14 Millionen Euro teures Großprojekt. Symbolischer Spatenstich für Erweiterung der Kreisfeuerwehrzentrale. Anforderungen steigen, Personaldecke wird dünner.

Kreis Pinneberg. Weil es nur vier Spaten gab, bestieg Kreiswehrführer Bernd Affeldt einen Bagger und lockerte mit der Schaufel mehr oder weniger gekonnt das gefrorene Erdreich. Handarbeit mit dem Spaten leisteten derweil die Bundestagsabgeordneten Ole Schröder (CDU) und Ernst Dieter Rossmann (SPD), Landrat Oliver Stolz und Helmuth Kruse (Grüne), Vorsitzender des Kreis-Ausschusses für Umwelt, Sicherheit und Ordnung. Mit diesem symbolischen Akt brachten sie am Freitagnachmittag die Erweiterung der Kreisfeuerwehrzentrale in Tornesch-Ahrenlohe auf den Weg.

Das 14 Millionen Euro teure Großprojekt - es war am Sonnabend auch Thema während der Jahreshauptversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes in Hasloh. "Ich hoffe, dass ich auf der nächsten Jahreshauptversammlung den Fertigstellungstermin bekannt geben kann", so Affeldt vor den 144 Delegierten der 52 Feuerwehren. Wann der dringend benötigte Bau bezugsfertig ist, ist noch unklar. Auch ist noch nicht bekannt, wann der zweite Bauabschnitt in Angriff genommen werden kann. Der Kreis als Finanzier hat das Vorhaben in zwei Bauabschnitte aufsplitten müssen.

Im ersten Teil wird die Kreisfeuerwehrzentrale um eine Fahrzeughalle und Unterkünfte für den ABC-Dienst erweitert. "Das ist ein wichtiges Signal, eine notwendige und mutige Entscheidung", sagte Ole Schröder. Der Kreis Pinneberg sei wegen der beiden Autobahnen, als Einflugschneise für den Airport Fuhlsbüttel und mit der Elbe besonderen Herausforderungen ausgesetzt, was die Sicherheit und den Schutz der Bevölkerung angeht. Landrat Oliver Stolz sprach von einem finanziellen Kraftakt und betonte: "Wir investieren und bauen hier für die Zukunft."

Kreiswehrführer Affeldt dankte für die gute Zusammenarbeit mit Verwaltung und Politik. Allerdings schlug er auch kritische Töne an "Während der Planungsphase ist mir manchmal der Kragen geplatzt." Er erinnerte an die Fledermäuse, deren Schutz den Baubeginn beinahe verhindert hätte und forderte eine zügige Verwirklichung des zweiten Bauabschnitts. Dazu gehören die Werkstätten für Fahrzeuge, Schläuche, Atemschutz- und Funkgeräte sowie Aufenthalts- und Schulungsräume des Gefahrgutzuges sowie die dazugehörigen Büros und Nebenräume. Bisher ist eine Realisierung, abhängig von der finanziellen Lage des Kreises, in den Jahren 2015 oder 2016 angedacht.

"Es wird immer schwieriger, solch eine Maßnahme durchzuführen", sagte Affeldt während der Jahreshauptversammlung. Er sei seit 35 Jahren Ehrenbeamter, "und genau so lange höre ich, die Kassen sind leer". Jedoch sei jede Kommune verantwortlich für den Brandschutz und dafür, dass sie eine funktionierende und gut ausgerüstete Feuerwehr vorhalte. "Welche Wehr hat denn schon Personalprobleme", fragte Affeldt. Seine Antwort: Noch keine. Probleme hätten die Kameraden jedoch mit der Sicherheit der teilweise maroden Gerätehäuser und der überalterten Fahrzeugflotte, die nicht dem Stand der heutigen Technik entspreche.

Der Kreiswehrführer räumte auch ein, dass die Personaldecke langsam dünner wird. Die Zahl der aktiven Kameraden ist rückläufig. Sie sank 2012 von 2634 um 20 auf 2614 Aktive. "Das ist nicht viel. Bedenkt man aber, dass etwa die Feuerwehr Bullenkuhlen 27 Mitglieder hat, ergibt sich ein ganz anderes Bild", so Affeldt weiter.

Ein weiteres gravierendes Problem sind die Tagesbereitschaften. Gerade im ländlichen Bereich gibt es Feuerwehren, die mit Beginn der Arbeitszeit nicht mehr einsatzbereit sind, weil die meisten ihrer Mitglieder auswärts arbeiten und bis zum Feierabend nicht mehr herbeieilen können. Ein Lösungsansatz ist es, ab einer bestimmten Einsatzgröße automatisch eine Nachbarwehr mitzualarmieren, um eine ausreichende Zahl an Einsatzkräften sicherzustellen. Auch eine Doppel-Mitgliedschaft soll aus der Krise helfen. Auf diese Weise können Feuerwehrleute, die außerhalb ihres Heimatortes arbeiten, die jeweilige Wehr an ihrem Arbeitsort bei Einsätzen unterstützen. Bernd Affeldt: "Das hilft ein wenig. Es ist ein Punkt, an dem wir verstärkt arbeiten müssen."

Was die Einsätze angeht, war 2012 ein ruhiges Jahr. Mussten die 52 Wehren 2011 noch 2955 Mal ausrücken, waren sie im Vorjahr lediglich 2777 Mal gefordert. Affeldt erinnerte daran, dass alle Einsatzkräfte ihren Dienst ehrenamtlich versehen. "Es gibt im Kreis Bürger, die der Meinung sind, dass die größeren Feuerwehren Berufsfeuerwehren sind." Selbst einige Landtagsabgeordnete würden dies glauben. "Hier bedarf es noch Aufklärung." Landrat Stolz betonte, dass die Arbeit der Feuerwehren "nicht mit Geld auszudrücken ist". Die Geräte sowie die Fahrzeuge seien die Voraussetzung, damit diese Arbeit geleistet werden könne. Stolz forderte die Kommunen auf, den Wehren die erforderlichen Sachmittel bereit zu stellen.

Den Vorstand des Kreisfeuerwehrverbandes komplettiert Olaf Kielmann aus Bilsen. Der 54 Jahre alte Vize-Wehrführer des Ortes ersetzt Detlev Boenigk aus Neuendeich, der sein Amt als Beisitzer nach nur einem Jahr aus beruflichen Gründen abgeben musste. Neben zahlreichen Beförderungen konnte Affeldt diverse Kameraden für langjährige Mitgliedschaft auszeichnen. Die Deutsche Feuerwehr-Ehrenmedaille überreichte er Bilsens ehemaligem Bürgermeister Rainer Ute Harms.