Hinweis auf den Rechtsverstoß hat Sternberg geliefert. Er bemängelt, dass die riesige Fahne sein Grundstück beschattet und bei stärkerem Wind lautstarke Geräusche macht. Die anderen Nachbarn beklagen die Strahlkraft des gläsernen Firmengebäudes, das im Dunkeln die Nachbarschaft erhellt. Dagegen hat Pötzsch bereits Innenjalousien angeschafft. Jalousien nutzt auch Sternberg. "Damit die von der Firma nicht immer bei uns reingucken." Im Sommer ziehen sich der Ex-Sparkassenchef und seine Frau unter die blickgeschützte Markise zurück.

Das Neubauprojekt, in das eine alte Villa einbezogen wurde, haben alle Rellinger Fraktionen abgesegnet. "Das kann nicht sein, dass die Anwohner jetzt aus allen Wolken fallen. Das Genehmigungsverfahren ist normal abgelaufen, es hat sich keiner über den Baukörper beschwert", sagt Rellingens CDU-Fraktionschef Dieter Schröder. Ulfert Martinsen, SPD, hält die Kritik der Bürger teilweise für berechtigt. "Wir müssen künftig bei Genehmigungsverfahren von Firmenbauten in Misch- oder Wohngebieten sensibler an die Sache rangehen." Der Vize-Chef des Bauausschusses sieht die Schuld beim Kreis, der "wesentlich größere Gebäudeausmaße genehmigt hat als sie uns präsentiert worden sind". "Das ist unglücklich gelaufen", kommentiert Rellingens FDP-Bauexperte Klaus Einfeldt. Er fordert Nachbesserungen am Objekt wie etwa eine Begrünung als Abschirmung. "Die Dinge sind aus dem Ruder gelaufen", sagt Grünen-Fraktionschef Konrad Wolf. So etwas dürfe nie wieder passieren. Er räumt ein: "Wir haben die Ausmaße unterschätzt." Niemand habe voraussehen können, dass Pötzsch Nachbarhäuser kaufe, sie abreiße und sein Areal vergrößere. "Das hat den Charakter des Gebietes verändert." Wolf betont: "Herr Pötzsch hat weder etwas Unrechtes oder Illegales getan."