Großbritannien-Fan Hanfried Kimstädt ist der Motor hinter der größten Party zum St. Patrick's Day im Kreis. Am 16. März verwandelt sich das Tornescher Pomm 91 in einen Pub

Kaum stand 1989 das Eigenheim, wehte im Tornescher Garten von Hanfried Kimstädt, 63, schon die britische Flagge. "Eigentlich war noch nichts so richtig fertig, aber zum Geburtstag der Queen am 17. Juni habe ich einfach einen Holzstock in einen Sandhaufen an der Terrasse gesteckt und mit Reißzwecken die englische Fahne dran befestigt", sagt Kimstädt. "Die Nachbarn haben etwas verwundert geguckt, aber das musste einfach sein."

Heute prangt ein stabiler Fahnenmast im Garten. Geflaggt wird noch immer, unter anderem im April zum wirklichen Geburtstag der Queen, außerdem im Juni, wenn sie die Parade abnimmt, am 25. Januar zum Geburtstag des schottischen Nationaldichters Robert Burns. Und zum Geburtstag des schottischen Leinwandhelden Sean Connery. "Ich verehre ihn", sagt Kimstädt. "Connery ist ein Schotte durch und durch."

Die Liebe des Torneschers gilt Musik, Landschaft, Menschen und Gebräuchen der Britischen Inseln. Seinen grün karierten Kilt hat er sich in Inverness schneidern lassen. Und als Vorsitzender des Kulturvereins Tornescher Allerlei (Toall) macht der gebürtige Blankeneser seine Wahlheimat immer wieder zum Zentrum angelsächsischer und gälischer Traditionen im Kreis Pinneberg.

Deshalb steht auch der irische Nationalheilige Saint Patrick ganz oben auf der Agenda des Vereinsteams um Kimstädt. Am Sonnabend, 16. März, bitten die Akteure anlässlich des St. Patrick's Day zur größten irischen Party kreisweit ins Tornescher Pomm 91, Pommernstraße 91. Mit Livemusik von der Gruppe Wide Range, irischem Stepptanz der Elmshorner Formation Feel the Feet, Whiskey und cremig gezapftem Guinness von der Grünen Insel feiern sie das Andenken an den legendären ersten irischen Bischof, der am 17. März 463 oder 491 im irischen County Down starb. Die Feier beginnt um 20 Uhr. Karten zu je zehn Euro gibt es im Vorverkauf in Tornesch bei Schreibwaren Geisler, Eisenross Fahrradladen, Optiker Bade, in der Pinneberger Buchhandlung Bücherwurm und im Uetersener Tabakstübchen Jäger.

"Als Hamburger hat man ja so einen Touch für die Briten", sagt Kimstädt. Dass sich die von den Engländern über Jahrhunderte unterdrückten Iren und Schotten mit ihren früheren Herren traditionell spinnefeind sind, spielt für ihn dabei keine Rolle. Die Idee, den irischen Nationalfeiertag St. Patrick's Day auch in Tornesch groß zu feiern, kam Kimstädt allerdings nicht etwa zu Füßen der St.-Patricks-Statue auf dem irischen Hügel Tara, sondern in dem Hamburger Pub "Finnegan's Wake" an der Börsenbrücke. Nach der Arbeit machte Kimstädt dort gelegentlich Station auf dem Weg zur S-Bahn, trank seinen Pint Guinness, kam mit dem irischen Wirt ins Gespräch. "Das Bier schmeckte gut, ich mochte die irischen Konzerte und habe mich gefragt: Warum machen wir das nicht mal hier?", sagt Kimstädt. 1999 starteten sie den ersten Versuch, verpflichteten die Neumünsteraner Combo Rosin Dubh als Livemusiker, zapften das Guinness wie die Iren. "Mit Stickstoff, niemals mit Kohlensäure wie anderes Bier", sagt der Tornescher. "Das darf nicht perlen, das muss satt ins Glas fließen und diesen cremigen Schaum aufbauen." Damit auch das norddeutsch-nüchterne Pomm 91 irische Pub-Atmosphäre atmet, verkleiden die Helfer den Saal mit Stoffbahnen, dekorieren ihn mit Bildern von Leprechauns. Diese typisch irischen Naturgeister gelten wie die Harfe als Wahrzeichen der Insel. Mit flacher Tweedkappe, Weste und Flanellhemd - alles made in Ireland - wirkt der Vereinschef fast wie ein Ire. Dabei hat er zu seinem Bedauern noch nie einen Fuß auf die Insel gesetzt.

Dafür kennt er Schottland umso besser. Rund ein Dutzend Mal hat er Hochland und Küsten besucht, Frau und Sohn mit dem Virus infiziert. "Zur Konfirmation trug Sebastian einen extra angefertigten schottischen Kilt, das wollte er so." Kimstädt senior schlüpfte ebenfalls in die Nationaltracht. "Das kam schon gut."

Kreuz und quer erkundeten die Kimstädts den nördlichen Zipfel des Vereinigten Königreichs, waren meist mit dem Wohnwagen unterwegs. "Der schottische Nationaldichter Robert Burns verfolgt mich, seit ich zum ersten Mal nach Schottland gefahren bin. Seine Gedichte und Lieder über Liebe und Freiheit, seine urigen schottischen Zoten." Seit 1990 feiern die Kimstädts das "Burns-Supper", zunächst privat zu Hause, bislang einmal als öffentliches Fest im Pomm 91. Serviert wird dann das schottische Nationalgericht Haggis, ein stark gewürzter Eintopf aus Herz, Lunge, Nierenfett und Leber vom Schaf. Gewöhnungsbedürftig? Kimstädt verneint. "Das schmeckt nicht schlecht, alle haben es gegessen", sagt Kimstädt. "Und als Norddeutscher isst man ja auch Labskaus, Grützwurst und Schwarzsauer."

Seine Begeisterung für Schottland wurde dem kleinen Hanfried fast in die Wiege gelegt. Eine Freundin der Eltern war Schottin. Sie vermittelte Anfang der 50er-Jahre einen Kontakt nach Edinburgh. Fortan sandte "Tante Margret", mit einem schwäbischen Schlachter verheiratete Schottin, Care-Pakete mit Nahrung und Kleidung ins notleidende Nachkriegs-Hamburg. "Ich bekam Bleyle-Hosen und einen kleinen blauen Anzug, wie ihn auch Prinz Charles trug", sagt Kimstädt. "Seitdem mag ich Prinz Charles ganz besonders."