Hamburger Ratsmusik erweckt “Musique des Dames“ zu klangvollem Leben

Pinneberg. Eigenhändig Musik machen? Für höfische Damen des 17. und 18. Jahrhunderts undenkbar. Sie spielten mit ihrem guten moralischen Ruf, wenn sie zu Gambe oder Laute griffen. Besonders streng waren die Sitten in Frankreich. Vielleicht war es kein Zufall, dass gerade dort die musikinteressierten Damen und die von ihnen beauftragten Instrumentenbauer besondere Kreativität entwickelten, um dieses strikte Tabu elegant zu umschiffen. Sie entwickelten ganz einfach zierliche Schwestern der großen Gamben: die einer Sopranlage entsprechende Diskant-Viola da Gamba und die vom Klang her geigenähnliche Pardessus-Gambe. Komponisten der Zeit wie Thomas Marc, Jean Barrière und Antoine Forqueray, heute nur noch den Fachleuten bekannt, schrieben diesen neuen Instrumenten passende Stücke nach der Mode der Zeit auf den Leib.

Diesen typisch weiblichen Soundtrack des französischen Barock, die feine "Musique des Dames", erweckte die Hamburger Ratsmusik jetzt in der gut besuchten Pinneberger Drostei zum Leben. Mit gelassener Eleganz entführten Gambistin Simone Eckert und Kollege Ulrich Wedemeier, Spezialist für Theorbe und Gitarre, ihr Publikum in die virtuosen Weiten der rund 300 Jahre alten Suiten und Sonaten.

Obwohl sich die eingespielten Routiniers Eckert und Wedemeier mit Fingerspitzengefühl durch das Dickicht der Couranten, Chaconnes und Sarabanden strichen und zupften, blieb das Konzert eine Herausforderung. Alte Musik ist nach heutigen Maßstäben nicht unbedingt geländegängig. Ihre Farbigkeit und Schönheit erschließt sich oft erst beim zweiten Hören. Doch es lohnte sich, die Ohren zu spitzen für die verspielten Triller und die hüpfenden Rhythmen. Für die druckvolle Gigue von Marc, den saftigen Schwung des Allegro von Barrière, die sprühende Lebendigkeit des "Cor de Chasse" (Das Jagdhorn) von Hugard.

Zu den Höhepunkten des Konzerts gehörte ein Stück ganz ohne Gambe. Geschrieben hat es Francois Le Cocq, gefeierter Stargitarrist an den europäischen Höfen um 1700. In den vier Sätzen zwischen melodischem Air und kraftvoller Chaconne ließ Wedemeier an der Barockgitarre seiner Spielfreude freien Lauf.