Die 17-jährige Linja Voges ist Landessiegerin bei Jugend debattiert. Sie spricht über Erfahrungen und ihre Ziele beim Bundesfinale in Berlin.

Schenefeld. Frei vor großem Publikum zu sprechen fällt vielen Menschen schwer. Dass Linja Voges damit keine Probleme hat, stellte die 17 Jahre junge Schülerin aus Pinneberg-Waldenau beim Landesfinale des bundesweiten Wettbewerbs Jugend debattiert eindrucksvoll unter Beweis. Sie setzte sich im Kieler Landtag gegen die Konkurrenz durch, erreichte den ersten Platz in ihrer Altersgruppe und darf nun am 15. Juni auf Bundesebene mit den 32 besten Debattanten Deutschlands um den Bundessieg diskutieren.

Linja spricht nicht vom Titel. "Ich bin schon wahnsinnig froh, überhaupt Landessiegerin geworden zu sein. Ich bin einfach nicht so verbissen an die Sache herangegangen und das hat die Jury wohl gemerkt. Wer verkrampft ist, kommt nicht gut an", sagt sie bescheiden. "Ich war schon stolz, als ich es ins Landesfinale geschafft habe. Dass ich gewonnen habe, war eine echte Überraschung, auch wenn ich nach der Final-Debatte ein gutes Gefühl hatte."

Jugend debattiert ist ein Projekt, das die sprachliche und politische Bildung sowie die Meinungs- und Persönlichkeitsbildung von Schülern stärken soll. Bei jeder Debatte treten vier Schüler gegeneinander an, eine Jury ermittelt anhand verschiedener Kriterien den Sieger. Bevor es zur jeweiligen Finalrunde kommt, durchlaufen die Teilnehmer zwei Qualifikationsrunden.

"Die Überzeugungskraft, also die Argumente und das Auftreten, der Ausdruck, die Sachkenntnis und die Gesprächsfähigkeit sind wichtig für die Bewertung", sagt Linja Voges. 24 Minuten dauert eine Debatte, jeder Teilnehmer hat zwei Minuten Zeit, um seine Position darzulegen, anschließend folgt für zwölf Minuten die freie Aussprache. Dann bleibt den Debattanten eine Minute Zeit für ihr Schlusswort.

Linja Voges hatte im vergangenen Jahr bereits an Jugend debattiert teilgenommen, war auf Regionalebene ausgeschieden. Doch sie wollte es noch einmal wissen. Nachdem sie sich im Regionalwettbewerb durchgesetzt hatte, durfte sie an einem Rhetorik-Training teilnehmen. "Ich würde jedem empfehlen, bei Jugend debattiert mitzumachen", sagt die Schülerin des Schenefelder Gymnasiums. "Es hilft, Rhetorik und selbstbewusstes Auftreten zu verbessern." Nach dem Landessieg wartet auf Linja wieder ein Rhetorik-Training, diesmal mit den Siegern und Zweitplatzierten aus den übrigen Bundesländern.

Ihr mache es Spaß zu debattieren, sagt Linja. Ganz egal, ob sie nun pro oder kontra argumentieren müsse. "Ich finde es gut, dass aktuelle Themen ausgewählt werden und Wert darauf gelegt wird, dass sich für beide Seiten genügend gute Argumente finden." Die drei Fragestellungen zu den Qualifikationsrunden und der Finaldebatte werden den Teilnehmern etwa eineinhalb Wochen vor den Wettbewerben mitgeteilt, welches Thema in welcher Runde drankommt, erfahren sie jedoch erst 15 Minuten vor Beginn. Auch welche Position sie zu jeder Fragestellung beziehen, wissen die Debattanten erst kurz vor Beginn des Wettkampftages.

"Deshalb muss sich jeder zwangsläufig auf alle Fragen und auf beide Seiten vorbereiten. So bleibt der Wettbewerb fair", sagt Linja. Sie argumentierte bei der Final-Debatte in Kiel zum Thema "Soll in Deutschland auf Erdgasgewinnung im Fracking-Verfahren verzichtet werden?" für den Verzicht. Zur Vorbereitung nutzte sie das Internet, aber auch Gespräche mit Freunden und Familie. "Manchmal ergeben sich so noch Blickwinkel oder Argumente, auf die ich sonst nicht gekommen wäre", sagt sie.

Einen gesunder Ehrgeiz, gute Vorbereitung und letztendlich die Tatsache, dass sie vor und während der Debatten nicht aufgeregt gewesen sei, nennt Linja als ihre Stärken. "Und ich kann mich gut in die Gegenseite hineinversetzen", sagt sie. "Das wurde mir wohl in die Wiege gelegt. Mein Vater ist Anwalt, er kann also gut argumentieren", sagt Linja. "Ich werde jetzt auch nicht professionell über mehr Taschengeld verhandeln, nur weil ich Landessiegerin geworden bin. Da müssen sich meine Eltern keine Sorgen machen", sagt sie und lacht.

"In Berlin ins Finale zu kommen wäre echt super, aber ich sehe das alles nicht so verbissen", sagt Linja. "Ich werde einfach mein Bestes geben und sehen, wie weit ich komme." Dass sie in Kiel eine tolle Leistung gezeigt hat, steht auf jeden Fall nicht zur Debatte.