Blau-Weiß 96 Schenefeld ist einer der größten Clubs im Kreis. Soziales Engagement wird bei den mehr als 3000 Mitgliedern groß geschrieben

Wenn Sybill Ahrens über Blau-Weiß 96 Schenefeld spricht, sprudeln die Superlative über ihre Lippen. Großartig sei der Traditionsverein und die Zusammenarbeit mit Leichtathletik-Abteilungsleiter Uwe Hahn klappe perfekt. Ahrens ist Sportabzeichenbeauftragte des Kreissportverbandes. Kürzlich hat sie eine magische Zahl ermittelt: 3096. So viele Sportabzeichen wurden bei Blau-Weiß in den vergangenen 20 Jahren abgelegt. Seit 2000 stehen die Schenefelder damit unangefochten auf Rang eins im ganzen Kreisgebiet.

"Das freut uns sehr. Wir tun viel dafür", sagt Jürgen Bötticher. Von Anfang Mai bis Ende Oktober ist sein Platz als ehrenamtlicher Sportabzeichenprüfer seit 20 Jahren an jedem Montagabend beim Training im Stadion Achter de Weiden. 30 Aktive sind immer da. "Laufen, Kugelstoßen, Weitsprung, Schleuderballwurf - es ist alles dabei", sagt er. 2011 vermeldeten er und seine Kollegen mit der Abnahme von 243 Sportabzeichen einen Vereinsrekord.

Stolz auf diesen Erfolg ist auch die Vorsitzende Marga Gätjens, 66: "Blau-Weiß ist ein echter Breitensportverein mit großem sozialen Engagement, in dem Leistung dennoch eine Rolle spielt." Für den Traditionsverein, in den sie vor über 50 Jahren als Turnerin eintrat und nun Ehrenmitglied ist, strebt Gätjens einen Dreiklang an. Sie will einen Verein führen, der sich um die sozial Benachteiligten kümmert. Zudem möchte sie Mitglieder, die einfach nur Spaß am Sport haben wollen, genauso ansprechen wie jene, die den Leistungsgedanken hochhalten.

So gibt es in jeder Abteilung eine Hobbygruppe. Oder es existiert gleich eine eigene Abteilung wie "Freizeit Aktiv", in der Unternehmungen wie Radwandern oder Stadtteilführungen die fröhliche Gemeinschaft stärken.

Geht es um Spitzenleistungen, so ragen viele Abteilungen bei Blau-Weiß heraus. 2007 gründete sich die Sparte Floorball. Früher hieß der Hallensport Unihockey. Es ist eine Mischung aus normalem Hockey und Eishockey - und diese Mischung beherrschen die Schenefelder so gut, dass sie kurz vor dem Aufstieg in die zweite Bundesliga stehen. Julius Bruns, 21, Spielertrainer, Topscorer (13 Treffer, 10 Assists) und Dritter mit Deutschland bei der WM 2010 in Helsinki, hat ganze Arbeit geleistet. Spieler wie Johannes Gebauer, 16, sind sogar schon zur Nationalmannschaft eingeladen worden. "Wir würden das Abenteuer zweite Liga mit viel Idealismus in Angriff nehmen", sagt Julius Bruns.

Viel Idealismus legt auch die Fußballabteilung an den Tag. Fußballabteilungsleiter Andreas Wilken begann 2009 nur unter der Bedingung, "dass unsere eigenen Jungs für uns spielen". 2010 holte er Selcuk Turan als Trainer ins Boot. Der Coach, großer Anhänger des ballorientierten Trainings, berief etliche Akteure aus der A-Jugend-Verbandsliga wie zum Beispiel Mittelfeld-As Patrick Wolst in den Herrenkader. Lohn: Aufstieg in die Landesliga 2011, ein hervorragender fünfter Platz 2012, und auch aktuell mischt das Team wieder im oberen Drittel mit. 1996 und 1997 klopften die Fußballer sogar ans Tor zur vierten Liga. "So weit denken wir heute nicht", sagt Turan. "Aber wir haben den stärksten Kader, seit ich hier Trainer bin" - und zudem mit früheren Schenefelder Akteuren wie Nationalspielerin Kim Kulig oder Ex-St.-Pauli-Spieler Thomas Meggle (holte 2011/12 als A-Jugend-Trainer fünf Titel!) illustre Namen in der Vereinschronik.

Weitere könnten sich dazu gesellen, wenn der Erfolg flächendeckend anhält. Die Volleyball-Herren steigen in die Landesliga auf, melden jetzt eine Damenmannschaft an. "Sie wird aus Jugendspielerinnen gebildet, die bereits den Hamburger Pokal holten. Das ist eine goldene Generation", schwärmt Abteilungsleiter Alexander Dreidt. Die Tischtennis-Herren mit Spitzenspieler Yalcin Korkmaz stehen vor dem Doppelaufstieg. Die 1. Mannschaft hat es schon geschafft, spielt bald zweite Landesliga, die 2. Mannschaft wahrscheinlich bald zweite Bezirksliga. Im Badminton gelang in der Spielgemeinschaft BSG Hamburg-West gerade die zweite Hamburger Meisterschaft nach 2009.

Die Aufstiegsrunde steht vor der Tür. Im Basketball steckten Trainer und Abteilungsleiter seit 2011 über 11.000 Euro in die Abteilung, belebten die Damenmannschaft (Bezirksliga) neu, während die Herren kurz vor dem Aufstieg in die Stadtliga stehen. Nicht zu vergessen die Turner, die große Erfolge wie Platz drei bei der italienischen Einrad-WM 2012 in Brixen (Italien) für Nele und Jule Wulff erreichten.

Bei so viel Erfolg darf das soziale Engagement nicht fehlen. Entweder geht es von den Abteilungen selbst aus, so wie beim zweimal im Jahr stattfindenden "Mitternachtsbasketballturnier". "Laute Musik, alkholfreie Cocktails, ein cooler Sport und entspannte Polizisten, die den Event mitorganisieren - für unsere Zehn- bis 17-Jährigen Schenefelder ist das klasse. Es kommen jedes Mal bis zu 100 Jugendliche", sagt Obmann Jan Haugk. Und im letzten Jahr erhielt der Klub den von der Sportjugend Schleswig-Holstein verliehenen Förderpreis "Kein Kind ohne Sport". "2007 richteten wir einen Sozialfonds für sozial schwächere Kinder ein", sagt Gätjens. Durch Spenden werden die Mitgliedsbeiträge bedürftiger Kinder finanziert. "Wir sind der Verein in Schenefeld. Dieser Verantwortung wollen wir gerecht werden", sagt Gätjens - und das nicht nur auf den Spielfeldern.