Die Außenstelle der Opferhilfeorganisation Weißer Ring im Kreis Pinneberg feiert in Elmshorn 30-jähriges Bestehen

Pinneberg/Elmshorn. Seit 30 Jahren engagiert sich die Pinneberger Außenstelle des Weißen Rings ehrenamtlich für die Opfer von Verbrechen. In dieser Zeit haben sich die Anforderungen und die Arten der Hilferufe stark verändert. Verdeutlicht wurde dies während des Festaktes zum Geburtstag der Hilfsorganisation, der im Industriemuseum in Elmshorn gefeiert wurde.

"Wer hätte damals, 1983, gedacht, dass man einmal Frauenhäuser braucht, dass Gewalt in der Partnerschaft ein wichtiges Thema ist? Wer hat an sexuelle Missbrauchsfälle in Internaten und Heimen gedacht?", fragte Dietrich Anders, der Leiter der Pinneberger Außenstelle. Landrat Oliver Stolz nahm den Hinweis auf und verwies unter dem Stichwort Cyber-Mobbing darauf, dass immer mehr Menschen heute auch Opfer der virtuellen Welt des Internets werden.

"Zur Zeit der Gründung unserer Organisation gab es Opferrechte quasi nicht", resümierte Uwe Döring, Vorsitzender des Landesverbandes des Weißen Rings. "Wir haben viel erreicht, aber es gibt noch viel zu tun." So sei die Opferhilfe mehr und mehr mit den gesellschaftlichen Phänomenen Stalking und Cyber-Mobbing befasst. Darüber hinaus bräuchten traumatisierte Opfer aller Verbrechensarten vernetzte Anlaufstellen: "Es müssen dringend Trauma-Ambulanzen in Schleswig-Holstein, wie in anderen Bundesländern schon geschehen, eingerichtet werden", so sein Appell. Dies sei eine Leistung, die staatlich finanziert werden müsse. In Schleswig-Holstein habe der Weiße Ring im vergangenen Jahr für rund 260.000 Euro nicht bezahlte, professionelle Arbeit geleistet, sagte Döring. "Wir sind stolz darauf, nicht auf staatliche Zuschüsse angewiesen zu sein."

Dietrich Anders verwies darauf, dass allein im Kreis Pinneberg jährlich etwa 20.000 strafwürdige Delikte begangen werden. "2012 erreichten uns 128 Hilferufe von Opfern. Die Zahl ist steigend." Der Weiße Ring zählt im Kreis 358 Mitglieder. Mitarbeiter unterstützen Opfer bei Behördengängen, bei Besuchen der Polizei, begleiten sie zum Gericht und klären über Rechte und psychologische Hilfe auf.

Elmshorns Bürgermeisterin Brigitte Fronzek zitierte einen alten Slogan des Weißen Rings: "Wenn alle den Täter suchen, hat keiner Zeit für die Opfer. Darum ist es gut und unverzichtbar, dass es den Weißen Ring gibt."

Eindringlich wurde den Gästen aus Politik, Hilfsverbänden und der Polizei das Problem Internet-Mobbing mit einem Film verdeutlicht, den Gymnasiasten auf Grundlage eigener Erfahrungen inszeniert und mit professioneller Hilfe umgesetzt hatten. Betretenes Schweigen unter den Gästen zeigte auf, wie brisant das Thema ist.

Der Weiße Ring ist unter Tel. 11 60 06 (7 bis 22 Uhr); im Kreis Pinneberg auch unter Tel. 04101/40 86 92 erreichbar.