Die Belebung des Fährverkehrs am Willkomm-Höft scheitert an Auflagen. Auch die Hamburger drängen auf eine schnelle Lösung.

Wedel . Ein Schiff, ein paar Plätze für Passagiere, ein Kapitän mit Zulassung und ab geht es die Elbe entlang von Hamburg nach Wedel? Nein, so einfach funktioniert es auf dem Wasser nicht. Ganz im Gegenteil. Die beiden Nachbarstädte trennen nämlich Welten voneinander, die im Amtsdeutsch Wasserzonen heißen. Das bedeutet, dass mit der Landgrenze nicht nur das Hamburger Hoheitsgebiet endet, sondern unsichtbar auch eine neue Zone beginnt. Andere Zuständigkeiten mit neuen Ansprechpartnern, andere Regeln, auf einem Elbabschnitt. Genau das bereitet den Wedelern Kopfzerbrechen und sorgt dafür, dass der Anleger am Schulauer Fährhaus verlassener daliegt, als gewünscht.

"Wir wollen den Fährverkehr gern beleben. Das Interesse an Wedel ist auch groß. Aber durch die schwierigen Bedingungen mache ich mir derzeit keine großen Hoffnungen, dass es schnell gelingt", sagt Bürgermeister Niels Schmidt. Mit den Bedingungen spielt er auf die unterschiedlichen Schiffsanforderungen der jeweiligen Wasserzone an. Während die Elbe auf Höhe Blankenese noch zur Wasserzone 3 zählt, liegt der Anleger Willkomm-Höft schon in der Zone 2.

Das Problem ist, dass hier höhere Sicherheitsanforderungen gelten. "Der Schiffsanleger in Wedel liegt in der Zone 2-See und darf dementsprechend auch nur mit Fahrzeugen, die hierfür zugelassen sind, befahren werden", erklärt Jürgen Behm vom Wasser- und Schifffahrtsamt. Zone 2-See erstreckt sich bis zur Kugelbake bei Cuxhaven.

Fahrgastschiffe, die auf diesem Teil der Elbe schippern wollen, müssen sich dafür eine Genehmigung bei der zentralen Zulassungsstelle in Mainz, dem Schiffseichamt ZUSK, holen. Für die Zulassung für 2-See müssen die Schiffe im Gegensatz zur Zone 3 laut ZUSK-Leiter Steffan Bölker beispielsweise über ein Radargerät und einen Kompass verfügen. Zudem beträgt die geforderte Freibordhöhe 45 Zentimeter, das sind 15 mehr als noch in der Hamburger Wasserzone verlangt. "Von Hamburg bis Cuxhaven sind die Wellenhöhen eben größer als oberhalb Hamburgs, also von Magdeburg bis zum Hafen", erklärt Bölker das Kriterium. Zwar zeigt er sich zugänglich für das Argument, das zwischen Blankenese und Wedel die Wellen relativ gleich hoch sind und auch die Elbe sich hier nicht so verbreitert, als das es plötzlich eines Radargerätes bedarf, allerdings kann er auch in diesem Fall wenig Hoffnung auf Ausnahmegenehmigung machen. Denn es handele sich dabei um ein europäisches Regelwerk. Erstaunlich: Auf der Weser gibt es für genau solche Fälle noch die Abstufung innerhalb der Wasserzone 2 zwischen Binnen und See. Warum das nicht auch für die Elbe gilt, kann Bölker nicht sagen.

Fakt ist, dass für private Barkassenbetreiber - unter anderem plant ein Hamburger Unternehmer 2013 auf der Elbe Wassertaxen einzusetzen - der Wedeler Anleger somit nicht lukrativ ist. Ganz anders verhält es sich mit den Fährschiffen der Hadag Seetouristik und Fährdienst AG. "Der überwiegende Teil unserer Schiffe könnte in Wedel anlegen", sagt die Vorstandsvorsitzende Gabriele Müller-Remer. Sie erfüllen die nötigen Auflagen und haben teilweise bereits die Zulassung. Allerdings fehlt hier das Interesse. Zwar stoppt zur Sommersaison eine Hadag-Fähre am Willkomm-Höft einmal pro Tag am Wochenende. Doch über die Niederelbefahrten hinaus gibt es keine Pläne den Fährverkehr Richtung Wedel auszubauen, geschweige denn den Anlegen als Halt in den Linienverkehr mit aufzunehmen. Gabriele Müller-Remer dazu: "Wir haben es nie in Erwägung gezogen Wedel regelmäßig mit unseren Fähren anzusteuern und haben auch keine Absicht dies zu tun."

Das dürfte vor allem die Politiker aus dem Bezirksamt Hamburg-Altona alles andere als erfreuen. Sie setzen bei der Lösung des befürchten Verkehrsproblems durch Wedels neuen Businesspark auf den Wasserweg. Müssen sie wohl auch, nachdem der Hamburger Senat kürzlich den vierspurigen Ausbau der stark frequentierten B431 zwischen Rissen und Wedel aus dem Verkehrswegeprojekt geschmissen hat. In den vergangenen Jahren nahmen die Pendlerströme auf dieser Strecke zu. Sie wuchsen von 25.000 auf 33.000 Fahrzeuge pro Tag an. Mit den zusätzlichen Fahrten durch den auf Wedeler Seite geplanten riesigen Gewerbepark an der Elbe inklusive Hafenbecken sollen in den morgendlichen Spitzenstunden laut Verkehrsgutachten 1300 Fahrzeuge pro Stunde die Strecke entlang rauschen. Damit stoße diese an ihre Belastungsgrenze. Die Anwohner auf Hamburger Seite fürchten, dass die Autofahrer durch angrenzende Wohngebiete ausweichen werden. Das Thema beschäftigt die Verwaltungsmitarbeiter beider Städte bei einem Treffen in der kommenden Woche in Wedel.