Die Virtuosen des Streichtrios Prisma überzeugen mit Intelligenz und Spielwitz vor kleinem Publikum in der Pinneberger Drostei

Pinneberg. Der Schnittke war einfach zum Niederknien. Mit dem Selbstbewusstsein souveräner Vollblutprofis lotete das junge Hamburger Streichtrio Prisma in der Pinneberger Drostei die weiten Klangfacetten aus, die der moderne Meister mit russisch-jüdisch-deutschen Wurzeln in den beiden atemberaubenden Sätzen seines Streichtrios aufgeblättert hatte.

Das loderte und lauerte, züngelte und schwelte. Die hoch emotionale Komposition entführte die Zuhörer in ein erfrischendes Wechselbad aus tief melancholischen, exotischen und lieblichen Abschnitten. In ihrem instinktsicheren Zusammenspiel bewiesen Benjamin Spillner, Annette Hartmann und Pirkko Langer ein feines Händchen für präzise gestimmte Akkorde und eine intelligente Intonation, die Alfred Schnittkes Musik geschmeidig in die Gehörgänge transportierte. Wobei dieser Geniestreich ohnehin eher zu dessen moderat modernen Stücken zählt und vergleichsweise liebevoll mit den Trommelfellen der Zuhörer umgeht.

Gerade im Gegensatz zu dem ersten Stück des Abends, Ernst von Dohnányís spätromantisch geprägter Serenade, entfaltete Schnittkes Zweisätzer seine Leuchtkraft. Denn trotz der hingebungsvollen Behandlung durch das Trio blieb das recht konventionell gebaute Klangkonstrukt zwischen druckvollem Marcha und saftigem Rondo eher flach und erreichte nicht ansatzweise die vielschichtige Tiefe des Dohnányí-Hausgotts Johannes Brahms. Mit einem Meilenstein der klassischen Epoche krönte das Trio schließlich einen anregenden Konzertabend. Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento für Streichtrio in Es-Dur, KV 563, gehört zu den größten Herausforderungen des Genres. Benjamin Spillner und seine kongenialen Mitstreiterinnen meisterten diese Aufgabe mit Bravour, kräuselten die eleganten Klanggirlanden des Salzburgers unter die Stuckdecken der Drostei. Sie tanzten durch die Menuette, galoppierten synchron durch die halsbrecherischen Läufe der schnellen Sätze und ließen Mozarts zeitlos schöne Harmonik atmen und blühen.

Nur schade, dass sie ihr exzellentes Klangfeuerwerk vor fast leeren Stuhlreihen abbrennen mussten. Als Ort für romantische und klassische Konzerte muss sich die Drostei erst noch etablieren. Dem engagierten Drostei-Team um die künstlerische Leiterin Stefanie Fricke wäre ein größeres Publikum für diese Qualität zu wünschen.