Exzellente Nachwuchsmusiker überzeugen bei den appen classics ihr Publikum

Appen - . Sergej Rachmaninov, der russische Meisterpianist und Komponist mit Hang zu Melancholie und wuchtiger Ekstase, ist nicht jedermanns Sache. Doch wenn sich zwei herausragende Nachwuchstalente wie Pianist Martin Klett und Cellist Charles- Antoine Duflot seiner Musik annehmen, rocken die spätromantischen Geniestreiche den Saal. Rachmaninovs g-Moll-Sonate op. 19 war nicht nur die größte musikalische Herausforderung der jüngsten Ausgabe von appen classics, sondern auch der krönende Höhepunkt eines mitreißenden Abends im voll besetzten Bürgerhaus.

Das lag vor allem daran, dass die beiden mehrfach ausgezeichneten Mittzwanziger für ihr Großprojekt eine stimmige gemeinsame Sprache fanden. Ihr exzellentes Spiel faszinierte als packender Pas de Deux zweier Solisten, die die Sonate bis in ihre feinsten Verzweigungen verinnerlicht hatten. Buchstäblich Schulter an Schulter donnerten, wirbelten und spitzelten die beiden durch den rasanten Viersätzer. Souverän bauten sie hier eine Kunstpause ein, setzten dort prägnante Akzente, streichelten die elegischen Momente der vielschichtigen Komposition.

Duflot hatte schon im Mittelteil des mit drei Konzertstunden sehr langen Abends im Zusammenspiel mit Pianist und Programmchef Henning Lucius und Mezzosopranistin Judith Thielsen seine Klasse aufschimmern lassen. Vor allem bei Andre Previns Liedern „Mercy“ und „Stones“ hatte er sich instinktsicher durch das hügelige musikalische Gelände der zeitgenössischen Komposition gezupft und gestrichen. Auch Sängerin Thielsen war ein Gewinn für den Abend. Sie glänzte mit farbiger, kraftvoller Intonation vor allem in den dramatischen Passagen der Lieder von Britten, Wolf und Previn, die den Mittelteil des Konzerts bestimmten. Moderator Lucius setzte sich dabei als behutsamer, aufmerksamer Begleiter am Klavier auch musikalisch gut in Szene. Im ersten Teil des Abends hatte Pianist Klett Bühne und Aufmerksamkeit für sich gehabt und mit einem anspruchsvollen Programm von Haydn bis Gershwin einen weiten Bogen gespannt.

Beim nächsten Konzert im September wird die Bühne einem Weltstar an der Klarinette gehören. Sabine Meyer gibt sich die Ehre. Und auch für den September 2014 hat das Team um Festivalchef Michael Herm bereits einen Großen seiner Zunft verpflichtet: Der Geiger Christian Tetzlaff kommt mit seinem Quartett.