Nach Brandbrief der Schulleiter sind Parkplatzgebühren vom Tisch. Volkshochschul- und Büchereifans müssen draufzahlen.

Wedel. Wedels Lehrer atmen auf. An ihnen geht im Sparjahr der Kelch noch einmal vorüber. Sie müssen im Unterschied zu ihren Kollegen in der Pleitestadt Pinneberg vorerst für einen Parkplatz an der Schule nicht zahlen. Das entschied eine deutliche politische Mehrheit im zuständigen Bauausschuss am Donnerstag. Die Kuh ist damit vom Eis. Runter geholt haben sie die Leiter der betroffenen Wedeler Schulen. Sie taten sich zusammen, schrieben einen dreiseitigen Brandbrief an die Kommunalpolitiker, kritisierten die Pläne als ungerecht, arbeitserschwerend und sinnlos. Das zeigte Wirkung.

"Offenbar hat das Schreiben positive Effekte bewirkt", gibt auch Antonius Soest zu. Der Chef der Gebrüder-Humboldt-Schule in Wedel übernahm die Rolle des Sprechers für die Runde aus fünf Schulleitern. Er hält die Entscheidung der Politiker, auf die Einführung der Parkplatzvermietung zu verzichten, für vernünftig. "Wir wissen alle in der Stadt, dass wir derzeit sparsam sein müssen. Aber der ökonomische Effekt wäre gering gewesen", sagt Soest. Er glaubt nicht an die von der Verwaltung geschätzten 33.000 Euro, die die Vermietung von 100 Lehrerparkplätzen pro Jahr einbringen sollte. "Viele Lehrer hätten aus verschiedenen Gründen das Mietangebot gar nicht wahrgenommen, sondern sich auf dem freien Markt umgesehen", so Soest. Zu den zugeparkten Anwohnerstraßen und den laufenden Ausgaben in Höhe von etwa 24.000 Euro sowie die Kosten für nötige Schranken hätte die Sparmaßnahme auch geschadet, ist sich der langjährige Wedeler Schulleiter sicher. "Es wäre ein Ausdruck mangelnder Wertschätzung gewesen. Wir bemühen uns immerhin um die Bildung der Wedeler Kinder."

Bürgermeister Niels Schmidt hält dagegen: "Im Rahmen der Haushaltskonsolidierung haben wir uns keine Tabus auferlegt." Er erklärt den Vorschlag aus dem Rathaus als Weiterentwicklung der geplanten Einführung einer allgemeinen Parkraumbewirtschaftung in Wedel. Die wiederum wird Dauerparker verdrängen, die zum Beispiel von Wedel aus in die Bahn nach Hamburg steigen.

Sie nutzen schon jetzt die kostenlose Möglichkeit in der nahe gelegenen Tiefgarage des Verwaltungsgebäudes. Damit ist bald Schluss. Bleiben Schranken und Gebühren den Lehrern noch erspart, müssen Rathausbesucher mit Pkw von Mitte 2014 an den Weg zum Kassenautomaten gehen.

Die 45 Stellflächen in der Tiefgarage sollen nach Abzug der laufenden Kosten 23.000 Euro einbringen. Was eine Stunde parken kosten soll, ob und wie es einen Gebührenerlass für diejenigen gibt, die in der Verwaltung etwas erledigen müssen, das soll in den kommenden Wochen ausgearbeitet werden.

Während die Lehrer jubeln, herrscht an anderer Stelle der Stadt Trauerstimmung. Besonders soziale Einrichtungen und Kulturträger trifft die Wedeler Spar-Odyssee. Zum Beispiel die Familienbildung. Zwar beschlossen die Parteien den Zuschuss lediglich um 3000 Euro auf 30.800 Euro zu kürzen, allerdings muss die Einrichtung seit Jahren finanzielle Tiefschläge verkraften. Die Förderung durch Landes- und Kreismittel schmolz um 31 Prozent. Erst 2012 erhöhte die Familienbildung die Kursgebühren, um die Zuschusskürzungen aufzufangen. "Wir wissen nicht, wie wir diese 3000 Euro noch einsparen können", sagt Vorstandsmitglied Wolfgang Maack. Der Verein hat sich der Stärkung der Familien durch Informations- und Kursangebote verschrieben.

Fest steht auch, dass es angesichts eines Gewerbesteuereinbruchs in Millionenhöhe und einem strukturellen Defizit von 4,5 Millionen Euro im Wedeler Haushalt den Besuchern der Stadtbücherei und der Wedeler Volkshochschule ans Portemonnaie geht. Von 2014 an soll der Familienausweis für die Bücherei statt 32 Euro 40 Euro kosten. Damit ist Wedel kreisweit die teuerste Ausleihstelle. Mehreinahmen in Höhe von 40.000 Euro verspricht sich die Stadt. Auch für die Fans der Wedeler Volkshochschule brechen teurere Zeiten an. Die Gebühren gehen rauf. Geplant ist bereits, im Herbst an der Preisschraube zu drehen. Das Ziel: 65.000 Euro zu sparen.

Wedels Spar-Marathon ist damit noch nicht vorbei. Zwei Runden gibt es noch. Der Finanzausschuss legt noch einmal nach. Am 15. Februar bekommen die Politiker eine Liste mit den erreichten Einsparungen und dem noch weit entfernten Ziel. Am Ende hat die Ratsversammlung das letzte Wort bei politisch umstrittenen Sparideen, wie zum Beispiel den Zuschuss für die Ernst-Barlach-Gesellschaft noch für die Ausstellungen in diesem Jahr zu kürzen. Klar ist, dass den Kultureinrichtungen der Stadt das Schlimmste noch bevorsteht. 17.000 Euro sollen im Bereich Kulturförderung von 2014 an eingespart werden. Wer dafür wie viel Federn lassen muss, will Bürgermeister Niels Schmidt im Dialog mit den Trägern aushandeln.