Gemeinde trauert um ihren prominentesten Bewohner. Auch der Kreis verliert mit dem 72 Jahre alten Musikers ein Aushängeschild

Seestermühe. Mit dem Tod von Tony Sheridan ("Skinny Minny") verliert Seestermühe seinen bekanntesten Einwohner - und der Kreis Pinneberg ein Aushängeschild. Der 72 Jahre alte Musiker, der Anfang der 1960er-Jahre in Hamburg mit den damals noch unbekannten Beatles auftrat, hatte im Kreis nicht nur gewohnt, sondern stand auch regelmäßig hier auf der Bühne. Zuletzt im Juli 2012 beim Deichpiratenfestival im Uetersener Stichhafen. 2010 rockte er das Sommerfest des Kreistages, ein Jahr zuvor sorgte er beim Pinneberger Summer Jazz für Furore.

"Ich bin sehr betroffen", sagt Seestermühes Bürgermeister Thorsten Rockel. Er habe den Musiker regelmäßig im Ort getroffen. "Er ist ja auch bei uns im 'To'n Vossbau' aufgetreten." Er habe gerne mit ihm ein Schwätzchen gehalten, so Rockel weiter. Sheridan habe sein Haus, die Gemeinde und die Gegend geliebt. "Er war häufig mit seinem Rennrad unterwegs, auf dem ,Skinny Minny' stand. Immer wenn er mich sah, rief er 'Hallo Bürgermeister'." Sheridan habe bereits Anfang der 1980er-Jahre einmal kurz in Seestermühe gelebt, sei dann weggezogen und irgendwann Anfang der 2000er-Jahre zurückgekehrt. "Kaum einer hat das bemerkt, plötzlich waren er und seine Frau da."

Beide waren in Uetersen sportlich aktiv - im Prisma-Gesundheitsstudio von Klaus Petzold. "Tony war von 2002 bis 2009 hier Mitglied, hat Taekwondo betrieben", so Petzold. Zuletzt sei er auf Yoga umgestiegen, weil er aus Zeitmangel kaum noch zum Trainieren kam. "Er war ja ständig auf Achse." Petzold erinnert sich gerne an Gespräche mit dem Musiker. "Er hatte eine ähnliche Lebenseinstellung wie ich, war ein ausgezeichneter Zuhörer." Sheridan, der sich neben seiner Musik auf Heraldik (Wappenkunde) spezialisierte, fertigte für Petzold 2005 ein eigenes Wappen an.

"Er war auch mit unserem Ortswappen nicht zufrieden und hatte mehrfach angeboten, uns ein neues zu gestalten", erinnert sich Rockel. Nach dem Tod seiner Frau Anna, die im September 2011 nach schwerer Krankheit sehr jung verstarb, sei es ruhiger um Tony Sheridan geworden. Rockel: "Wir haben ihn lange Zeit gar nicht mehr gesehen." Dann allerdings sei er wieder häufiger im Ort aufgetaucht. "Ich habe ihn im Spätsommer vorigen Jahres zuletzt gesehen, zusammen mit seinem Sohn."

Vom Tod Sheridans erfuhr Rockel aus dem Internet. "Ich glaube nicht, dass ich von der Familie was höre." Die Gemeinde plane keine eigene Trauerfeier für den Promi-Bewohner.