Eine Glosse von Claudia Eicke-Diekmann

Im Alter von 17 Jahren - also gefühlt vor einer Menschheit - machte ich mich auf zur Fahrschule im Dorf. Mein Fahrlehrer hieß Herr Fox, und es gab noch keine Mindestfahrstundenzahl für die Führerscheinanwärter. Herr Fox war ein sehr freundlicher älterer Mann, der sich während meiner Motorradfahrstunden sehr unkonventionell als Sozius aufs Zweirad schwang und mir Tipps gegen den Fahrtwind unter den Helm brüllte. Das Auto ließ er mich auf seinem Privatgrundstück so lange einparken, bis ich den Dreh perfekt beherrschte. Das sind die schönen Erinnerungen.

Am Tag der bestandenen Fahrprüfung überließ meine Mutter mir den Schlüssel zu ihrem Auto. Ich setzte mich hinters Lenkrad. Es war Winter. Es war dunkel. Es war glatt. Der Weg zu meinem Ziel führte sehr steil bergab. Die Bremsung vor der Einfahrt in den neumodischen Kreisverkehr entwickelte sich zu einer Achterbahnfahrt, die schließlich durch eine öffentliche Gartenanlage führte und letztlich unsanft an einer historischen Mauer endete.

Ich beschloss spontan, den Wagen an Ort und Stelle stehen zu lassen - und brach beim Abschließen der Fahrertür den Schlüssel im Schloss ab. Ich schlitterte auf glattem Schuhwerk durch die einsame Nacht zu einer Telefonzelle, um meinen Vater anzurufen, der mich und Mamas Auto klaglos rettete. Die Mutter fuhr fortan mit einem zerschrammten B-Kadett durch die Lande, den ich in den folgenden Jahren mehr oder weniger demolierte.

An all das muss ich in diesen Tagen häufig denken. Die älteste Tochter macht den Führerschein. Neulich wollte sie wissen, ob sie nach bestandener Prüfung mein Auto fahren darf. Ich denke darüber nach . . .