Ein Todesfall kommt Betroffene immer teurer zu stehen. Im Kreisgebiet sind viele Friedhöfe defizitär. Träger müssen Gebühren erheblich anheben.

Kreis Pinneberg. Der Tod kennt weder arm noch reich? Von wegen. Bei den heutigen Bestattungsgebühren trifft das alte Sprichwort nicht mehr richtig zu. Ein Todesfall kommt Betroffene immer teurer zu stehen. Auch im Kreis Pinneberg drehen Kirchengemeinden und Städte im Kampf gegen den zunehmenden Leerstand auf Friedhöfen und die damit verbundenen Kosten kräftig an der Gebührenschraube.

Elmshorn hat zu Jahresbeginn drastisch erhöht - in Einzelfällen bis zu 75 Prozent. Die 25-jährige Pacht eines Wahlgrabes kostet seitdem 1400 Euro statt 800 Euro. Urnenbestattungen schlagen mit 900 statt bisher 575 Euro zu Buche. "Wir haben von Jahr zu Jahr ein größeres Minus vor uns hergetragen und mussten reagieren", sagt Thomas Kruse, Leiter des städtischen Betriebshofs. Zuletzt betrug das Defizit 200.000 Euro jährlich. Trotz Neukalkulation und Gebührenanhebung bleibt ein Defizit. "Ganz ohne geht es nicht", sagt Kruse.

Der städtische Friedhof Elmshorn umfasst zwölf Hektar und liegt in Kölln-Reisiek. 2012 gab es dort 168 Beisetzungen, davon 136 Urnen- und 32 Erdbestattungen. Auf dem kirchlichen Friedhof an der Friedensallee kamen voriges Jahr 390 Personen unter die Erde. Urnen- und Erdbestattungen lagen fast gleichauf. Das Nutzungsrecht an einem Grab für 25 Jahre kostet für Kirchenmitglieder 362,50 Euro plus 300 Euro Nebenkosten. Auch hier ging's 2013 mit den Gebühren rauf. "Zuvor waren sie seit 2005 konstant", sagt Verwalter Olaf Rastelbauer. Der Friedhof umfasst 19 Hektar, steht unter der Trägerschaft des Evangelischen Kirchengemeindeverbandes Elmshorn und kostet 950.000 Euro im Jahr. Ratselbauer: "Wir müssen kostendeckend arbeiten."

Auch in Wedel droht eine Gebührenanpassung. Klar ist, es wird teuer. Unklar ist, ob bereits im Sommer 2013 oder von Januar 2014 an die Gebühren steigen. Die zwei Friedhofsteile an den Straßen Breiter Weg und Egenbüttelweg sowie der Waldfriedhof am Gnäterkuhlenweg mit zusammen 14.000 Gräbern sind in Hand der Kirchengemeinde Wedel. Acht Prozent der Grabstellen sind frei. Grund ist der deutliche Trend weg von der klassischen Erdbestattung hin zur Urnenbeisetzung. 2012 waren von den 317 Beerdigungen 67,5 Prozent Urnenbeisetzungen. Zwischen den Grabreihen tun sich viele leere Plätze auf. Tendenz steigend. Der Raum kann nicht anderweitig genutzt, muss gleichzeitig aber gepflegt werden. Das kostet.

"Die wirtschaftliche Situation bereitet uns Sorgen", sagt Werner Ballendat, Vorsitzender des Friedhofsausschusses der Kirchengemeinde. Um das Zuschussgeschäft, das derzeit pro Jahr im fünfstelligen Bereich liegt, im Griff zu bekommen, will man das Konzept ändern und die Gebühren anheben. "Wir haben seit Jahren nicht erhöht", sagt Ballendat. Für ein zweiteiliges Erdgrab, Laufzeit 25 Jahre, plus Nebenkosten zahlt man in Wedel derzeit zwischen 1749,50 am Breiter Weg bis 2462,50 Euro für den Waldfriedhof.

Während viele Städte und Gemeinden mit ihren Friedhöfen zu kämpfen haben, kämpft man in Schenefeld seit Jahrzehnten darum, überhaupt einen zu bekommen. Nach zahlreichen erfolglosen Anläufe gibt es einen Standort am Sandstückenweg. Allerdings sprengen bereits die Kosten für ein Gutachten zur Wirtschaftlichkeitsprüfung die Haushaltskasse. Die im Raum stehenden 80.000 Euro für eine Konzeption sowie die Berechnung der Kosten auf zehn Jahre gesehen schreckten die Kommunalpolitiker ab. Jetzt wird nach einer günstigeren Lösung gesucht.

Helmut Keßler ist der zuständige Mann für die Friedhöfe in Uetersen und Tornesch, die in einem gemeinsamen Verband der evangelischen Kirche verwaltet werden. In beiden Städten ist laut Friedhofsverwalter ein "massiver Leerstand" bei den Grabstätten zu verzeichnen. Jede Woche geben Familienangehörige im Durchschnitt zwei Grabstellen zurück, pro Jahr mehr als 100. Die Nachfrage nach Erdbestattungen (unverändert 780 Euro für eine Grabstelle, 860 Euro fürs größere Nischengrab) ist auf weniger als 30 Prozent gesunken, mehr als 70 Prozent wollen die Urnenbeisetzung.

Auch in Quickborn ist ein Trend zur Urnenbestattung festzustellen, sagt Werner Heilmann, der den Heidefriedhof verwaltet. 70 Prozent der 200 Bestattungen in 2012 seien Urnebeisetzungen gewesen. Diese seien mit Gesamtkosten von 1345 Euro für 25 Jahre deutlich preiswerter als die Standard-Erdbestattung für komplett 2855 Euro. Auf diese Weise schreibe der Friedhofsbetrieb seit ein paar Jahren rote Zahlen, sagt Heilmann. Er rechne damit, dass die Gebühren trotzdem im Herbst um etwa fünf Prozent erhöht werden.

Gegen den Trend waren in Pinneberg in 2011 die Kosten für Grabstellen auf dem städtischen Friedhof am Hogenkamp leicht gesenkt worden. Verwalterin Ellen-Iris Lengwenat räumt allerdings ein, dass man 2003 eine spürbare Gebührenerhöhung vorgenommen habe. Aktuell kostet ein Reihengrab auf dem Parkfriedhof 1220 Euro für 25 Jahre, ein "Wahlgrab" 1460 Euro. "Es gibt kaum Friedhöfe in Deutschland, die schwarze Zahlen schreiben", so Lengwenat. Für den Stadtfriedhof der Kreisstadt habe man in den vergangenen Jahren ein jährliches Defizit von mehreren Zehntausend Euro verzeichnen müssen. Platz für neue Gräber gibt es am Hogenkamp (bisher annähernd 9000 Grabstellen) reichlich. Im dicht besiedelten Hamburger Randbereich herrsche ein stetiger Wettbewerb unter den Friedhöfen.