Präsident beklagt mangelnde Akzeptanz des EU-Parlaments. Tiemann will Schulz einladen

Pinneberg/Brüssel. Als Synonym für Provinz muss Pinneberg bekanntlich öfter herhalten. Das scheint sogar beim Sozialdemokraten Martin Schulz, dem Präsidenten des Europäischen Parlamentes, angekommen zu sein. Wie in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" nachzulesen ist, beklagt sich Schulz in einem Interview über mangelnde Aufmerksamkeit des Europaparlaments in der Öffentlichkeit.

"Die Mächtigen müssen Angst haben vor dem Parlament. Sonst machen wir Krawall", droht er. Die Regierungschefs müssten viel öfter nach Straßburg kommen und sich dort erklären, und man brauche mehr Aufmerksamkeit. "Wir vertreten 500 Millionen Menschen, aber wir haben eine Wahrnehmung wie der Kreistag von Pinneberg", wird Schulz zitiert.

Das wollen die Pinneberger Kreistagspolitiker natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Thomas Giese, Fraktionschef der Grünen, informierte flugs die Lokalpresse und empfahl Kreispräsident Burkhard E. Tiemann, den Mann aus Brüssel doch mal in den Pinneberger Kreistag einzuladen. "Eine Einladung von Präsident zu Präsident erscheint mir hier angebracht."

CDU-Mann Tiemann nahm die Vorlage gern auf und will den SPD-Mann Schulz jetzt tatsächlich einladen, "damit der mal ein lebendiges 'Parlament' kennenlernt, das von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird." Zumindest in den örtlichen Medien, setzt Tiemann hinzu.

Er habe aber Verständnis für Schulz, sagt der Mann mit Dienstsitz in Pinneberg. Der sei zwar Präsident von 754 Abgeordneten aus 27 Ländern, aber im Kreis Pinneberg wisse kaum jemand, wer Martin Schulz sei. Eine interessante These des Kreispräsidenten über den Grad der politischen Bildung der Bürger seines Heimatkreises . . .