DNA-Untersuchung im Labor soll zeigen, ob in Borstel-Hohenraden ein Wolf Beute gemacht hat

Borstel-Hohenraden/Eekholt . Zum wiederholten Mal ist im nordöstlichen Teil des Kreises Pinneberg ein von einem Tier getötetes Reh gefunden worden. Bernd Heitmann aus Borstel-Hohenraden entdeckte den Kadaver des weiblichen Rehs am Montagmorgen in der Feldmark - und verständigte sofort das Wolfsinformationszentrum im Wildpark Eekholt (Kreis Segeberg). Jäger und Naturschützer vermuten seit einiger Zeit, ein frei lebender Wolf, der offiziell im Kreis Pinneberg noch nicht nachgewiesen worden ist, könnte seit September zwischen Barmstedt und Borstel-Hohenraden Rehe gerissen und in zwei Fällen Schafherden angegriffen haben. In der Gegend von Alveslohe, im angrenzenden Kreis Segeberg, war im vorigen Jahr mittels einer sogenannten Fotofalle ein Wolf entdeckt worden. Ein solcher Nachweis gelang jüngst auch im Kreis Herzogtum-Lauenburg.

In Borstel-Hohenraden untersuchte am Montagmittag Walter Mahnert die Fundstelle rund um das tote Reh. Der "Wilddetektiv" aus Eekholt machte Fotos von Trittspuren, kartografierte den Fundort, sammelte Haarbüschel und packte den Kadaver zwecks Laboruntersuchung ein. Eine DNA-Untersuchung soll klären, ob das Reh tatsächlich von einem Wolf gerissen worden ist. Der Wolfsbetreuer aus dem landesweiten Wolfsinformationszentrum hielt sich vor Ort mit einer Deutung der Spuren zurück. Ein vorschnelles Urteil sei unseriös. Ein größerer Hund könne wie ein Wolf töten, sagt Mahnert: "Das braucht der Hund nicht zu lernen, das ist Instinkt." Nach Meinung der Wolfsexperten im Norden aber ist es sehr wohl möglich, dass der Segeberger Wolf bis in den Kreis Pinneberg hinein agiert. So könnten Wölfe mühelos in einer Nacht mehrere Dutzend Kilometer zurücklegen. Walter Mahnert: "Der Gedanke fällt häufig noch schwer, dass bei uns wieder Wölfe leben. Der Wolf hat damit vermutlich weniger Probleme als wir Menschen. In Italien ist es längst alltäglich, dass die Tiere bis an den Rand der Städte kommen."

Jagdpächter Heinz Hachmann-Thießen wollte am Montag in Borstel-Hohenraden angesichts der Biss- und Fressspuren an dem toten Reh ausschließen, das Füchse oder Krähen das Fleisch des Wildtieres bis auf die Knochen gefressen haben. Er und seine Jagdkollegen hatten in den vergangenen Wochen wiederholt beklagt, dass Hundebesitzer ihre Vierbeiner unangeleint durch die Feldmark zwischen Pinneberg, Borstel-Hohenraden und Tangstedt laufen ließen. Davon weiß auch Anwohner Bernd Heitmann zu berichten: "Erst vor Kurzem habe ich beobachtet, wie ein großer Hund ein Reh gehetzt hat. Der Hund hat nur abgelassen, weil er sich vor mir erschreckt hat." Häufig kämen Auswärtige in Fahrzeugen mit Hamburger Kennzeichen, um in der Feldmark gleich mehrere Hunde auszuführen - häufig genug ohne Leine.