Zwei von drei Jugendbetreuern sind fort, aber ihre Stellen sollen nicht sofort neu besetzt werden. Jugendarbeit kommt auf den Prüfstand.

Rellingen. Der König ist tot, lang lebe der König. Die Gemeinde Rellingen, die mit Jörn Folster und Ester Vollmer den Weggang gleich zwei ihrer drei hauptamtlichen Jugendbetreuer verkraften muss, will aus der Not eine Tugend machen. Im Zuge der personellen Veränderungen soll die gesamte Jugendarbeit der Kommune auf den Prüfstand gestellt und gegebenenfalls aktuellen Entwicklungen angepasst werden. Das Motto der Gemeindeverwaltung: Jugendarbeit ist stets im Wandel.

Besonders schwer wiegt, dass Rellingen Jörn Folster als langjährigen Ortsjugendpfleger verliert. Nach 15 Jahren Jugendarbeit vor Ort zieht es Folster zur Kreisverwaltung, wo er Kreisjugendschützer werden soll. Dass Folster, der schon im Februar seine neue Tätigkeit aufnehmen wird, sich verabschiedet, kam für die Gemeinde überraschend, wie Bürgermeisterin Anja Radtke sagt. "Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir Mitarbeiter an den Kreis verlieren." Eine Anspielung wohl vor allem auf den früheren Bürgermeister und heutigen Landrat Oliver Stolz.

"Wir haben jetzt die Chance, uns bei der Jugendarbeit neu aufzustellen", so die Bürgermeisterin. Daran mitwirken soll vor allem der bisherige Jugendpfleger Daniel Mietz, der als Nachfolger Folsters in Zukunft Hauptansprechpartner für die jungen Leute ist. "Jugendarbeit, das ist vor allem Beziehungsarbeit", sagt Mietz.

Getrennt hatte sich die Gemeinde ihrerseits vor Ablauf der Probezeit von der erst im Herbst 2012 eingestellten Jugendpflegerin Ester Vollmer, die sich vor allem um den Jugendtreff Oase gekümmert hatte. Und das, glaubt man Besuchern des Jugendtreffs, obwohl Ester Vollmer gut bei den Jugendlichen in Rellingen angekommen war. Zu den Details von Vollmers Abschied wollte sich Anja Radtke nicht äußern.

Bevor die beiden Stellen neu besetzt werden, will Rellingens Verwaltung erarbeiten, welche Anforderungen an künftige Jugendpfleger gestellt werden. Die Gemeinde schlägt der Politik vor, dazu einen interfraktionellen Arbeitskreis zu bilden.

Die Bürgermeisterin und Silke Mannstaedt als Fachbereichsleiterin für Familie, Soziales und Kultur im Rathaus sagen, die Jugendarbeit habe in Rellingen weiter einen hohen Stellenwert. Ein Indiz dafür sei, dass im Etat des laufenden Jahres annähernd 227.000 Euro für die Jugendarbeit eingestellt seien. In die Oase kommen im Durchschnitt mehr als 30 Besucher täglich, ebenso viele Kinder und Jugendliche nutzen an Spitzentagen die Angebote des Jugendmobils.

Bis das Konzept für die Jugendarbeit der Zukunft steht, will die Gemeinde in einer Übergangszeit den jungen Leuten das bisherige Programm bis auf kleine Einschränkungen bieten, wie Silke Mannstaedt sagt. So wird sich Nicole Schmerse 30 Stunden in der Woche um die Oase kümmern. Das Jugendzentrum ist täglich von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Ebenfalls den Rellinger Jugendlichen gut bekannt ist Enriko Dechau, der sich federführend um das Jugendmobil kümmern wird. Dieses Jugendmobil steuert, wenn es demnächst repariert ist, nach den Osterferien an drei Tagen in der Woche folgende Treffpunkte an: dienstags (14 bis 18 Uhr) die Schule Krupunder, mittwochs (14 bis 18 Uhr) den Spielplatz Hans-Reumann-Straße, donnerstags (14 bis 20 Uhr) den Spielplatz Krupunder Ring. "Unsere Jugendlichen treffen mit den beiden bewährten Vertretungskräften auf bekannte Gesichter. Sie werden keinen Unterschied feststellen", so die Fachbereichsleiterin Mannstaedt. Sie räumt ein, dass es schwer werde, gutes Personal zu finden.