Die CDU wirft der Bürgermeisterin Hinterzimmermentalität vor und fordert Transparenz. Ein anonymes Schreiben sorgt für Ärger.

Uetersen. Die einen wollen sie, die anderen wollen sie um jeden Preis verhindern. Seitdem die islamische Gemeinde mit einem Bauantrag für eine neue Moschee an der Katharinenstraße vorgeprescht ist, brodelt es in Uetersen. Anonyme Schreiben machen die Runde, in denen sich der oder die Verfasser gegen den Neubau in der Wohnstraße vehement wehren. Zu laut, zu enge Straßen für den Besuchsverkehr und ein zu groß geplantes Gebäude für das Grundstück mitten im Uetersener Wohngebiet führen die Kritiker als Argumente an. Die Kommunalpolitiker halten dagegen und fordern von den Verfassern, erst einmal mit ihrem Namen für ihre Meinung einzustehen.

Darum geht es: Die türkisch-islamische Gemeinde mit Sitz in Uetersen plant den alten Rotklinkerbau, der ihnen schon lange zu klein geworden ist, durch einen zweigeschossigen unterkellerten Neubau zu ersetzen. Hier soll Platz für kleine Geschäfte, einen großen Gebetsraum, die Wohnung des Vorbeters, eine Bibliothek, Konferenzräume, Büros und einen Veranstaltungsraum für die Jugend sein. Das Gebäude soll mit zwei beleuchteten Türmen und einer gläsernen Kuppel versehen sein. Die Mehrheit der im Uetersener Rat vertretenen Parteien steht den Plänen positiv gegenüber. Betroffene Anwohner wehren sich gegen das Projekt. "Wir haben Angst vor irgendwelchem Randalismus", heißt es in einem der vielen anonymen Schreiben, das an Politiker, Verbände und Institutionen ging.

Das Thema ist sensibel, so sensibel, dass Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen es lieber in kleiner Runde hinter verschlossenen Türen besprechen möchte. Am Montag, 18. Februar, von 18 Uhr an hat die Verwaltungschefin dafür die Fraktionsspitzen und den Vorsitzenden der islamischen Gemeinde, Ümit Dogan, ins Rathaus geladen. Vier Fraktionschefs, Hansen und Dogan an einem Tisch, das ist aus Sicht der CDU einfach viel zu wenig. "Das Thema geht doch alle an. Das können wir doch nicht im kleinen Kreis hinter verschlossenen Türen behandeln", kritisiert Andreas Stief, Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten in Uetersen. Er appelliert an die Bürgermeisterin und die anderen Parteien, die Debatte um den Moschee-Bau öffentlich zu machen, mehr Leute ins Boot zu holen. "Fehlende Transparenz schürt Misstrauen, und das können wir uns bei diesem sensiblen Thema nicht leisten", so der CDU-Chef. Für ihn sei das Thema lang genug gedeckelt worden, sagt Stief in Richtung Hansen. "Ich wünsche mir eine offenere und souveränere Diskussion zu diesem Thema. Das klein zu halten, kann nicht sein. Von einer Bürgermeisterin erwarte ich mehr. Sie muss alle mitnehmen und die Moderation übernehmen." Von den Anwohnern fordert Stief, sich konstruktiv zu beteiligen, statt anonyme Schreiben zu verfassen.

Die Christdemokraten appellieren auch an die türkisch-islamische Gemeinde, ihre Pläne zu konkretisieren.

Was sagen nicht direkt Betroffene zu den umstrittenen Plänen? Barbara Wilbrandt, 54, findet: "Alle sind gleich berechtigt, ihren Glauben auszuleben, für mich ist das gar kein Problem. Meiner Meinung nach kann die Moschee direkt in Uetersen gebaut werden."

"Natürlich, der Ausländeranteil ist groß und jeder hat den Anspruch auf seine Religion. Aber eine Moschee hat trotzdem einen negativen Beigeschmack, zum Beispiel ist es sehr laut, wenn die Moslems zum Gebet gerufen werden. Ich denke, solange die Moschee nicht direkt nebenan ist, sondern etwas außerhalb, ist das in Ordnung.", erklärt Ingrid Schneider, 47.

"Religionsfreiheit. Mehr kann man dazu nicht sagen, das muss akzeptiert werden. Mich würde eine Moschee nicht stören, solange alles im Rahmen bleibt", so Andreas Münster, 44.

Bürgermeisterin Andrea Hansen, SPD, verteidigt indes ihr Vorgehen. "Ich bin sehr für die Einbeziehung der Öffentlichkeit. Wir brauchen aber zunächst eine Vorabklärung, welche Grundstücke für ein derartiges Vorhaben geeinigt sind." Dies müsse in kleiner Runde erfolgen. "Wir werden keine Lösung erzielen, wenn die Stimmung von Beginn an aufgeheizt ist." Hansen erwartet, dass der Verwaltung nach dem Termin am Montag Prüfaufträge für geeignete Flächen vorliegen. Sobald ein Standort gefunden ist, "müssen wir versuchen, eine Akzeptanz in der Bevölkerung für das Projekt zu erzeugen".

Bürgervorsteherin Heike Baumann, SPD, stimmt der Bürgermeisterin zu. Wenn klar ist, welche Flächen in Frage kommen, strebe die SPD eine breite öffentliche Beteiligung an. Baumann: "Wir können uns gegebenenfalls eine Einwohnerversammlung vorstellen." Auch Rolf Maßow (FDP) hält die bisherige Öffentlichkeitsbeteiligung für ausreichend. "Gewisse Dinge, wie etwa Bauvoranfragen, müssen aber nicht öffentlich behandelt werden, weil es das Gesetz so vorschreibt."