Der Amateurmime und Niederdeutsch-Fan Manfred Eckhof steht seit 50 Jahren in Rellingen auf der Bühne

Rellingen. Manfred Eckhof schnackt Platt wie seine Muttersprache. Bei unzähligen Jazz-und-Platt-Veranstaltungen zwischen Bergedorf und Boostedt, als Vorleser und seit einem halben Jahrhundert auf und hinter der Bühne des Theatervereins Rellingens. Mehr als 50 Mal hat Eckhof dort Regie geführt, als langjähriger Künstlerischer Leiter den Wandel der Bühne hin zu anspruchsvollerem Boulevard und ernsthafteren Stücken geprägt. Wie oft er mitgespielt hat, kann der 71-Jährige nicht mehr zählen. Seit 2006 unterrichtet Eckhof das Niederdeutsche an der Bönningstedter Volkshochschule und in Harburg. Der frühere Rellinger SPD-Fraktionschef und langjährige Rektor der Erich-Kästner-Schule zählt zu den Koryphäen dieser alten Sprache im Kreis Pinneberg.

Da mag es überraschen, dass Eckhof nicht damit aufwuchs. Im Gegenteil. Als der gebürtige Kieler nach Abschluss seines Lehramtsstudiums 1963 vom Kultusministerium als Leiter der Volksschule nach Egenbüttel beordert wurde, sprach er kein Wort Platt. Er verliebte sich aber auf den ersten Blick in seine neue Heimat. "Ich hatte noch nie im Leben von Egenbüttel gehört, aber als ich dann zum ersten Mal zu Besuch war, wusste ich: Hier will ich nie wieder weg." 1972 wechselte er als Chef nach Rellingen-Krupunder an die heutige Erich-Kästner-Schule, die er bis 2006 leitete.

Die ersten plattdeutschen Worte lernte er noch im gleichen Jahr für seine erste kleine Rolle im Hafenschwank "In Hamborg op Sankt Pauli" für den Theaterverein. Es war der spätere Rellinger Bürgervorsteher und begeisterte Amateurmime Albert Hatje, der dem Neubürger Eckhof bei der Grundsteinlegung für die kleine Egenbüttler Turnhalle Mut zum Niederdeutschen gemacht hatte.

Die Liebe zur Bühne brachte Eckhof, der schon als ABC-Schütze auf den Brettern gestanden hatte, mit. "Es ist einfach toll, wenn nach der ganzen Probenarbeit alles geklappt hat, die Aufführung zu Ende ist und die Leute klatschen", sagt Eckhof.

In Sachen Plattdeutsch ging Autodidakt Eckhof mit der ihm eigenen Gründlichkeit zu Werke, setzte sich hin, paukte Vokabeln und Grammatik. Las plattdeutsche Geschichten von Reimer Bull bis Konrad Hansen, unterzog seine theoretischen Kenntnisse beim Gespräch mit den Egenbüttler Muttersprachlern dem Praxistest. "Platt is een Sprook as jed een Sprook ook", sagt er mit Blick auf die dicke Plattdeutsch-Grammatik und das Wörterbuch im Regal. Niederdeutsch sei kein Dialekt, sondern eine Sprache wie jede andere auch. Das könne man lernen.

Umgekehrt verlangt Eckhof diese Sorgfalt auch von seinen Mitspielern. Wenig ärgert ihn mehr als fehlerhaftes Plattdeutsch auf der Bühne. "Der Text muss sitzen", sagt Eckhof. Als Regisseur setzt er im Zweifelsfall eine Probe mehr an. Zum Bühnenjubiläum spielt er in der aktuellen Produktion "Een Fall för Paster Braun" die Titelrolle. Die Figur des schlitzohrigen Pfarrers und Hobbydetektivs ist eine Steilvorlage für den Bühnenroutinier. Zumal er durchaus Gemeinsamkeiten mit dem fiktiven Charakter entdeckt hat: "Wie der Pastor baue ich gern Zitate in Unterhaltungen ein, gebe Leuten, die Mist gebaut haben, gern eine Chance zur Wiedergutmachung. Und natürlich verbindet uns der Humor."

Das Anheimelnde, Urwüchsige ist es, was Eckhof an seiner liebsten Fremdsprache schätzt. Genau diese Attribute teile das Platt mit Oldtime-Jazz und Dixieland. Auch so eine Eckhof-Erfolgsgeschichte. Seit mehr als 25 Jahren tourt er mit wechselnden Formationen von den Louisiana Syncopators bis zu den Forum Stompers durch Norddeutschland.

Wenn Eckhof seine Freizeit nicht der Bühne widmete, dann engagierte er sich sportlich. Als Handballtorwart beim Rellinger Turnverein, als Fußballtorwart beim SC Egenbüttel, beim Tennis. Ein Jahr lang trainierte er eine Handballmannschaft, in der auch Ellerbeks heutiger Bürgermeister Günther Hildebrand mitspielte. Seit ihm vor wenigen Jahren ein künstliches Knie eingepflanzt worden ist, muss er sich allerdings mit dem Zuschauen begnügen.

Die Krimikomödie "Een Fall för Paster Braun" ist noch fünf Mal öffentlich zu sehen. Am 23. und 24. März im Ellerbeker Kulturtreff Rugenberger Mühlenweg, am 26. und 27. März in der Turnhalle der Egenbüttler Caspar-Voght-Schule, Schulweg 2, und am 5. April im Hotel Rellinger Hof, Hauptstraße 31. Der Vorhang hebt sich jeweils um 19.30 Uhr, am 24. März bereits um 18 Uhr, am 5. April erst um 20 Uhr. Karten zu je acht Euro gibt es zum Beispiel bei Foto Gaedigk, Am Rathausplatz 17, in Rellingen.