CDU, Grüne, FDP und KWGP planen Ausstieg aus der Vermarktung von Gewerbe-Grundstücken. SPD kritisiert Kirchturmdenken

Kreis Pinneberg. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft WEP des Kreises Pinneberg soll sich künftig auf Dienstleistungen für die Kommunen konzentrieren. Ankauf, Entwicklung und Vermarktung von Gewerbeflächen sollen nicht mehr zu ihren Aufgaben gehören.

Darin sind sich CDU, Grüne, FDP und KWGP im Hauptausschuss einig. Sie lassen prüfen, ob die Kreisverwaltung nicht auch "Wirtschaftsförderung in Eigenregie" betreiben könne. Damit wäre die WEP ganz überflüssig.

"Das ist ein Wirtschafts-Verhinderungs-Programm, was diese unheilige Allianz da beschlossen hat", kritisiert SPD-Fraktionschef Hannes Birke. "Wirtschaftspolitisch ist das katastrophal." Erneut würde die Kreisgesellschaft zum Spielball politischer Machtinteressen, so Birke. Die CDU fürchte die Konkurrenz der WEP gegenüber den Kommunen, die Grünen wollten weitere Baugebiete verhindern. Birke: "Das ist Kirchturmdenken."

Grünen-Fraktionschef Thomas Giese sagt: "Wir sind gegen weitere Versiegelungen. Gewerbeflächen auf der grünen Wiese sind kein Geschäftsmodell mehr." Vielmehr solle die WEP mit den Kommunen zusammenarbeiten, um dort alte, nicht mehr gebrauchte Gewerbeflächen zu "revitalisieren".

WEP-Chef Harald G. Schroers sagt, dass er schon heute zahlreiche Investoren abweisen müsse. Die WEP habe seit 2000 jährlich 13 Hektar Gewerbeland verkauft. Ihr Vorrat an bebaubaren Flächen sei so von 70 auf nur noch 18 Hektar zurückgegangen. Aktuell gebe es nur noch kleine Grundstücke in Elmshorn, Quickborn, Tornesch, Barmstedt und Heede. "Der Mangel an Gewerbeflächen im Kreis Pinneberg wird sich noch verschärfen", sagt Schroers.

Diese Aussagen bestätigen Gutachten, die den Kreispolitikern vorliegen. Danach wird der wirtschaftlich noch dynamische Landkreis im Jahr 2025 Schlusslicht aller Landkreise als Wirtschaftsstandort in der Metropolregion sein. Mit einem Vorrat an baufertigen Gewerbegrundstücken von zurzeit 75 Hektar in allen Kommunen habe der Kreis Pinneberg nur ein Drittel der Flächen von Steinburg oder Segeberg. Das Potenzial Stades ist achtmal so groß.

Insofern wird es durchaus kritsich gesehen, dass die WEP sich aus dieser Kernaufgabe der Wirtschaftspolitik verabschieden soll. Landrat Oliver Stolz warnt davor, dass die seit Jahren betriebene Abverkaufs-Politik der Grundstücke bald zu einem Ausverkauf führe und damit die Umsatzerlöse der WEP sinken. "Folglich müssten entweder Personalressourcen der WEP ebenfalls zurückgefahren werden oder der Bereich der Wirtschaftsförderung seitens des Kreises höher mit Fördermitteln ausgestattet werden."

Die WEP wird vom Kreis mit 200.000 Euro im Jahr bezuschusst und erwirtschaftet etwa 700.000 Euro aus Grundstücksverkäufen. Das Eigenkapital der WEP beläuft sich auf 8,7 Millionen Euro.