Beide Elmshorner Parteien legen sich auf den Stadtrat als Bürgermeister-Bewerber fest

Elmshorn. Es war fast so etwas wie ein Wettrennen beider großer Parteien. Wem würde es zuerst gelingen, den parteilosen Ersten Stadtrat Volker Hatje als seinen Bürgermeister-Kandidaten zu nominieren? Am Ende hatte die CDU hauchdünn die Nase vorn. Am Dienstagabend sprach sich die Mitgliederversammlung der Union einstimmig für den 51-Jährigen aus. Am Donnerstagabend zogen die SPD-Mitglieder nach. Das Votum: Einstimmig bei zwei Enthaltungen.

Das Tauziehen um den besten - und bislang einzigen - Bewerber begann schon im November 2011. Fast zwei Jahre vor der Wahl verkündete der CDU-Ortsvorstand, Hatje sei Wunschkandidat der Union. "Wir wissen von Herrn Hatje, dass er keineswegs die Absicht hat, sich als Kandidat der CDU vereinnahmen zu lassen", reagierte damals SPD-Ortschef Ernst Dieter Rossmann verschnupft auf den CDU-Vorstoß. Die Personalie geriet dann in Vergessenheit.

Bis zum 7. Januar. Da beschlossen Orts- und Fraktionsvorstand der SPD einstimmig, sich auf den 51-Jährigen als SPD-Kandidaten festzulegen. Gleichzeitig wurde der 7. Februar als Datum für die Mitgliederversammlung festgelegt, auf der die Basis über diesen Vorschlag abstimmen sollte. Flugs verkündete CDU-Ortschef Christian Saborowski, er freue sich, "dass die SPD zum gleichen Ergebnis gekommen ist wie die CDU". Und er setzte noch einen drauf, in dem er die CDU-Mitgliederversammlung zwei Tage früher ansetzte als die Abstimmung bei der SPD.

"Es zählt das Ergebnis, nicht die Reihenfolge", so kommentiert Hatje den Vorgang. Er freue sich über den überwältigenden Vertrauensbeweis. "Das zeigt, dass meine Form der Zusammenarbeit über alle Parteigrenzen hinweg Anerkennung findet."

Jeweils 30 Minuten stellte der 51-Jährige seine Person, seinen Werdegang und seine zukünftigen Schwerpunkte bei CDU und SPD vor. Im Bereich Bildung und Betreuung will Hatje zusätzliche Krippen- und Kitaplätze schaffen und finanzieren. Zudem will sich der 51-Jährige für längere und flexiblere Öffnungszeiten der Einrichtungen einsetzen, Ganztagsangebote an Grundschulen schaffen und für die Jugendlichen nach dem Apollo-Aus eine neue Anlaufstelle finden. Der zweite große Schwerpunkt sind die Stadtentwicklung, die Ausgestaltung des Sanierungsgebietes Krückau/Vormstegen und der dortige Rathaus-Neubau. Hatje: "Die Stadt steht vor großen Herausforderungen, wir müssen diese alle gemeinsam angehen."

Eine große Herausforderung wartet indes auf die Parteichefs von SPD und CDU. Sie müssen zusammen im Rathaus vorstellig werden, um dort den gemeinsamen Wahlvorschlag Volker Hatje auf den Weg zu bringen. "Das kriegen wir hin", sagt SPD-Mann Rossmann. Und er fügt hinzu: "Volker Hatje ist Kandidat der SPD. Wenn er auch Anerkennung und Unterstützung durch andere Parteien erfährt, ist es für ihn um so besser." Wahrscheinlich wird sich auch die FDP dem gemeinsamen Wahlvorschlag anschließen. In deren Fraktion hat sich Hatje bereits vorgestellt. Einen Termin für eine Mitgliederversammlung gibt es noch nicht.

Einen Wahltermin auch nicht. Allerdings läuft alles auf den 22. September, den Tag der Bundestagswahl, hinaus. Der Gemeindewahlausschuss legt am 18. März den Wahltermin fest. Laut der geänderten Gemeindeordnung muss die Stadt die Top-Position nicht mehr offiziell ausschreiben. "Die Politiker haben entschieden, dass darauf verzichtet werden soll", sagt Brigitte Fronzek. Sie ist noch bis zum 31. Dezember Verwaltungschefin und übernimmt, da sie nicht für eine vierte Amtszeit kandidiert, die Funktion der Wahlleiterin.

Bei ihr müssen mögliche weitere Bewerber ihre Unterlagen einreichen. Bewerbungsschluss ist am 5. August um 18 Uhr. Kandidaten, die nicht von einer Partei vorgeschlagen werden, müssen bis dahin 195 Unterschriften wahlberechtigter Elmshorner Bürger vorlegen. Als einzige Partei verweigern die Grünen Hatje ihre Unterstützung. Einen eigenen Bewerber konnten sie bisher jedoch auch nicht präsentieren. Der Stadtrat will nach der Kommunalwahl mit seinem Wahlkampf starten.