Landesweites Modellprojekt hilft jungen Menschen, einen Job zu bekommen

Kreis Pinneberg. Schüler, die unter geistiger oder körperlich-motorischer Behinderung leiden, waren bisher auf dem Arbeitsmarkt nahezu chancenlos. Das soll sich dank eines landesweiten Modellprojektes ändern. An dem Vorhaben unter dem Titel "Übergang Schule-Beruf" sind auch die Förderzentren Raboisenschule und Heidewegschule, der Integrationsfachdienst der Brücke Elmshorn sowie die Agentur für Arbeit Elmshorn beteiligt.

"Das Ziel ist es, dass kein Schüler ohne eine konkrete Perspektive die Schule verlässt. Wir wollen, dass auch dieser Personenkreis eine Teilhabe am allgemeinen Arbeitsmarkt erhält", sagt Katja de Jong, Kreiskoordinatorin des Projektes. Der Automatismus, dass Schüler mit Behinderungen nach ihrer Schulzeit automatisch in eine Behindertenwerkstatt wechseln, solle durchbrochen werden, ergänzt Landeskoordinatorin Nina Köhler.

"Unsere Schüler können sich im Beruf erproben und sehen, ob sie später im Arbeitsleben einen Platz finden", sagt Lutz Philippeit, Leiter der Raboisenschule in Elmshorn. Zwölf der 140 Schüler nehmen an dem Projekt teil. Alle stammen aus der so genannten dreijährigen Werkstufe, die sich an die neun Pflichtschuljahre anschließt. Die Schüler werden mit unterschiedlichen Berufsbildern vertraut gemacht, sie erhalten nach Möglichkeit ein Praktikum in einem Betrieb und erfahren alles zum Thema Bewerbung. "Wir suchen gezielt Schüler aus, bei denen es Sinn macht und analysieren ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten", so Philippeit weiter. Bei dieser Arbeit werden die Lehrer von der Brücke und der Agentur für Arbeit unterstützt. Das gleiche Modell erprobt auch die Heidewegschule in Appen. "Von unseren 107 Schülern befinden sich acht in diesem Projekt", sagt Schulleiter Volker Schwarz. Weitere fünf Projektteilnehmer kommen von der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule Elmshorn (KGSE), die dort integrativ beschult werden.

"Es handelt sich immer um Einzelfälle, die in den allgemeinen Arbeitsmarkt gelangen", sagt Gunnar Fritsche von der Arbeitsagentur. Er beklagt, dass arbeitgebernahe Organisationen dem Projekt die kalte Schulter zeigen. "Ich wünsche mir mehr Unterstützung, damit auch diese Personen am Arbeitsleben teilnehmen können", so Fritsche weiter. Auch sei die Politik gefordert, gesetzliche Änderungen vorzunehmen. So erhalten Arbeitgeber, die einen jungen behinderten Menschen beschäftigen, eine zweijährige Förderung von der Arbeitsagentur. Wird nach dem Auslaufen der Fördermaßnahme der Mitarbeiter nicht weiter beschäftigt, hat er keine Chance, zurück in eine Behindertenwerkstatt zu gehen. Fritsche: "Das ist aus förderungsrechtlichen Gründen nicht möglich."

Laut Landeskoordinatorin Nina Köhler ist es im Rahmen des Projektes bereits gelungen, junge Menschen mit Behinderungen im allgemeinen Arbeitsmarkt unterzubringen. So arbeite eine junge Frau in einer Tierklinik, eine weitere in einem Hotel.