Stadtmarketing-Umfrage Konsumenten und Gewerbetreibende vermissen Flair, Kultur und Modernität in der Kreisstadt

Pinneberg. Der große Aha-Effekt blieb aus. Die Erkenntnisse über das Image der Stadt Pinneberg, die die Marktforscher der Fachhochschule Westküste um Hans-Dieter Ruge und Oliver Franz zusammengetragen und jetzt im Ratssaal vorgestellt haben, entsprechen dem mäßig attraktiven Bild der Kreisstadt in der Öffentlichkeit. Eingezwängt zwischen dem Publikumsmagneten Hamburg und der größeren Stadt Elmshorn, die gerade die Bürger aus dem Umland stärker anziehe als die Kreisstadt, spielt Pinneberg nach Erkenntnissen der Forscher für die Region eine untergeordnete Rolle. "Pinneberg kann für Einkäufe des mittel- und langfristigen Bedarfs keine Kaufkraft bündeln", sagt Franz nüchtern. Vermisst würden in der Innenstadt vor allem Geschäfte für Bekleidung sowie ein besseres Kultur- und Freizeitangebot.

Die 710 Konsumenten aus der Stadt, den Umlandgemeinden und des nördlichen Hamburg, die das Team des der Fachhochschule angeschlossenen Instituts regiomar telefonisch befragt hatte, empfanden Pinneberg als langweilig, unmodern und provinziell. Punkten konnte die Stadt bei ihnen vor allem mit ihrem Sportangebot, dem Krankenhaus und der grünen Umgebung. Noch kritischer als die Konsumenten gingen die 52 via Internet befragten Gewerbetreibenden mit Pinneberg ins Gericht. Verschlafen und zerstritten komme die Stadt daher. Viele Geschäftsleuten scheint die Entwicklung der Stadt allerdings kaum noch zu interessieren. Forscher Franz zeigte sich erstaunt über die "geringe Beteiligung". Statt mit 52 Teilnehmern hätte das regiomar-Team mit mindestens 100 gerechnet.

Nur ein Ergebnis überraschte selbst die Forscher so sehr, dass sie zunächst einen Fehler in ihrem eigenen System vermutet hatten. Während fast niemand der befragten Einwohner der Kreisstadt Pinneberg einem Freund als Wohnort empfehlen würde, stimmten fast alle der Aussage zu, sehr gerne in der Pinnaustadt zu leben. "Dieser hohe Ablehnungswert hat uns als Forscher erstaunt. Die Loyalität der Pinneberger zu ihrer Stadt ist sehr gering", sagte Franz. Verglichen mit anderen Städten in Schleswig-Holstein wie etwa dem nordfriesischen Niebüll, deren Image regiomar nach dem gleichen Schema untersucht hatte, seien Pinnebergs Attraktivitätswerte rekordverdächtig niedrig. Auffällig sei außerdem, dass viele Pinneberger ihre Heimatstadt zwar mit klaren, positiven Bildern wie der Drostei, dem Fahlt, einer guten Verkehrsanbindung und dem Rosengarten in Verbindung brachten. "Aber man schafft es nicht, diese Bildwelt in konkrete Nutzenaspekte für ein positives Image zu übersetzen", sagte Franz.

"Wir wollen an der Substanz arbeiten, die Stadt Pinneberg als Marke aufbauen und mit Leben erfüllen." So hatte Citymanager Dirk Matthiesen zu Beginn des Abends sein Ziel umrissen.

Die Reaktionen der knapp 60 Zuhörer im Saal, in der überwiegenden Mehrzahl Politiker und Funktionäre, waren geteilt. Wie SPD-Stadtrat Dieter Tietz kritisierten einige unter ihnen, dass vieles in Pinneberg schlechtgeredet werde. "Das Positive wie eine gute Infrastruktur für die Betreuung von Schul- und Kita-Kindern wird als selbstverständlich hingenommen, das Negative wird betont", sagte Tietz. Bürgervorsteherin Natalina Boenigk, CDU, widersprach den Forderungen der Befragten nach mehr Kultur. "Für eine Stadt so nah an Hamburg ist unser Kulturangebot sensationell gut."

Ein Zuhörer bestätigte die Ergebnisse der Umfrage und kritisierte die mangelnden Bemühungen der Stadtväter, das Image aufzupolieren. "Es ist kein Wille erkennbar, die Situation zu verbessern", sagte er. Er fühle sich in der leeren Innenstadt vor allem dann wohl, wenn die Berufsschüler in ihrer Pause in die City strömten. "Dann ist da mal Leben."

Andere regten an, stärker auf junge Familien zu setzen, die sich aufgrund der guten Verkehrsanbindung und der grünen, kinderfreundlichen Umgebung dauerhaft in Pinneberg ansiedelten und vielleicht am ehesten mit ihrem neuen Wohnort positiv identifizierten.

"Wir müssen in den Bürgern Stolz auf ihre Stadt wecken." Mit dieser Formulierung brachte ein Zuhörer im Saal die Aufgabe des Stadtmarketings auf den Punkt. Wie das konkret geschehen soll, blieb allerdings auch nach der Vorstellung der Studie offen.