Bildungsträger WABE zahlt Pinneberg 4,4 Millionen Euro. Schulleiter kritisiert politische Mehrheit

Pinneberg . Der Weg für eine Bildungslandschaft auf dem Gelände der einstigen Eggerstedt-Kaserne in Pinneberg ist geebnet. Mit den Stimmen von CDU und SPD und damit der deutlichen Mehrheit stimmte die Ratsversammlung am Donnerstagabend dem Verkauf von 32.000 Quadratmetern des früheren Militärareals an den Hamburger Verein Wohnen, Arbeiten, Betreuen, Entwickeln (WABE) zu. Der Verkauf beschert der Stadt, die das Kasernengelände vorletzte Woche für 3,93 Millionen Euro gekauft hatte, einen Erlös von 4,4 Millionen Euro. "Wir bekommen ein Bildungszentrum Eggerstedt. Und das zu einem sehr guten Preis", sagte CDU-Ratsherr Torsten Hauwetter, Vorsitzender des Wirtschaft- und Finanzausschusses.

CDU und SPD, die bereits in den Ausschüssen den Kasernen-Deal beschlossen hatten, nutzten die Ratssitzung auch zum Eigenlob. "Pinneberg hat einen neuen Schwung bekommen", so Christdemokrat Hauwetter. Und Gerhard Thomssen von der SPD, Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, sagte: "Wir machen einen tollen und großen Schritt." Man habe immer vorgehabt, die einstige Kaserne zu einem Bildungsstandort zu machen.

Sichtlich unfroh wegen der Entscheidung in Sachen WABE war Thomas Gerdes, Schulleiter der Grund- und Gemeinschaftsschule (GuGS) Pinneberg, die nur einen Steinwurf von der Eggerstedt-Kaserne entfernt liegt. Der unverkennbar aufgebrachte Rektor geriet am Rande der Ratssitzung mit SPD- und CDU-Politikern in die Haare. Am Freitag sagte Gerdes, die Befürworter des WABE-Bildungsprojektes berücksichtigten ausschließlich finanzielle und nicht die pädagogischen Aspekte und Auswirkungen des Baus von zwei Schulen durch die WABE auf die bestehende Schullandschaft der Kreisstadt. "Wenn es um Bildung geht, müssen sich doch die Schulleiter als Experten im Schulausschuss einbringen können", so Gerdes. Sie seien aber gar nicht gefragt worden.

Der Hamburger Kinder- und Jugendhilfeträger will neben einer Kita auch eine private Grundschule mit zwölf Klassen und eine Schule für die Sekundarstufe 1 mit 15 Klassen in der künftigen "Parkstadt Eggerstedt" bauen. Die "Bildungslandschaft" inklusive Sporthalle und Bildungsakademie soll im Zentrum der früheren Kaserne nördlich der Sportplätze An der Raa entstehen. GuGS-Schulleiter Thomas Gerdes hatte im Vorwege kritisiert, die WABE verfüge im Schulbereich kaum über Erfahrungen. In Pinneberg betreibt der Verein bislang eine Kita an der Bismarckstraße.

Die Fraktion Grüne & Unabhängige lehnte, ebenso wie Bürgernahe und FDP, den Verkauf des Kasernenabschnitts ab. Fraktionschef Joachim Dreher trieb vor allem um, dass es in der Vorlage heißt, die WABE erwäge ein Teilgrundstück "an eine andere Rechtsperson, die mit ihr verbunden ist, weiterzugeben". "Wir wissen nicht, wer dieses verbundene Unternehmen ist", sagte Dreher, "wir schließen einen Vertrag mit Unbekannten." Der Antrag von Grünen & Unabhängigen, im Kaufvertrag eine Zweckbindung einzubauen, scheiterte im Rat wie zuvor bereits im Ausschuss.