Blanca Sturm aus Ellerbek spielt die Titelrolle in “Eloise und die Vampire“ an der Hamburgischen Staatsoper. Sonntag ist Premiere.

Ellerbek/Hamburg. Eloise hängt in den Seilen. Voll durch. Doch sie holt Schwung und fegt ihre Angreifer hinweg. Ein Fußtritt, die Faust geballt, ein wütendes Fauchen, und die Vampire nehmen Reißaus, flüchten auf ihre Bäume und in ihre Hängematten. Doch immer wieder wird Eloise bedrängt.

Sogar von ihrem Vater, dem Vampir Volhek. Der ist nicht gerade der Inbegriff eines liebevoll sorgenden Vaters und hat auch Eloises vier Brüder der Mutter, der Königin, entrissen, um sie in sein Schattenreich zu holen. Seine Tochter Eloise will jetzt nur eins: Sie will die vier Brüder befeien, die Volhek nachts in Fledermäuse verwandelt und in ein paar Tagen endgültig in Vampire verhexen will. Ob Eloise das große Abenteuer gelingt?

"Eloise und die Vampire" heißt die Kinderoper von Karl Jenkins, die die Hamburgische Staatsoper jetzt in der Kinderoper-Reihe Opera piccola aufführt. Am Sonntag, 3. Februar, hat die Kinderoper Premiere.

Blanca Sturm spielt diese Eloise. Sie muss allerlei Abenteuer bestehen in dieser dunklen Zwischenwelt der Vampire. Es gibt zwei Besetzungsteams. Blanca ist die Eloise der blauen Gruppe. Das 15 Jahre alte Mädchen aus Ellerbek steht zum ersten Mal auf einer großen Bühne und dann auch gleich als Prinzessin auf Vampir-Jagd in der hoch gelobten Reihe der Opera piccola an der Staatsoper.

"Das ist ganz schön aufregend", sagt Blanca. Ihre Wangen glühen nach der temporeichen Probe, in der die jugendlichen Darsteller erstmals in Kostümen auf der Bühne stehen. "Ich habe im vorigen Jahr schon in 'Räuber Hotzenplotz' auf dieser Bühne gespielt, allerdings in einer kleinen Rolle als verzaubertes Tier ohne Text", sagt Blanca. Der Tipp, sich für das Casting bei der Opera piccola zu bewerben, kam von ihrem Bruder Frederik. Der schwang sich schon als kleiner Tarzan quer durch den hohen Zuschauerraum der Hamburger Flora, konnte aber bei "Eloise" nicht mitspielen, weil er gerade ein Schuljahr in den USA verbringt.

Seine Schwester Blanca indes lebt ihre Rolle als Prinzessin, die ihre großen Brüder retten will. Bis zur ersten Probe in den richtigen Kulissen und im Kostüm hat sie viele Proben absolviert. Sprechproben, Ablaufproben, Bewegungsproben, das muss eine 15 Jahre alte Schülerin, die in die achte Klasse des Johannes-Brahms-Gymnasiums in Pinneberg geht, erst einmal mit dem Schulalltag vereinbaren können. Der Unterricht dauert in G8-Zeiten immer länger, die Ansprüche an die Schüler werden immer höher.

Blanca nimmt das sportlich. Schließlich tanzt sie seit zehn Jahren Ballett in einer Halstenbeker Ballettschule, spielt Fußball in einem Verein und reitet. "Ich komme direkt nach der Schule hierher", sagt Blanca. Wenn die Zeit nicht reicht, fährt ihre Mutter, Bibliotheksleiterin der Ellerbeker Bücherei, die Tochter zur Probenbühne in der Opera stabile. "Die Eloise zu spielen, bringt mir aber so viel Spaß, dass ich die Fahrt direkt nach der Schule zur Hamburger Oper gern in Kauf nehme, denn ich lerne hier sehr viel", sagt Blanca.

Von Regisseurin Kerstin Steeb beispielsweise, die das junge Opern-Ensemble derart temperamentvoll leitet, als würde sie am liebsten selbst mitspielen. Oder vom musikalischen Leiter Benjamin Gordon, der schon mehrere Opera-piccola-Aufführungen dirigierte und für "Eloise und die Vampire" eine eigene Fassung des Stückes mit eigenen Musiknummern und einer neuen Orchestrierung geschaffen hat. Er korrigiert auch schon mal den Einsatz der Stimmen. Blancas Stimme ist trainiert, denn sie singt an ihrer Schule im Chor, spielt dort Theater und steht gerade als Berta von Bruneck in Schillers Schauspiel "Wilhelm Tell" auf der Bühne.

Ohnehin hat die 15-jährige Ellerbekerin schon so einiges im Programm. Neben Fußball, Tanzen und Reiten spielt sie Saxofon und E-Bass, liest gern Fantasy-Bücher und - schreibt ein Buch.

"Das handelt von einem Mädchen, das durch einen Blitz beim Gewitter in einen Geist verwandelt wird. Das hat ein bisschen Ähnlichkeit mit 'Eloise und die Vampire', deshalb finde ich dieses Stück auch so gut", sagt Blanca. Zwei Welten würden in "Eloise" aufeinander prallen, dazu käme die Auseinandersetzung ihrer Figur mit dem Erwachsenwerden: "Das zu spielen, ist unglaublich spannend."

Und wenn sie weder tanzt, reitet, Fußball spielt, schauspielert, liest oder schreibt? "Dann reise ich", sagt die unternehmungsfreudige 15-Jährige selbstbewusst. 2012 lebte sie beispielsweise einige Zeit bei einer Gastfamilie in Irland. 2014 möchte sie ein Auslandsjahr einlegen, am liebsten in Colorado in den USA "weil es dort so viele Pferde gibt". Auch ihr berufliches Ziel ist schon fest umrissen: "Ich will Englisch und vielleicht auch Deutsch auf Lehramt studieren."

Bis Ende Februar aber muss sie noch ihre Fledermaus-Brüder retten. Und die Distelwollknäuel fangen, mit der die Zuschauer Blanca während der Aufführungen bewerfen - während sie in den Seilen hängt.