Beamte beziehen ihre neue Räumlichkeiten auf dem Holstenplatz und sorgen für mehr Sicherheit rund um den Elmshorner Haltepunkt.

Elmshorn. Ein Großaufgebot von Polizeifahrzeugen parkt rund um den Elmshorner Bahnhof. Dieses Bild bot sich am Dienstag den Passanten. Es könnte bald alltäglich werden. Die Bundespolizei, die für die Sicherheit des Bahnhofs und der Gleisanlagen zuständig ist, bezog ihre neuen Diensträume auf dem Holstenplatz.

Dieser Schritt gilt als wichtiges Signal, um die Sicherheit rund um den Bahnhof zu verbessern. Dort war es zuletzt regelmäßig zu teilweise schweren Straftaten gekommen. Zuletzt starb Anfang August ein 50 Jahre alter Mann in Folge einer Schlägerei auf dem Holstenplatz. Das Gelände hat jetzt die Bundespolizei von ihren 60 Quadratmeter großen Räumen bestens im Blick. "Fünf Jahre lang haben wir erfolglos nach Räumen in Bahnhofsnähe gesucht", sagt Joachim Franklin, Präsident der Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt.

Den Durchbruch brachte eine Initiative der Stadt. Ihr gelang es, eine Kneipe am Holstenplatz wegen massiver Verstöße schließen zu lassen. Als der Eigentümer die Räume in einer Ladenzeile dann zum Verkauf anbot, nutzte die Stadt das ihr zustehende Vorkaufsrecht. "Das klappte, weil der Bereich als Sanierungsgebiet ausgewiesen ist", so Bürgermeisterin Brigitte Fronzek. 60 000 Euro kostete der Erwerb des Gebäudes, das an die Polizei vermietet wird. "Wir werden gute Mieter sein und pünktlich zahlen", versprach Ole Schröder, parlamentarischer Staatssekretär im Berliner Innenministerium und zuständig für die Bundespolizei.

Es sei inakzeptabel, dass sich die Menschen am Elmshorner Bahnhof und in seiner Umgebung nicht mehr wohlfühlen würden, so Schröder. "Es gibt in diesem Bereich jeden Tag mindestens eine Straftat." Daher sei es umso wichtiger, dass die Bundespolizei dort regelmäßig präsent sei. Schröder: "Wir alle hoffen, dass der Kriminalitätsschwerpunkt rund um den Bahnhof bald nicht mehr besteht."

Dabei soll auch die örtliche Polizei helfen, die mit der Bundespolizei bereits seit langem eng und vertrauensvoll zusammen arbeitet. In den neuen Räumen in direkter Nähe zum Bahnhof sollen zwei Beamte an vier bis sechs Tagen in der Woche zwischen 16 und 23 Uhr präsent sein. Jeweils am Freitag sowie am Sonnabend sind auch längere Dienstzeiten vorgesehen. "Wir sparen Zeit, weil wir die Anzeigen hier bearbeiten können. Und die Bürger erhalten die Möglichkeit, ihr Anliegen vor Ort vorzubringen", sagt Bundespolizei-Chef Franklin. Nur eine Gewahrsamsnahme sei aufgrund des begrenzten Platzes nicht möglich. Von Elmshorn aus, das betonte Staatssekretär Schröder, sollen auch die anderen Bahnhöfe im Kreisgebiet mitbetreut werden. "Das gilt insbesondere für Pinneberg und Tornesch, aber auch für Wedel."

Zweiter Baustein des Sicherheitskonzeptes ist eine Videoüberwachungsanlage. Kameras sollen das Geschehen im Bahnhofstunnel und auf dem Holstenplatz aufzeichnen, auch die Umgebung des Tunnels sowie der Bereich der Fahrradständer sollen gefilmt werden. Die Kosten in Höhe von 39.541 Euro stehen im städtischen Haushalt, sind jedoch mit einem Sperrvermerk versehen. Läuft alles glatt, sollen die Kommunalpolitiker die Mittel im April freigeben und die Anlage noch dieses Jahr in Betrieb gehen.

Für Sigrid Pohlmann, Regionalvorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, sind das Schritte in die richtige Richtung. "Wir haben seit Jahren dafür gekämpft, dass die Polizei eigene Räumlichkeiten am Bahnhof erhält." Die Geschehnisse in der Vergangenheit, die sich rund um den Haltepunkt ereignet haben, würden für sich sprechen, so Pohlmann weiter. "Bei uns sind viele Beschwerden eingegangen." Andere Dinge würden weiter im Argen liegen. So fehle auf Bahnsteig eins eine Überdachung und das Display der Fahrkartenautomaten, die seit kurzem auf den Bahnsteigen statt im Tunnel stehen, sei bei Sonnenschein kaum ablesbar.

"Ich finde das richtig gut, dass die Polizei hier jetzt stärker präsent ist", sagt Sonja Weide. Die Frau aus Raa-Besenbek spaziert mit ihrer Tochter Sarah über den Holstenplatz in das nahe gelegene Spielzeuggeschäft. "Es ist immer ein unangenehmes Gefühl, hier über den Platz zu gehen, besonders mit Kindern", sagt die Frau. Wenn sich, wie so häufig, alkoholisierte Personen auf dem Areal treffen, "versuche ich nicht so genau hinzusehen."

"Ich hoffe, dass es jetzt besser wird", so Anja Asmussen. In den vergangenen Jahren sei sie ständig angebettelt und auch angepöbelt worden. "Mich stört das."

Rüdiger Bochow sorgt sich um die Geschäftsleute am Holstenplatz. "Für die ist das ja teilweise geschäftsschädigend." Doch ihm tun auch die Leute, die sich auf dem Platz treffen, leid "Das ist ein massives soziales Problem, das niemand anpackt." Dennoch sei es aus seiner Sicht "hervorragend, dass die Polizei jetzt vor Ort ist und endlich was passiert."