2500 Unterstützer unterschreiben Petition der Bürgerinitiative. Noch nie sei der Zuspruch aus Wedeler Bevölkerung so groß gewesen wie jetzt.

Wedel . Zusammen kämpfen sie seit 90 Jahren für eine Umfahrungsstraße: Günther Chmilewski, Heinz Brüggemann und Gudrun Drude-Brüggemann wohnen in der Wedeler Altstadt. Gemeinsam setzen sie sich für den Bau einer alternativen Trasse zur derzeitigen Bundesstraße 431 ein, die das Stadtzentrum von den wachsenden Verkehrsströmen entlasten soll. Mal haben sie damit mehr, mal weniger Erfolg. Doch noch nie sei der Zuspruch aus der Wedeler Bevölkerung so groß gewesen wie jetzt, sagt Chmilewski. Nachbarin Gudrun Drude-Brüggemann ergänzt: "Wenn wir vor den Supermärkten stehen und die Leute auf unserer Anliegen ansprechen, unterschreiben etwa 70 Prozent. Viele denken, es geht so nicht mehr." Auf diese Weise ist es gelungen, binnen drei Monaten 2500 Unterschriften zu sammeln. In der Petition, die so viele Wedeler unterstützen, fordert die Bürgerinitiative für Verkehrsberuhigung die Fortsetzung der Planungen für eine Nordumfahrung.

Die legten die Stadtvertreter Ende vergangenen Jahres vorerst auf Eis. Aufgrund der unerwartet eingebrochenen Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 18 Millionen Euro musste Wedel den Rotstift ansetzten. Unter anderem fielen auch die benötigten Gutachten für den Antrag zum Planfeststellungsverfahren für die bereits von der Ratsversammlung beschlossene Nordumfahrung in Höhe von 600.000 Euro dem Spardiktat zum Opfer. Begründet wurde der Planungsstopp auch mit der Befürchtung, dass der Bau der Wedeler Schnellstraße aus dem Bundesverkehrswegeplan herausfliegt, der derzeit neu aufgestellt wird. Damit müsste Wedel die Kosten in Höhe von etwa 20 Millionen Euro allein tragen. Bleibt die Straße dagegen im Bundesverkehrswegeplan und damit förderungsfähig, fließen hohe Zuschüsse, für Wedel bliebe ein Drittel der Kosten übrig.

Umso mehr atmeten die Streiter für die Nordumfahrung auf, als vor zwei Wochen klar wurde, dass die Kieler Landesregierung den Trassenbau unterstützt. Somit besteht eine gute Chance, dass das Wedeler Straßenbauprojekt im Bundesverkehrswegeplan stehen wird. Die Neuauflage des Investitionsplans der Bundsregierung gilt von 2015 an. "Nachdem die Landesregierung sich für den Verbleib im Bundesverkehrswegeplans einsetzt und keine Streichung der Gelder nach 2015 vorsieht, sollte man wieder nach vorn blicken und an die Fortführung der Planungen denken", fordert Christian Vorwerck, Sprecher der Bürgerinitiative.

Seit Jahrzehnten plant Wedel an einer Umgehungsstraße, die den Berufs- und Durchgangsverkehr an der Innenstadt vorbeiführt, statt wie bislang mitten hindurch. Auch im Leitbild der Stadt findet sich die Idee wieder. Ursprünglich sollte der Verkehr über eine neue Bundesstraße im Süden Wedels verlaufen. Die später favorisierte nördliche Variante soll über die Straße Autal und den Breiten Weg in die Pinneberger Straße und am Knotenpunkt Flerrentwiete/Steinberg über die Voßhörntwiete auf die Holmer Straße führen.

Auch wenn die Zeichen in Kiel gut stehen und in Wedel Geld in Planungen fließen kann, müssen sich die Anwohner auf jeden Fall gedulden. Frank Nägele, Staatssekretär im Kieler Verkehrsministerium, sagte bei seinem Besuch in Wedel, dass er von einer Verwirklichung frühestens 2021 ausgehe. Er stellte jedoch in Aussicht, dass bis dahin eine Verkehrsberuhigung der B 431 zum Beispiel durch Einführung von einer Tempo-30-Zone möglich sei.

Für die Mitglieder der Bürgerinitiative ist das nur ein schwacher Trost. "Das kann und darf nur ein Vorschritt sein", sagt Drude-Brüggemann

Eines ist klar: Die Bürgerinitiative wird nicht locker lassen. Die 2500 bislang eingesammelten Unterschriften will sie in der kommenden Woche Bürgermeister Niels Schmidt überreichen. Weitere sollen folgen. Denn laut den Anwohnern in der Wedeler Altstadt nimmt auch der vorbeirauschende Verkehr stetig zu. Von seinem Fenster in der Rolandstadt aus kann Chmilewski die Kreuzung sehen und die dort haltenden Autos und Brummis beobachten. Nicht nur der Lkw-Verkehr nehme zu, sondern auch die Größe. "Immer häufiger sehe ich Sattelschlepper "Wir haben alle hier nur einen Wunsch: Befreit uns von diesem Verkehr."