Als gewitzter “Bauer Hader“ erklärt Kabarettist Nils Loenicker am 22. März im Elmshorner Stadttheater die Welt – mit viel Humor.

Elmshorn. Natürlich wird der Hamburger Kabarettist Nils Loenicker die Insignien seiner Paraderolle als Bauer Hader dabei haben, wenn er mit seinem musikalischen "Erntehelfer" Matthias Winkler am Freitag, 22. März, im Elmshorner Stadttheater auftritt. Den selbst gezüchteten Mini-Porree, die lodengrüne Ackerkappe, die Joppe, die Gummistiefel. Und den falschen schwarzen Schnurrbart, mit dem er wahlweise als vertauschter türkischer Zwillingsbruder Ali Hader oder als Neonazi-Karikatur eine überzeugende Figur macht. Ohne Lauch und Landmannskluft wäre der Hader nicht der Hader, der sich in 14 bauernschlauen Bühnenjahren eine eingeschworene Fangemeinde erblödelt, ersungen und mit pfiffigen Einsichten überrascht hat.

Keine Frage: Bauer Hader, der liebenswerte Klugschnacker, der die Arbeit nicht direkt erfunden hat, mit einem Trecker-Navi pflügt und als anonymer Vegetarier besonders gern Fisch in Tomatensoße aus der Dose nascht, hat das Zeug zur Kultfigur. Und das nicht nur in der kleinen schleswig-holsteinischen Gemeinde Schmalensee, in deren Dorfkrug er 1999 quasi das Licht der Welt erblickt hat. Denn hier, an der Dorfstraße, wohnt nicht nur Haders Namensgeber, der echte Bauer Harder - mit "r". Sondern von hier stammt auch das Wissen seines Erfinders über den Alltag auf dem flachen Land. Loenicker, 53, geboren und aufgewachsen in Hoheluft-West, ist nämlich eigentlich ein waschechter Hamburger Jung.

Aber seit er vor 25 Jahren ein Haus in Schmalensee erwarb, wächst seine Begeisterung für das Leben, vor allem das Zusammenleben, auf dem Land. "Dort gibt es ein ganz anderes Netzwerk als in der Stadt. Wenn einer Hilfe braucht, sind die Nachbarn da, das ist ein Geben und Nehmen." Er habe hohen Respekt vor der klassischen Landbevölkerung. "Hader ist eine Hommage an diese Menschen." Und auch wenn Hader sich gelegentlich selbst auf die Schippe nimmt, veräppelt Loenicker in dieser Rolle nie die Landbevölkerung, sondern die gesellschaftliche und politische Doppelmoral.

Im Kreis Pinneberg hat Loenicker eine ansehnliche Fangemeinde. Die "Alma Hoppe"-Gastspiele in Rellingen sind regelmäßig ausverkauft, das Wedeler Theaterschiff "Batavia" fungiert als eine Art Wohnzimmer des Kabarett-Duos. In Elmshorn waren Loenicker und Erntehelfer Winkler mit ihren Hader-Programmen bislang allerdings auf der Kleinkunstbühne im Haus 13 zu Gast. "Das ist schon ein Anlauf, mit dieser Figur jetzt auf die große Bühne des Stadttheaters zu gehen", sagt der Kabarettist. Das Theater sei zwar von der Licht- und Tontechnik her komfortabler, es gebe für den Zuschauer mehr zu sehen. "Aber der Kontakt zum Publikum gestaltet sich anders als von der flachen Brettl-Bühne aus."

Gute persönliche Kontakte pflegt Loenicker auch nach Schenefeld, wo sein Vater früher arbeitete. Seine abgelegten Anzüge bringt er regelmäßig in das Schenefelder Sozialkaufhaus "Glücksgriff", mit dessen Chefin Ingrid Pöhland verbindet ihn eine langjährige Freundschaft.

Als clownesker Querdenker in Gummistiefeln spießt Loenicker mit hintergründigem Witz die Absurditäten der Zeit auf. Von Pferde-Lasagne über Neo-Nazis bis zum Papst-Rücktritt ist alles möglich. Nur Missbrauchsthemen sind tabu.

"Hader wird gebraucht, weil er mit seiner entlarvenden Sicht durch die schlichte, gewitzte Bauernbrille auf die Dinge im Leben zu verblüffenden Erkenntnissen kommt", sagt Loenicker. Scheu vor gut platzierten Kalauern kennt er bei dieser Mission nicht. "Auch der Bauch muss angesprochen werden, nicht immer nur der Kopf", sagt er. Loenickers Humor ist intelligent, spontan und voller Wortwitz. Das zeigt sich auch im Interview. "Unschätzbar", antwortet er schlagfertig auf die Frage nach dem Alter seines Porree-Helden.

Diese Spontaneität kommt Loenicker auf der Bühne zugute. "20 bis 30 Prozent des Programms werden spontan improvisiert, weil jedes Publikum anders reagiert."

Die meisten Fans hat die Hader-Figur auf dem Land. "Dort tritt er auf Augenhöhe mit dem Publikum auf." In der Stadt werde er gelegentlich mild belächelt. Loenicker spornt diese arrogante Haltung an. "Wenn er das merkt, kann Bauer Hader ganz schön fünsch werden", sagt der 53-Jährige. Bis er jedes Publikum zum Lachen gebracht hat. Denn das schafft der bei allem Traditionsbewusstsein sehr sozial eingestellte Hader immer. "Es ist nur eine Frage der Zeit."

Die "Entermänner" Nils Loenicker und Matthias Winkler präsentieren ihr neues Programm "Bauer Hader erklärt die Welt" am Freitag, 22. März, von 20 Uhr an im Stadttheater Elmshorn, Klostersande 30. Karten zu jeweils 20 und 16 Euro gibt es im Vorverkauf in der Geschäftsstelle des Theaters, Königstraße 56, und unter der Telefonnummer 04121/6 11 89.