Demonstrationszug zum Uetersener Rathaus. Die Herrchen protestieren mit ihren Vierbeinern gegen die Erhöhung um 129 Prozent.

Uetersen. Gebührenerhöhungen machen niemanden froh. Geht es aber an den Geldbeutel und dann noch gegen die vierbeinigen Lieblinge, werden die Bürger richtig knurrig. Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen, SPD, deren Verwaltung die Hundesteuer zuletzt exorbitant erhöht hatte, musste sich jedenfalls am Sonnabend kräftig anbellen lassen. Mehr als 100 Hundebesitzer mit annähernd 70 Tieren hatten sich morgens zur vermutlich ersten Hunde-Demo im Kreis Pinneberg versammelt. Die Erhöhung der Hundesteuer in Uetersen um 129 Prozent sei unverschämt und unsozial, ja sogar unsittlich, lautete der Tenor der Protestler. Die (vierbeinigen) Demonstrationsteilnehmer blieben trotz der emotional-aufgeheizten Stimmung sehr diszipliniert - dem Aufruf "Schnappt Euch mal die Bürgermeisterin" leistete niemand von ihnen Folge.

Als Teil eines ganzen Maßnahmenkatalogs zur Haushaltskonsolidierung hatten alle im Uetersener Rat vertretenen Parteien beschlossen, die Hundesteuer für den ersten Hund von bis dato 48 Euro pro Jahr auf nunmehr satte 110 Euro zu erhöhen. Wer sogar zwei Hunde hat, zahlt statt bislang 110 Euro jährlich 250 Euro. Mit den 110 Euro für den ersten Hund liegt Uetersen im kreisweiten Vergleich weit oben, aber nicht an der Spitze. Die Stadt Pinneberg nimmt nach einer Erhöhung im Jahr 2012 pro Jahr 120 Euro, die Inselkommune Helgoland sogar 255 Euro.

Bevor sie jetzt aus Protest auf die Straße gingen, hatten eine ganze Reihe von Hundebesitzern aus Uetersen bereits Widerspruch gegen die Hundesteuerbescheide eingereicht. Erfolglos. "129 Prozent mehr, das ist eine Wahnsinnserhöhung und untergräbt die Steuergerechtigkeit", sagte Heinrich Afken als einer der Organisatoren der Hunde-Demo. Bisher gibt es in der Stadt annähernd 700 angemeldete Tiere. Afken und sein Mitstreiter Harald Harms glauben, dass manch Hundebesitzer angesichts der gestiegenen Kosten seinen Vierbeiner abgeben muss. Viele der Hunde im Demonstrationszug waren mit kleinen Protestplakaten ausstaffiert. Darauf stand zum Beispiel "Ich möchte zu Hause bleiben. Das Tierheim gefällt mir nicht". Oder "Was habe ich von meiner Hundesteuer?" Denn eine öffentliche Hunde-Freilauf-Fläche gibt es in Uetersen nicht.

"Bei vielen anderen Kosten gibt es festgeschriebene Grenzen. Warum nicht auch bei der Hundesteuer? Hier wird willkürlich erhöht", sagte Heiko Niemitz, 34, der mit Rottweiler Paul gekommen war. Für Käte Grundmann, 74, ist ihr kleiner Ticky unverzichtbarer Ansprechpartner und Lebensgefährte: "Ich habe vor kurzem meinen Mann verloren. Und ich habe nur eine kleine Rente."

"Älteren Menschen oder solchen, die sehr wenig Geld verdienen, kann doch nicht ihr Hund weggenommen werden", sagte Heinrich Afken. Er übergab Bürgermeisterin Hansen zum Abschluss der Hunde-Demonstration 385 Unterschriften von Menschen, die gegen die Hundesteuererhöhung protestieren. Afken forderte stellvertretend eine soziale Komponente bei der Besteuerung der Hundebesitzer und beklagte die soziale Kälte seitens der Verwaltung und der Politik.

"Es tut uns wirklich leid, wir finden das auch nicht witzig", verteidigte Andrea Hansen die 129-prozentige Steuererhöhung. Das Land aber habe sie während der Verhandlungen zum finanziellen Rettungsschirm zur Bedingung gemacht. Und schließlich habe man zuvor zehn Jahre lang die Hundesteuer nicht erhöht. Die Vertreter der Politik blieben im Angesicht der versammelten Hundemeute stumm.

Laut der Bürgermeisterin unterstützen inzwischen alle Fraktionen die Einrichtung eines Hunde-Freilauf-Geländes. Die SPD hatte jüngst im Umweltausschuss verschiedene Gelände zur Prüfung vorgeschlagen, darunter 2400 Quadratmeter an der Hochfeldstraße/Pracherdamm und 1600 Quadratmeter an der Hebbelstraße zwischen Ossenpadd und Spielplatz.