Seniorenbeirat will Tempo 70 km/h auf der Kieler Straße vor dem Altenheim Rehhagen durchsetzen, seit bereits drei Jahren.

Hasloh/Pinneberg/Kiel. Diese vier Frauen geben nicht so schnell klein bei. Seit drei Jahren kämpfen Gisela Maier, Ruth-Margrit Christiansen und Adelgunde Marxen vom Hasloher Seniorenbeirat mit Heimleiterin Nicole Brügge für ein Tempolimit auf der Kieler Straße (B 4) vor dem Altenheim Rehhagen. Bislang vergeblich. Sowohl der Fachdienst Straßenbau und Verkehr der Kreisverwaltung wie auch der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr in Itzehoe lehnen dieses Ansinnen ab.

Eine Geschwindigkeitsreduzierung unter Tempo 100 sei dort rechtlich nicht zulässig, es sei denn, eine besondere Gefahrenlage würde dies notwendig machen, lautet der Tenor der zuständigen Behörden. Ein Unfallschwerpunkt sei dieser Bereich der gut ausgebauten B 4 nicht, sagt Kreissprecher Marc Trampe. "Wir haben das Unfallgeschehen der vergangenen Jahre ausgewertet und festgestellt, dass bei keinem Unfall erhöhte Geschwindigkeit oder Überholmanöver eine ursächliche Rolle spielten."

Das können die streitbaren Frauen nicht nachvollziehen. So habe es sehr wohl schon Unfälle in Höhe des Altenheims in der Kieler Straße Hausnummer 136 gegeben, auf die dies zutraf. "2009 hat sich eine Mitarbeiterin so schwer verletzt, dass sie jetzt berufsunfähig ist", sagt Heimleiterin Nicole Brügge. Eine zweite laborierte ein halbes Jahr an ihrer schweren Unfallverletzung, bis sie wieder arbeiten konnte. Ihnen war beim Abbiegen auf das Gelände des Heimes von hinten ein Fahrzeug fast ungebremst aufgefahren.

Würde das Tempolimit von 70 km/h, wie es zunächst am Ortsausgang von Hasloh in Richtung Quickborn gilt, nur um 300 Meter verlängert werden, wären solche schweren Unfälle zu vermeiden, ist Seniorenbeiratsvorsitzende Maier überzeugt. Ohnehin will den Seniorinnen nicht einleuchten, warum "dieser Flickenteppich" an unterschiedlichen Höchstgeschwindigkeiten zwischen Hasloh und Quickborn sein müsse. Tempo 70-, 80- und 100-Regelungen wechseln sich hier anscheinend willkürlich ab.

Auch dafür haben die Verkehrsbehörden die passende Antwort. Jedes Tempolimit sei nach den örtlichen Verkehrsverhältnissen individuell zu beurteilen, schreibt der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr. "Dies kann im Ergebnis durchaus zu unterschiedlichen zulässigen Höchstgeschwindigkeiten im Verlauf einer Straße mit überörtlichem Verkehrsaufkommen führen."

Für ihre 93 Bewohner, deren Angehörige und ihre 60 Mitarbeiter sei dies ein unerträglicher Zustand, ärgert sich Heimleiterin Brügge. So müssten die Besucher und Angestellten sowie die Ärzte, Physiotherapeuten und Apotheker, die täglich zahlreich vorbeikämen, oft minutenlang warten, bis sie vom Grundstück auf die viel befahrene Bundesstraße einscheren könnten. "Und der Verkehr nimmt ständig zu."

Noch schlimmer sei es für die Bewohner. Wenn die allein oder mit ihren Angehörigen spazieren gehen wollten, müssen sie über die Straße. Denn nur auf der westlichen Seite der B 4 gibt es einen Geh- und Radweg. Für Gehbehinderte und Personen mit Rollator oder im Rollstuhl sei das ein hoffnungsloses Unterfangen, erklärt Nicole Brügge. "Dabei sind 70 unserer Bewohner noch gut zu Fuß. Die wollen sich auch bewegen. Die Behörden tun immer so, als wären wir nur eine Aufbewahrungsanstalt für alte bettlägerige Leute."

Bei einem Gespräch im Landesbetrieb in Itzehoe schlug ein Mitarbeiter vor, das Altenheim möge doch auf eigene Kosten eine Querungshilfe in Form einer Verkehrsinsel für die alten Menschen schaffen. Kosten: 400.000 Euro. Das sei für ihren Betrieb unmöglich zu erwirtschaften. "Wir haben erst vor zwei Jahre das Heim um 20 Plätze aufgestockt", sagt Nicole Brügge und betont: "Wir sind der größte Arbeitgeber Haslohs."

Nun hat sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Dieter Rossmann eingeschaltet und den Verkehrsminister Reinhard Meyer um Amtshilfe gebeten. Dieser schickte am Donnerstag vier Mitarbeiter nach Hasloh, um das Problem vor Ort zu erörtern. Jetzt soll ein zusätzlicher Geh- und Radweg auf der östlichen Seite der B 4 die Bewohner des Altenheims mit der Gemeinde Hasloh verbinden. Dafür gebe es sogar Zuschüsse vom Land.

Das reicht den streitbaren Frauen im Hasloher Seniorenbeirat aber nicht aus. Sie fordern weiterhin ein Tempolimit vor dem Haus Rehhagen. "Oder müssen wir erst die B 4 mit Rollstühlen und Rollatoren für den Verkehr blockieren?", fragt ihre Sprecherin Gisela Maier.