Thomas Gerdes, Leiter der Grund- und Gemeinschaftsschule in Pinneberg, drängt auf Fortschritt. Für SPD ist Neubau nicht vom Tisch.

Pinneberg. Taube auf dem Dach oder Spatz in der Hand? "Wir sind im Zwiespalt", gab Thomas Gerdes, Schulleiter der Grund- und Gemeinschaftsschule (Gugs) Pinneberg, am Freitag zu. Sollen Lehrer und Elternvertreter der unverkennbar in die Jahre gekommenen Schule im Stadtteil Quellental auf einen Neubau drängen, wie ihn insbesondere die Pinneberger SPD ins Spiel gebracht hatte? Die Alternative ist eine umfassende Sanierung am jetzigen Standort. Die Mitglieder des Schulausschusses hatten die Grundsatzentscheidung zur Gugs am Donnerstagabend in die Ratsversammlung verwiesen, die am 21. März wieder tagt. Fest steht für Gerdes: "Es ist an der Zeit, dass hier bei uns etwas passiert."

"Es konnte uns leider niemand sagen, was der Neubau im Detail bedeutet", sagte Gerdes nach der jüngsten Ausschusssitzung. Natürlich wolle sich niemand an der Gugs die Chance nehmen, eine ganz neue Schule zu bekommen. Der Schulleiter aber sagt, man sei generell skeptisch, ob es - sowohl räumlich wie mit Blick auf pädagogische Inhalte - möglich sei, einen Platz neben der vom Bildungsträger Wabe geplanten Privatschule auf dem Gelände der ehemaligen Eggerstedt-Kaserne zu bekommen.

Im Beschluss der Schulkonferenz aus dieser Woche heißt es: "Die Schulkonferenz spricht sich nur dann für einen Neubau der Schule auf dem Gelände der Eggerstedt-Kaserne aus, wenn ein politischer Beschluss der kommenden Ratsversammlung garantiert, dass sich die Grundbedingungen nicht verschlechtern und dem Konzept der Gugs ohne Abstriche genügen." Anderenfalls fordert die Schulkonferenz eine umgehende und gebündelte Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen.

Auf letztere Variante läuft es politisch aller Wahrscheinlichkeit nach hinaus. CDU, Grüne und FDP hätten sich im Ausschuss klar für die Sanierung ausgesprochen, sagt Carl-Eric Pudor, Ausschussvorsitzender aus den Reihen der CDU. Und auch die Pinneberger Verwaltung favorisiert nach den Worten von Traudchen Perrefort, Fachbereichsleiterin für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, aus fachlicher wie vor allem aus finanzieller Sicht die Sanierung. Die könnte die Stadt gemäß Verwaltungsvorlage einschließlich der Umgestaltung des einstigen Lehrschwimmbeckens in dringend erforderliche Schulsozialräume bis zu 9,5 Millionen Euro kosten. Dem gegenüber stehen annähernd 20 Millionen Euro, die laut Verwaltung voraussichtlich in einen Neubau investiert werden müssten.

Für Angela Traboldt, SPD-Fraktionsvorsitzende in Pinneberg, ist das alles noch nicht abschließend gerechnet. "Für uns hat ein Neubau erste Priorität. Bisher gibt es dafür noch keine detaillierte Rechnung", sagt die Sozialdemokratin. So müsse man den Erlös aus dem Verkauf der heutigen Schulfläche an der Richard-Köhn-Straße gegen die 20 Millionen Euro rechnen. "In einer Vorlage der Verwaltung aus dem Oktober waren es nur 1,3 Millionen Euro Unterschied zwischen Neubau und Sanierung", so Angela Traboldt. Es gebe genug Platz auf dem Kasernengelände, um neben dem Bildungsprojekten der Wabe einen städtischen Schulneubau zu platzieren. Die Privatschule der Wabe werde keine unmittelbare Konkurrenz zur Gugs. Das sieht deren Schulleiter anders: "Wir Lehrer und die Eltern haben kein Interesse daran, mit einer vermutlich spärlich ausgestatteten staatlichen Schule Wand an Wand mit einer perfekt ausgestatteten Privatschule zu leben."

Wie Gerdes sagt, brauche die Gugs vor allem Schulsozialräume, mehr Räume für naturwissenschaftlichen Unterricht und einen größeren, moderner ausgestatten Bereich für Verwaltung und Lehrerzimmer. Bürgermeisterin Urte Steinberg sagte am Freitag, Geld für die Nawi-Räume sei im Etat 2013 vorgesehen. Für den Ausbau der Lehrerräume und die Schaffung der Sozialbereiche bedürfe es einer politischen Grundsatzentscheidung. "Wir sind im regelmäßigen Gespräch mit der Gugs. Die Schule steht für uns im Fokus."