Bei den Quickborner Familienkonzerten spielen Profis Klassik für Kinder - und machen auch die Eltern zu Fans

Quickborn. Erwachsene Klassikfans haben im Kreis Pinneberg die Qual der Wahl. Das Angebot an exzellent gespielten Konzerten ist reichlich, die erste Liga der Branche spielt nicht nur beim Schleswig-Holstein Musik Festival, sondern auch bei Konzertreihen in Pinneberg, Quickborn und Appen auf.

Doch klassische Konzerte für Kinder sind rar. Nur die Freunde der Kammermusik Quickborn bieten in ihren Saisons bereits seit mehr als zehn Jahren regelmäßig je ein Familienkonzert auf Profi-Niveau an. Das nächste soll am Sonntag, 17. März, über die Bühne gehen. Ganz frische Ansätze in dieser Richtung gibt es auch in der Pinneberger Drostei. Anfang Februar spielte dort das Prisma Trio für die Kleinsten auf - vor vollem Saal übrigens -, im Juni soll ein zweites Kinderkonzert folgen.

Angesichts der Klagen über den Mangel an jungen Zuhörern in deutschen Konzertsälen stellt sich die Frage, warum es so wenige Klassikkonzerte für Kinder gibt. "Zum einen ist die Auswahl an passenden Stücken gering", sagt die Kieler Geigerin und Erzählerin Sara Risch. Dreijährige Kinder etwa könnten sich maximal 30 Minuten am Stück auf ein Programm konzentrieren. "Da sind selbst 'Peter und der Wolf' oder der 'Karneval der Tiere' nur bedingt geeignet." Zum anderen fehle vielen Kollegen, die als Profis eine feste Stelle in einem Orchester hätten, die Zeit für weitere Projekte. Denn auch die Programme für die Kleinsten seien aufwendig. "Und dann ist es oft eine finanzielle Frage", sagt Risch, die selbst einen kleinen Sohn hat. Die Honorare, die sich Risch und ihre drei Kollegen vom Kieler Trio Diverso bei Kindergarten-Konzerten in ihrer Freizeit erspielten, deckten gerade so die Kosten für Babysitter und Anfahrt.

Trotzdem spielt und erzählt sie gemeinsam mit Pianistin Oxana Torianik, Flötistin Simone Kaskel und Fagottist Florian Winkler, allesamt Kieler Berufsmusiker, gern für die Steppkes. "Natürlich möchten wir unsere Opernvorstellungen und Konzerte mit den Kieler Philharmonikern nicht missen", sagt Risch. "Aber das Schöne an unserem Kinderkonzert-Projekt ist die Nähe zu den kleinen Zuhörern, ihre direkten Reaktionen." Denn bei den Programmen "Hänsel und Gretel" und "Tommy und der kleine Elefant", die die Musiker bislang erarbeitet haben, sitzen die Kinder auf Matten direkt vor den Musikern. "Wir beziehen sie immer mit ein. Sie können mit uns raten, singen und tanzen", sagt Risch. Und nach jedem Konzert dürfen die Kinder die Profis Löcher in den Bauch fragen, sich die Instrumente ansehen und alles erzählen, was ihnen beim Konzert durch den Kopf gegangen ist. Damit die Kinder am Ball blieben, sei es wichtig, die Geschichte altersgerecht und nicht zu lang zu gestalten. "Unsere Konzerte sollen Spaß machen, aber auch anspruchsvoll sein."

Ob die Geschichten zünden, testen die Musiker zuerst im heimischen Wohnzimmer, vor den Augen der insgesamt sieben eigenen Sprösslinge im Alter zwischen einem und sieben Jahren. "Die nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn es ihnen nicht gefällt", sagt Sara Risch.

Die Konzerte kommen auch bei den Eltern gut an. "Wir erleben, dass nicht die Kinder Berührungsängste mit der klassischen Musik haben, sondern ihre Eltern", sagt Risch. Deren Generation habe lange Zeit die klassische Musik als "spießig" betrachtet. "Oft sind es Kinderkonzerte wie unsere, bei denen Erwachsene mit ihren Kindern Klassik zum ersten Mal nicht als verstaubt, sondern als schön empfinden."

Auch Wiebke Wienbeck-Kramer, Vizechefin der Quickborner Kammermusikfreunde, hofft, mit diesen Veranstaltungen ein jüngeres Publikum in den Konzertsaal zu locken. "Wir hoffen, dass wir damit ein bisschen was bewegen können", sagt sie.

Am Sonntag, 17. März, gastieren Risch und das Trio Diverso mit dem "Tommy"-Programm in der Außenstelle der Quickborner Comenius-Schule, Heidkampstraße 8. Rund um klassische Kompositionen wie Vivaldis "Distelfink", den "Schwan von Saint-Saëns" oder den "Baby Elephant Walk" von Mancini hat Sara Risch eine kindgerechte Geschichte über einen erlebnisreichen Spaziergang erdacht, zu denen außerdem Illustrationen von Elke Aufschläger gezeigt werden.

Das etwa 35-minütige Konzert für Kinder ab drei Jahren beginnt um 16 Uhr. Karten zu jeweils zehn, ermäßigt zwei Euro gibt es im Vorverkauf in Quickborn bei der Goethe-Apoheke, Harksheider Weg 99, im AKN-Service-Center, Bahnhofstraße 114, und in der Buchhandlung Theophil an der Straße Am Freibad 4a.