RUAG COEL GmbH in Wedel entwickelt Simulatoren für militärische Übungen. Kunden kommen aus aller Welt

Wedel . An der Feldstraße in Wedel, in einem von außen unscheinbaren Bürogebäude, wird Krieg simuliert. Die RUAG COEL GmbH, Tochterunternehmen des Sicherheits- und Technologiekonzerns RUAG aus der Schweiz, ist eine High-Tech-Schmiede, in der vor allem Simulatoren zur Ausbildung von Militärs entwickelt und gefertigt werden. Armeen aus beinahe aller Welt kaufen die Produkte, um ihre Soldaten - ob virtuell am Computer oder im Live-Training auf Übungsplätzen - möglichst realitätsnah auf deren Einsätze in Krisen- und Kriegsgebieten vorzubereiten.

"Der Simulation sind praktisch keine Grenzen gesetzt", sagt Philippe Tomczyk von RUAG. Der Offizier der Reserve visiert mit einem optischen Gerät, das an ein Fernglas erinnert, einen Landrover auf dem Parkplatz vor dem Firmengebäude an. Ein Empfänger auf dem Dach des Fahrzeugs schaltet von Blau auf Rot, am Heck zündet Pyrotechnik und eine Rauchwolke steigt auf. Während einer Gefechtsübung wäre jetzt unübersehbar klar, dass der Landrover getroffen und unbrauchbar ist.

Geräte zur Erzeugung filmreifer pyrotechnischer Effekte sind ein Segment der Produktpalette des wehrtechnischen Unternehmens. Rauch, Blitze, Knalleffekte - die Explosion ganzer Häuser kann auf spektakuläre Art und Weise dargestellt werden.

Um Soldaten auf möglichst viele Gefahren, wie sie in Kampfeinsätzen auf sie lauern, vorzubereiten, werden von der RUAG COEL GmbH zum Beispiel auch Simulatoren gebaut, die Sprengfallen nachempfinden. Etwa in Form von Handys oder auch Tennisbällen, die, mit Sprengsätzen verbunden, von Taliban-Kämpfern in Afghanistan ausgelegt werden, um Soldaten der ISAF-Truppen in die Falle zu locken. Wer gegen den vermeintlich harmlosen Tennisball kickt, sprengt sich und seine Begleiter in die Luft . . .

"Wir haben zu lange in der heilen Welt der Bundeswehr gelebt, jetzt sind wir eine Einsatzarmee", sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete Ingo Gädechens aus Ostholstein, der mit den Mitgliedern des Wirtschaftsrats der schleswig-holsteinischen CDU bei den Wehrtechnikern in Wedel zu Besuch ist. Die Politik habe sich lange gescheut, zu kommunizieren, dass die Bundeswehr in kriegerische Handlungen verwickelt werde. Gädechens, Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestages, spricht sich deutlich für weitere Investitionen in modernste Rüstungstechnik aus. "Ich wünsche mir, dass wir in Deutschland in absehbarer Zeit selbst in der Lage sind, Drohnen zu entwickeln", so der Parlamentarier. Er bricht eine Lanze für die Branche. "Wehrtechnik ist keine Schmuddelindustrie, sondern Lieferant von Sicherheit", sagt Gädechens in Wedel. Es sei für junge Ingenieure nicht interessanter ein Kreuzfahrtschiff zu bauen als eine Fregatte für die Bundesmarine.

Zu den annähernd 50 Mitarbeitern, die RUAG COEL in Wedel beschäftigt, zählen hochspezialisierte Ingenieure und Informatiker. Sie arbeiten vor allem auch an solchen Simulatoren, die auf Lasertechnik basieren. Die Geräte können auf dem Sturmgewehr eines einzelnen Infanteristen ebenso angebracht werden wie, in größerer Form, auf Geschützen oder Panzern. Anhand des Laserstrahls, der von dem Gerät ausgeschickt wird, ermittelt der Simulator innerhalb von Sekundenbruchteilen, ob beziehungsweise mit welchen Folgen der Schuss getroffen hätte. Nicht nur der Schütze erhält sofort eine Rückmeldung. Auch sein "Gegner" erfährt, ob es um ihn geschehen ist. "Kill, kill, kill", verkündet ein akustischer Signalgeber den Tod eines Soldaten. Dank der modernen Sensorik, die auf den Körperrüstungen von Soldaten angebracht ist, ermitteln die Simulatoren, ob der Übungsteilnehmer nur verwundet oder tödlich verletzt wurde. Dieses System trägt den Namen Gladiator. Die dabei verwendete Lasertechnik ist so konzipiert, dass sie unschädlich für das Augenlicht der Übungsteilnehmer ist.

Wie Steffen Goda, Vorsitzender der Geschäftsführung der RUAG COEL GmbH, sagt, erwirtschaftete das Unternehmen in Wedel zuletzt einen Jahresumsatz von rund 9,8 Millionen Euro. Weltweit hat der Konzern RUAG 7700 Mitarbeiter, annähernd 2400 davon in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern des Konzerns zählen auch Luft- und Raumfahrtechnik bis hin zur Entwicklung von Landesystemen von Drohnen. Nach Meinung von Goda werden die technischen Anforderungen, die an den Soldaten der Zukunft gestellt werden, immer größer werden: "Wir brauchen sehr gut ausgebildete Soldaten."

Für Bertram Zitscher, Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates der CDU, hängen an der wehrtechnischen Branche in Schleswig-Holstein hochtechnisierte Arbeitsplätze. Andreas Sedlmayer, geschäftsführender Gesellschafter der Autoflug-Gruppe mit Sitz in Rellingen, sagt, die wehrtechnische Branche im Norden sei vor allem mittelständisch geprägt. Steffen Goda appelliert an die politischen Entscheidungsträger, den Firmen Planungssicherheit zu verschaffen: "Wir brauchen stabile Aussagen zur grundsätzlichen Ausrichtung der Bundeswehr."