Das seit 2009 leerstehende Restaurants Zum alten Elbdeich ist abrissreif

Haseldorf. Ein Stück Haseldorfer Geschichte kommt an diesem Mittwoch, 6. März, unter den Hammer. Um 10.30 Uhr erfolgt vor dem Amtsgericht Elmshorn die Zwangsversteigerung des Hotel- und Restaurants Zum alten Elbdeich. Jahrzehntelang war die Immobilie der Traditionsgasthof der Gemeinde, Generationen von Haseldorfern gingen dort ein und aus. Doch der ehemalige Glanz ist längst verblasst.

Das Gutachten eines Sachverständigen, der den Wert des Gastronomie- und Hotelbetriebes einschätzt, liest sich wie ein Horror-Bericht. Morsche, rissige Holzwände, verformte Holzdielen in den Fußböden, Regenwassereintritte ins Gebäude, von der Wand gefallene Heizkörper, eingeschlagene Fenster, aus den Angeln getretene Türen, zerstörtes Mobiliar: Der seit 2009 leerstehende Komplex ist abrissreif.

"Das ist nicht mehr zu retten", glaubt auch Bürgermeister Uwe Schölermann. Ihm blute das Herz, sagt der Haseldorfer CDU-Politiker. "Viele von uns sind dort sehr gerne hingegangen. Die Küche war gut, die Festlichkeiten waren beliebt." Der Gasthof Zum alten Elbdeich war das Stammlokal des TV Haseldorf, auch Schölermann und seine Orts-CDU sowie der Kreisverband der Union buchten den Saal für ihre Veranstaltungen. Noch 2008 verlieh ein Besuch des damaligen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen dem Gasthaus, von dessen Deichcafé aus die Besucher einen wunderschönen Blick genossen, etwas Glanz. Doch schon zu diesem Zeitpunkt war der Niedergang des 1900 errichteten Hauses, das 1960 um das Deichcafé und 1994 um den Hoteltrakt erweitert wurde, nicht mehr aufzuhalten. "Mit dem Haseldorfer Hof konnten die nicht mehr Schritt halten", sagt Schölermann. Die Folge: ein abruptes Ende. Ende 2009 versperrte der letzte Besitzer Christian Freudenthal die Türen und verließ den Ort. Schölermann: "Wir wissen bis heute nicht, wo er abgeblieben ist."

Gasthof und Hotel verfielen zusehends, immer wieder drangen Unbefugte in die Räume ein und ließen ihrer Zerstörungswut freien Lauf. "Das ganze ist zum Schandfleck geworden", bedauert Schölermann. Die Gemeinde habe keinerlei Einfluss ausüben können. "Wir können nur den Eigentümer auffordern, was zu tun." Da dieser nicht aufzutreiben war, wandte sich die Gemeinde an die kreditgebende Bank, die Sparkasse Südholstein. "Die Kredite wurden nicht mehr bezahlt, wir mussten daraufhin auf die Sicherheiten, nämlich den Gasthof, zugreifen", sagt Banksprecherin Imke Gernand.

Ihr Unternehmen habe bereits vor längerer Zeit die Zwangsversteigerung beantragt. "Die Summe von 135 000 Euro stellt nur den Wert des Grundstücks dar, wenn es in drei Bauplätze aufgeteilt wird", so Gernand weiter. Die Altimmobilie selbst sei wertlos.

"Wir haben einige Interessenten und warten die Versteigerung ab", so Gernand weiter. Auch Bürgermeister Schölermann bleibt nichts übrig als abzuwarten. "Wir haben schon überlegt, selbst als Käufer tätig zu werden", sagt er. Jedoch hätte ein derartiger Schritt die finanzielle Kraft der Gemeinde überfordert. Schölermann: "Ich wünsche mir, dass an der Stelle ein neues Lokal entsteht, um den Ortsteil zu beleben. So ein schickes Café mit Blick über den Deich. Aber das ist wohl utopisch." Die Gemeinde werde wohl mit einem Gewerbebetrieb oder einer Wohnbebauung leben müssen. Einen Bebauungsplan gibt es für diese Stelle nicht.