Thea Kleinwort erinnert sich an die Nacht, in der ihr Haus ausgebombt wurde

Wedel. "Donald, du musst es wissen", schrieb Thea Kleinwort ihrem Sohn. Vor 20 Jahren fasste die Wedelerin den Entschluss, ihrem Nachkommen die Erinnerungen an die schlimmste Nacht ihres Lebens aufzuschreiben, der Nacht, in der ihre Familie ausgebombt wurde. Während der Gedenkveranstaltung zum Angriff auf Wedel vor 70 Jahren trägt sie diesen Bericht auch in der Kirche am Roland vor. Denn sie ist eine der zahlreichen Zeitzeuginnen, die am 3. März von den Geschehnissen berichten werden.

Als die Bomber kamen und Wedel brannte, war Thea Kleinwort 13 Jahre alt. Sie saß mit ihrer Familie spätabends am Essenstisch. Übers Radio kam die Sondermeldung, dass sich feindliche Verbände über der Elbmündung nähern. "Mein Vater löschte das Licht. Doch keiner dachte, dass uns je so etwas passieren könnte," sagt Kleinwort. Gegen 20.45 Uhr schrillt der Voralarm, kurz danach Vollalarm, die Familie flüchtet in den Keller, die Bomben schlagen ein. Auch im Haus der Kleinworts an der Wedeler Hafenstraße. Der Dachstuhl brennt. Thea und ihre Mutter versuchen über das Telefon in der Küche, die Feuerwehr zu rufen. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht wissen: Ein Großteil Wedels steht in Flammen. Die Feuerwehr ist nicht zu erreichen. Der Luftdruck einer weiteren Detonation schleudert Theas Mutter unter die aus den Angeln gehobene Küchentür. Sie ist verletzt. "Ich weiß bis heute nicht, woher ich die Kraft nahm, sie zu befreien", sagt die Wedelerin. Mit Hilfe von Soldaten, die im Schulauer Fährhaus untergebracht waren, bekamen sie den Brand in der Nacht unter Kontrolle. Doch nur der Anbau konnte gerettet werden.

Am morgen stand die Familie vor den Trümmern ihres Hauses. "Alles, was meine Eltern in 15 Jahren zusammengespart hatten, war in knapp einer Stunde vernichtet worden. Ich habe meinen Vater zuvor nie weinen sehen." Als die Engländer am Kriegsende nach Wedel kamen, hatten die Kleinworts das Haus soweit wieder aufgebaut, dass der darin untergebrachte Laden wieder lief. Thea Kleinwort lebt bis heute in dem Haus, dem man äußerlich die Zerstörung von damals am Gemäuer noch ansehen kann.